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# taz.de -- Studie zu Diskriminierung beim Film: Belästigung als Normalzustand
> Die Initiative „Vielfalt im Film“ hat Filmschaffende zum Thema
> Diskriminierung befragt. Das Ergebnis ist erschreckend.
Bild: „Ton ab!“ und „Klappe!“: Im Filmgeschäft ist in Sachen Diversity…
„Ein Arbeitsklima, in dem Frauen kategorisch nicht ernst genommen und
verniedlicht werden.“ „Meine Agentur hat gesagt, ich bekomme viele Rollen
nicht, wenn ich öffentlich schwul bin.“ Oder: „Solche Jungs wie du werden
sowieso nur als Gangster, Mullahs, Terroristen oder Drogendealer besetzt.“
All das sind diskriminierende Erfahrungen, die Filmschaffende vor und
hinter der Kamera gemacht haben.
Die Zitate stammen aus der am Donnerstag veröffentlichten [1][Studie der
Initiative „Vielfalt im Film“] zu Diskriminierung in der deutschsprachigen
Film- und Fernsehbranche. Über 6.000 Menschen aus 440 Berufen haben an der
Befragung teilgenommen, über die Hälfte der Befragten gab an, dass sie
schon einmal Diskriminierung im Arbeitskontext erlebt haben.
Demnach haben 81 Prozent der befragten cis Frauen in den vergangenen zwei
Jahren sexuelle Belästigung erlebt. Das reicht von unangemessenen
Kommentaren bis zu sexueller Nötigung. 13 Prozent sagten, dass sie schon
rassistisch in Form von Kommentaren oder stereotypen Rollen diskriminiert
wurden.
Fast die Hälfte aller LGBTIQ-Filmschaffenden behält ihre sexuelle
Orientierung und Geschlechtsidentität aus Angst vor negativen Konsequenzen
lieber für sich. Auch Benachteiligung aufgrund von Alter, sozialer Herkunft
oder Körpergewicht kommt in der Branche häufig vor.
## Wer hat Gestaltungsmacht?
Das Beschriebene ist dramatisch, aber wenig überraschend. Diskriminierende
Strukturen sind in unserer Gesellschaft tief verankert, in der Filmbranche
werden sie durch bestehende Hierarchien verstärkt. So zeigt die Studie
auch, dass die Besetzungs- und Gestaltungsmacht [2][zu einem großen Teil
bei weißen cis Männern liegt]. Für alle anderen heißt das meist weniger
Lohn und keine Festanstellung. Das gilt besonders für Frauen, die von
Rassismus betroffen sind.
Besonders erschreckend ist, dass die Betroffenen ihre
Diskriminierungserfahrungen nur selten melden. Geht es dabei um sexuelle
Belästigung, wird nur jeder 200. Fall zur Anzeige gebracht. Daran scheint
auch die #MeToo-Bewegung nichts geändert zu haben.
Die Studie hält nicht nur den Status quo fest und macht
intersektionale Diskriminierung sichtbar, sondern liefert Forderungen
mit. Sie reichen von klaren Konsequenzen für die Täter:innen über
Verhaltenskodizes bis zu Sensibilisierungsworkshops.
25 Mar 2021
## LINKS
[1] https://vielfaltimfilm.de/wp-content/uploads/2021/03/korr_Vielfalt_im_Film-…
[2] /Cancel-Culture/!5752229
## AUTOREN
Carolina Schwarz
## TAGS
Deutscher Film
Sexismus
Diskriminierung
Spielfilmdebüt
Diversity
Filmbranche
Diversity
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