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# taz.de -- Debatte um EM-Regenbogenfarben: Orbán reist nicht nach München
> Das Uefa-Verbot, das Stadion beim Spiel Deutschland gegen Ungarn in
> Regenbogenfarben zu beleuchten, wird weiter diskutiert. Orbán sagt seine
> Reise ab.
Bild: Viktor Orbán wird sich das Spiel nicht in der Münchner Allianz Arena an…
München taz/dpa/epd | Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán wird das
heutige Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn wohl nicht live
im Münchner Stadion sehen. Grund für die Absage seiner Reise könnte die
Debatte um die Beleuchtung der deutschen EM-Arena in Regenbogenfarben sein.
Dieses Vorhaben wurde von der Uefa bereits verboten. Orbán wäre aber wohl
trotzdem mit einer Reihe von Regenbogenfarben-Fahnen und Aktionen in
Deutschland empfangen worden. Nach dpa-Informationen plant Orbán
stattdessen eine Reise nach Brüssel.
Die Entscheidung der Uefa gegen die Regenbogenfarben trifft auf deutliche
Kritik bei Politiker*innen, Interessenverbänden und vielen Menschen in den
sozialen Netzwerken. Den Antrag von Münchens Oberbürgermeister Dieter
Reiter (SPD) hatte die Europäische Fußball-Union mit der Begründung
abgelehnt, dass sie „aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös
neutrale Organisation“ sei. Weiter hieß es: „Angesichts des politischen
Kontextes dieser speziellen Anfrage – eine Botschaft, die auf eine
Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt – muss die Uefa diese
Anfrage ablehnen“.
Hintergrund des geplanten Protestes in Deutschland ist [1][ein Gesetz, das
die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und
Transsexualität in Ungarn] einschränkt und in der vergangenen Woche vom
ungarischen Parlament gebilligt wurde. Das Gesetz gilt als besonderes
Anliegen von Ministerpräsident Orban.
Der ungarische Regierungschef Orbán appellierte nun an die deutsche
Politik, das Uefa-Verbot für eine Beleuchtung des Münchner EM-Stadions in
Regenbogenfarben zu akzeptieren. „Ob das Münchner Fußballstadion oder ein
anderes europäisches Stadion in Regenbogenfarben leuchtet, ist keine
staatliche Entscheidung“, sagte Orbán am Mittwoch der Deutschen
Presse-Agentur. Ihm zufolge gehörten Regenbogenfarben in Budapest
„selbstverständlich zum Straßenbild“.
Die Entscheidung der Uefa gegen die Beleuchtung der Münchner EM-Arena in
Regenbogenfarben erntete teils scharfe Kritik. Mehrere [2][deutsche
Fußball-Bundesligisten] und der Fernsehsender ProSieben wollen plakativ
dagegenhalten. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wird
zusammen mit dem Verein „Christopher Street Day Deutschland“
Regenbogenfahnen an die Besucherinnen und Besucher des Spiels in München
verteilen. Zudem sollen das Rathaus in Regenbogenfarben beflaggt sowie der
Olympiaturm und das Windrad nahe dem Stadion illuminiert werden.
Oberbürgermeister Reiter nannte es „beschämend“, dass die Uefa es der Sta…
verbiete, mit der Beleuchtung ein Zeichen für Weltoffenheit und Toleranz zu
setzen. Zudem sei es enttäuschend, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB)
trotz der „überragenden Zustimmung“ aus ganz Deutschland für die Aktion
nicht in der Lage gewesen sei, die Entscheidung der Uefa zu beeinflussen.
Den Gegenvorschlag der Uefa, das Stadion stattdessen an einem [3][anderen
Tag in Regenbogenfarben] zu erleuchten, nannte Reiter „lächerlich“.
Auch der [4][bayerische Ministerpräsident Markus Söder] (CSU) kritisiert
die Entscheidung und schrieb auf Twitter: „Schade, dass die Münchner Arena
nicht in Regenbogenfarben leuchten darf. Das wäre ein sehr gutes Zeichen
für Toleranz und Freiheit gewesen.“ Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD)
nannte die Entscheidung ein „Foulspiel gegen die Menschenrechte“. Bernhard
Franke, Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, sagte, die Uefa
verspiele damit die Gelegenheit, „ein deutliches Zeichen für Toleranz und
gegen Homophobie und LSBTIQ-Feindlichkeit im Fußball zu setzen“.
Annalena Baerbock, die [5][Kanzlerinkandidatin der Grünen, versteht die
Entscheidung ebenfalls nicht und hofft, dass viele Menschen in den sozialen
Netzwerken einen Regenbogen teilen]: „Für Toleranz. Gegen
Homofeindlichkeit. Nicht nur, wenn es um Fußball geht. Lasst uns ein
starkes Zeichen der Vielfalt setzen und den Regenbogen durchs Land tragen.
Bereit, weil ihr es seid. Postet euren 🌈“.
Die Europäische Fußball-Union hat ihre Entscheidung gegen die
Regenbogen-Beleuchtung an der Münchner EM-Arena verteidigt. „Einige“ hätt…
diese „als politisch“ interpretiert, teilte der Dachverband am Mittwoch
mit. „Im Gegenteil, die Anfrage selbst war politisch und verbunden mit der
Anwesenheit der ungarischen Nationalmannschaft im Stadion für das Spiel am
Abend gegen Deutschland.“ Der Regenbogen sei für die Uefa „kein politisches
Symbol, sondern ein Zeichen unseres Engagements für eine vielfältigere und
integrativere Gesellschaft“.
Die Europäische Kommission äußerte Unverständnis für diese Erklärung:
„Offen gesagt finde ich keine vernünftige Entschuldigung dafür“, sagte
Vize-Kommissionspräsident Margaritis Schinas am Mittwoch in Brüssel. Es
falle ihm schwer zu verstehen, was die Europäische Fußball-Union damit
bezwecken wolle. Die Uefa habe in der Vergangenheit mit der EU zu Themen
wie Inklusion und Rassismus zusammengearbeitet, betonte Schinas. „Und auf
einmal machen sie daraus ein Thema.“
Im Netz gibt es neben Kritik, Spott und Wut auch viele kreative Vorschläge,
wie die Regenbogenfarben auch ohne die Beleuchtung der Arena in das
Münchner Stadion gebracht werden können: Farbliche Abstimmungen der
Kleidung der Zuschauer*innen nach Sitzplätzen, eigene Leuchten in
Regenbogenfarben mitbringen oder: wie wäre es eigentlich spontan mit neuen
Frisuren für die deutschen Spieler?
23 Jun 2021
## LINKS
[1] /Orbans-neues-Gesetz-gegen-LGBTQI/!5775057
[2] /EM-Stadion-in-Regenbogenfarben/!5777582
[3] /Uefa-Entscheidung-zur-Allianz-Arena/!5780259
[4] https://twitter.com/Markus_Soeder/status/1407260213581955074
[5] https://twitter.com/ABaerbock/status/1407268817974218752
## AUTOREN
Linda Gerner
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