# taz.de -- Terror gegen Journalisten: Dienstleister der Demokratie | |
> Am Mittwoch wurde Journalist Erk Acarer in Berlin angegriffen. Um freie | |
> Berichterstattung zu schützen, braucht es konsequentes politisches | |
> Handeln. | |
Bild: Demonstration für die Pressefreiheit nach den Angriff auf Erk Acarer am … | |
„Ich werde mich dem Faschismus nie ergeben!“ Das ist die Antwort unseres | |
Kollegen Erk Acarer an die Attentäter, [1][die ihn am vergangenen Mittwoch | |
bedroht und verletzt haben]. | |
Es ist eine mutige Antwort: Denn längst ist klar, dass die freie | |
Berichterstattung eben nicht nur in der Türkei, in Belarus oder Mexiko | |
durch Terror bedroht ist, [2][sondern auch hier, mitten in Berlin], vor der | |
Haustür eben des Zufluchtsorts von Acarer und seiner Familie. | |
Und es ist die Antwort eines echten Journalisten, den man nur deswegen | |
nicht in die Tradition von Ján Kuciak und Daphne Caruana Galizia oder der | |
zwölf ermordeten Kolleg:innen von „Charlie Hebdo“ und vieler anderer | |
stellen möchte, weil diese für ihr journalistisches Ethos getötet wurden: | |
ermordet von Killern, sei es im Auftrag, sei es sich durch ihre eben | |
faschistischen Ideologien legitimiert fühlend. | |
Was ist die Antwort, die Demokratien auf diese tödliche Bedrohung geben? | |
„Die türkischen Faschos“, [3][sagte Cem Özdemir dazu im taz-Interview zur | |
Lage in Deutschland], „fühlen sich pudelwohl und sind sich ihrer Sache sehr | |
sicher.“ Das EU-Parlament hat gerade einen Preis zu Ehren von Daphne | |
Caruana Galizia ausgeschrieben. Am vergangenen Montag hat Reporter ohne | |
Grenzen 37 Regierungschefs als „Feindinnen und Feinde der Pressefreiheit“ | |
aufgelistet, darunter den Ministerpräsidenten des EU-Mitgliedstaates | |
Ungarn, Viktor Orbán. | |
## Harter Realismus | |
Aus diesem Zusammenschnitt wird klar, was wir Journalist:innen als | |
demokratische Dienstleister:innen brauchen: harten Realismus in der | |
Frage der tatsächlichen Bedrohungslage; ein Europa, das Kolleg:innen | |
nicht erst dann ehrt, wenn sie die Aufdeckung von Machtmissbrauch, Gewalt | |
und Korruption mit dem Leben bezahlt haben; unmissverständliche politische | |
Ansagen an und Sanktionen gegen Diktatoren und mörderische Ideologen. | |
Journalist:innen sind sich der Gefahren ihrer Berufswahl bewusst. Sie | |
fordern keine Privilegien, sondern verstehen auch heftige verbale Angriffe | |
und Delegitimierungsversuche als Beleg, dass sie ihre Arbeit gut machen. | |
Bei Attacken wie der auf Erk Acarer ist aber eine Grenze überschritten. | |
„Einen treffen, um Hunderte zu erziehen“ lautet die perverse Logik der | |
staatlichen, organisierten und extremistischen Kriminalität. Dieser Logik | |
dürfen wir uns nicht ergeben. Niemals. | |
9 Jul 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Attacke-auf-tuerkischen-Journalisten/!5780835 | |
[2] /Demo-fuer-tuerkischen-Journalisten/!5784669 | |
[3] /Cem-Oezdemir-ueber-Angriff-auf-Erk-Acarer/!5784550 | |
## AUTOREN | |
Ambros Waibel | |
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