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# taz.de -- Petition der Woche: Schlagerverbot
> Ein Abiturient aus Oberursel in Hessen will verhindern, dass auf der
> Afterparty seines Abiballs Schlager läuft. Dafür sammelt er jetzt
> Unterschriften.
Bild: Dank eines Zelts soll es in Oberursel auf dem Abiball so aussehen wie hie…
Für Jerome Schlaback und seine Freund*innen waren die vergangenen Monate
hart. Es war das letzte Schuljahr vor dem Abitur. [1][Coronablues],
[2][Homeschooling] und diese Fragen von älteren Menschen, wie es nach der
Schule weitergeht. Am Tag vor den Osterferien kam dann auch noch der Lehrer
in die Klasse und sagte, sie müssten alle sofort nach Hause gehen.
Bei drei Mitschülern waren zwei Streifen auf der Testkassette erschienen,
coronapositiv, sie alle mussten sofort in Quarantäne. Dort saß dann die
komplette Oberstufe des Gymnasiums Oberursel, lernte wie blöd und sah sich
erst in der Schule zur Abiturprüfung wieder.
Jerome sagt am Telefon, dass er sich nicht sicher ist, ob er ohne Corona
ein besseres Abitur geschrieben hätte. Aber allein und in Isolation lernen,
das sei hart gewesen. Und deshalb hat Jerome eine Petition gestartet. Nicht
weil er was am Homeschooling ändern will. Sondern weil jetzt, nach all dem
Stress, Zeit für eine richtige Party ist.
Feiern will Jerome zu guter Musik, sagt er, und auf keinen Fall zu
Schlager. In seiner Petition steht: „Kein Schlager auf der
Abiball-Afterparty! Es ist kein Fasching, heißt kurz gesagt, es läuft kein
Schlager.“ [3][Deshalb sammelt Jerome Unterschriften, 22 hat er schon.]
## Mal wieder abgehen
Jerome wittert hinter der Schlagersache eine stufeninterne Intrige,
Musiklobbyismus quasi, denn der DJ, der für die Mickie-Krause-Misere
verantwortlich sein wird, wurde öfters mit dem Organisationskomitee des
Abiballs gesehen. Der Schlager-DJ, der ebenfalls in die Abiturstufe des
Gymnasiums Oberursel geht, ist mit den Organisator*innen des Balls
befreundet – die wiederum Schlagerfans sind.
„Er ist eigentlich voll der coole Typ“, sagt Jerome. „Bei Geburtstagen le…
er auch oft auf. Er hat es schon drauf; wenn er da Schlager spielt, dann
geht’s eigentlich immer übel ab.“ Jerome und seine Freunde wollen endlich
mal wieder zusammen abgehen, nach der „Scheiß-Coronazeit“, sagt er, aber zu
Schlager ginge das nicht. Dann, wenn der offizielle Teil des Abiballs
vorbei ist und die Eltern endlich nach Hause gehen, da müsste schon etwas
„Heftigeres“ laufen.
Was würde er denn gerne hören? „102 Boyz“, sagt Jerome. „Bisschen was
Aggressives, nach all der Zeit daheim. Wir hören lieber Rap. Dazu kann man
gut abgehen.“ Der auf Spotify am meisten gehörte Song der 102 Boyz heißt
„Bier“, der Refrain geht so: „Alle meine Brüder stinken morgens schon na…
Bier / Chapo 1-0-2, ich trinke Bier, auch schon vor vier / Jetzt schon
ratzevoll, doch nix befriedigt meine Gier / Trinke nur pur Wodka, 1-0-2
markiert Revier“
## Eigentlich war es ein Gag
Jerome sagt, dass das mit der Musik für die Party schwierig sei, denn sie
alle hätten natürlich auch verschiedene Geschmäcker. Und es gäbe in seiner
Stufe bestimmt Menschen, die 102 Boyz nicht gut fänden. Deshalb gäbe es
aber keinen Stress in der Stufe, auch nicht wegen der Petition. „Das sollte
eher ein Gag sein“, sagt Jerome. In einer Whatsapp-Gruppe schicken sich
seine Freunde und er absurde Petitionen hin und her, das sei so ein Ding
zwischen ihnen.
Übrigens, alle Schüler*innen des Gymnasiums Oberursel haben das Abitur
geschafft. Trotz der Pandemie. „Wir haben unser Abitur, es ist unsere
Feier, es ist unser Tag“, sagt Jerome. „Vielleicht ist die Musik dann auch
eher nebensächlich.“
11 Jul 2021
## LINKS
[1] /Die-Psyche-in-der-Pandemie/!5747207
[2] /Psychologe-ueber-Distanzunterricht/!5777969
[3] https://www.change.org/p/sch%C3%BCler-kein-schlager-auf-der-abiball-afterpa…
## AUTOREN
Niko Kappel
## TAGS
Petition der Woche
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Hamburg
Schwerpunkt Coronavirus
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