# taz.de -- Bremer Hooligan-Band nutzt Katastrophe: Braune Helfer | |
> Rechtsextreme Bands wie Kategorie C aus Bremen inszenieren sich als | |
> Helfer im Hochwassergebiet. Ihr Ziel ist Propaganda in eigener Sache. | |
Bild: In vom Hochwasser betroffenen Orten können sich Rechtsextreme gut als He… | |
HAMBURG taz | Anpacken und machen, so sieht es auf den ersten Blick aus: | |
Bei den Hilfsaktionen zur Hochwasserkatastrophe im Westen und Südwesten der | |
Republik reihen sich selbsternannte Helfende aus dem rechten Spektrum ein. | |
[1][Aus der Querdenken-Szene und rechtsextremen Kreisen sind verschiedene | |
Hilfsaktionen gestartet worden.] | |
Mit dabei: die Fanbase der Hooligan-Band Kategorie C. In den Sozialen | |
Medien rief der Sänger Hannes Ostendorf aus Bremen zur Unterstützung der | |
Betroffen auf. „Wir sagen auch noch mal Danke!“, schrieb er in einem | |
Telegram-Kanal. Denn sie hätten bereits 800 Hilfspakete zusammen bekommen. | |
Vor Ort wären ihnen die Sach- und Lebensmittelspenden „aus der Hand | |
gerissen“ worden, berichtet er und betont, dass jetzt Benzin und Diesel | |
besonders gebraucht würden. | |
Tatsächlich finden sich im Netz Aufnahmen von Ostendorf beim Bepacken eines | |
Kastenwagens: Kisten und Säcke mit Lebensmitteln und Kleidung. Mehrere | |
Männer packen mit an. Einen langen Transporter für Tierfutter soll er | |
ebenso organisiert haben. In der Gemeinde Horhausen im Westerwald will er | |
bereits Spenden bei Mitstreitern abgeliefert haben. | |
Ein Video im Telegram-Kanal von Stefan Raven zeigt „Nico“, der beim Fahren | |
eines Transporters den „Kameraden“ für die Spenden dankt, und auch gleich | |
bittet, jetzt nicht mehr weiter zu senden: Sie könnten die Verteilung nicht | |
mehr organisieren. Auch Deutsches Rotes Kreuz und Bundeswehr könnten gerade | |
keine Spenden mehr aufnehmen, weiß er, denn sie stünden im Kontakt. | |
## Kritik in Politik und Medien | |
Die Hooligan-Band hat zudem eine Versteigerungsaktion beworben. 100 | |
Live-Alben würde sie für die 100 meist bietenden Angebote abgeben. Aus der | |
rechtsextremen Musik-Szene wird den Betroffenen der Flut auch weitere | |
Unterstützung versprochen, die sicher hilfreich wären, wenn all den | |
Ankündigungen denn auch tatsächlich Taten folgen sollten. | |
An Versprechen mangelt es jedenfalls nicht, auch wenn die meisten gleich | |
auch ein bisschen mitverdienen wollen: Das rechte Rapper-Projekt | |
„Rapbellions“, bei dem auch Xavier Naidoo mitwirkt, sammelt Geldspenden ab | |
50 Euro aufwärts für Merchandise-Hoodies. Das Chemnitzer Label PC Records | |
bietet an, Spenden im Laden anzunehmen und zu vermitteln. | |
Solche Sachspenden will auch das neue Rechtsrock-Magazin „Rock Hate“ | |
sammeln. Die Band „Gassenraudi“ kündigte an, exklusive Sampler-CDs in | |
Holzboxen zu versteigern, von deren Einnahmen die Hälfte an Flutopfer gehen | |
würden. Das „identitäre“ Rap-Projekt „Neuer Deutscher Standard“ (NDS) | |
kündigte an, zwanzig Prozent der Einnahmen eines kommenden Tonträgers an | |
Betroffene weiterzuleiten, berichtet der „Blick nach rechts“. | |
Die rechten Aktionen haben in Politik und Medien bereits erste [2][Kritik] | |
erfahren, auch Warnungen wegen propagandistischer Ausnutzung der Katastrope | |
wurden laut. Raven wettert zurück, zum Beispiel gegen den | |
Nordrhein-Westfälischen Innenminister Herbert Reul (CDU). Der solle nicht | |
über die Gesinnung der Helfer hetzen, Ostendorf wende schließlich „Zeit und | |
eigenes Vermögen auf, um den Leuten zu helfen“, schreibt er. Auf seiner | |
Webseite prangt gleich oben das Logo von Kategorie C. Seit Jahren nutzen | |
Rechte Katastrophen, um sich als „Kümmerer“ zu inszenieren, zur Gewinnung | |
von Akzeptanz. | |
22 Jul 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Verschwoerungsideologen-im-Flutgebiet/!5781929 | |
[2] /Querdenken-in-den-Hochwassergebieten/!5781956 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Rechte Musik | |
Rechtsextremismus | |
Bremen | |
Nazis | |
Hochwasser | |
Rechtsrock | |
Kolumne Der rechte Rand | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Verschwörungsmythen und Corona | |
Verschwörungsmythen und Corona | |
Kolumne Der rechte Rand | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bremer Rechtsrocker von „Endstufe“: „Böser Deutscher“ leitet Bioladen | |
Ein Mitglied der rechtsextremen Band „Endstufe“ leitet einen Bio-Hofladen | |
im Bremer Umland. Nicht mehr lange, erklärt das Unternehmen. | |
Rechte Musik in der Pandemie: Wenige Konzerte, viele CDs | |
Die Corona-Maßnahmen haben auch viele Rechtsrock-Konzerte verhindert. Die | |
Szene machte trotzdem weiter: 2021 erschienen 80 Rechtsrock-CDs. | |
Verbot von „Querdenken“-Demos: Keine Freiheit trotz Sommer | |
Das Verbot gegen die „Querdenken“-Demonstrationen hätte man sich sparen | |
können. Denn die Anstecklungsgefahr beim sommerlichen Open-Air-Happening | |
ist gering. | |
„Querdenken“ in den Hochwassergebieten: Die braune Flut | |
„Querdenken“ und die rechte Szene nutzen die Hochwasserkatastrophe für | |
Propaganda gegen den Staat. Angebliche Solidarität ist Stoff der | |
Selbstvermarktung. | |
Verschwörungsideologen im Flutgebiet: Die ausgeschlachtete Katastrophe | |
„Querdenker“ und Neonazis kampieren im überfluteten Ahrweiler in einer | |
Schule, um Propaganda zu verbreiten. Die Polizei lässt sie gewähren. | |
Xavier Naidoo singt mit Bremer Hooligan: Gemeinsame Sache mit Rechtsextremen | |
Xavier Naidoo lässt den Sänger der Bremer Band Kategorie C bei seinem neuen | |
Projekt mitmachen. Damit ist Naidoo in der militanten Rechten angekommen. |