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# taz.de -- trans Athletin Chelsea Wolfe in Tokio: Fufanu for Future
> Die trans Athletin Chelsea Wolfe fährt mit ihrem BMX-Rad als Ersatz zu
> den Sommerspielen. Das hat sie anderen wie CeCe Telfer voraus.
Bild: Mit Cashroll in der Pipe: BMX-Freestylerin auf dem Parcours in Tokio
In diesem Sommer werden Tricks mit schrillen Namen wie Fufanu, [1][Abubaca,
Suicide oder Cashroll] einem breiteren Sportpublikum vorgestellt, denn
BMX-Radeln in der Freestyle-Version Park ist zum ersten Mal in der
Geschichte olympisch – und das Team USA schickt eine weibliche
Minimannschaft nach Tokio, die so ganz nach dem Geschmack der
progressiv-woken Gemeinde in den Staaten ist: Hannah Roberts und Perris
Benegas lieben Frauen und stehen dazu.
Und falls sich eine von beiden verletzen oder sonst wie ausfallen sollte,
steht Ersatzfahrerin Chelsea Wolfe bereit, die auch nach Tokio zu den
Spielen reist. Wolfe ist, und das macht das LGBTIQ-Trio komplett, eine
Transgender-Athletin. Im Gegensatz zur neuseeländischen
Transgender-Gewichtheberin Laurel Hubbard – [2][die taz berichtete] – wird
Wolfe wohl keinen Auftritt auf der olympischen Bühne bekommen, aber mit
ihrer Stand-by-Nominierung schreibt [3][die 28-Jährige aus Lake Park],
Florida, trotzdem ein kleines Kapitel US-Sportgeschichte, zumal sie sich
als Aktivistin für Trans-Rechte sieht.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat in seiner Amtszeit viele
republikanische Gouverneure nachgerade dazu ermuntert, den Zugang von noch
minderjährigen Transsportlerinnen zu regulären Wettkämpfen zu erschweren.
Nicht nur in Ohio oder Florida entbrannten deswegen heftige Debatten und
regelrechte Kulturkämpfe, in denen das Ende des Frauensports und eine neue
Beliebigkeit im althergebrachten, zweigeschlechtlich determinierten
Sportsystem an die Wand gemalt wurden.
Chelsea Wolfe, die seit über zwanzig Jahren auf dem BMX-Rad sitzt und in
den Parcours halsbrecherische Tricks aufführt, hat in Reaktion auf Trump am
25. März 2020 einen Facebook-Eintrag geschrieben, der hohe Wellen schlug:
„Mein Ziel ist es, die Olympischen Spiele zu gewinnen, damit ich eine
US-Flagge auf dem Podium verbrennen kann. Darauf konzentrieren sie sich
während einer Pandemie. Transkinder zu verletzen“, echauffierte sie sich.
## „Moral und Werte“
Den Post hat sie mittlerweile gelöscht, der Hass der Ultrarechten auf sie
ist geblieben, und er dürfte auch nicht kleiner geworden sein, als sie sich
als Antifaschistin outete: „Einer der Gründe, warum ich so hart daran
arbeite, die Vereinigten Staaten im internationalen Wettbewerb zu
vertreten, besteht darin, der Welt zu zeigen, dass dieses Land Moral und
Werte hat, dass es nicht all die schlechten Dinge sind, für die wir bekannt
sind. Ich beziehe Stellung gegen den Faschismus, weil mir dieses Land
wichtig ist und ich es nicht in die Hände von Faschisten fallen lassen
werde.“
Auch andere US-Transgender-Athletinnen strebten nach Tokio, doch die
Marathonläuferin Megan Youngren, die im Vorjahr als erste Transsportlerin
an den US-Marathon-Trials teilnahm und zuletzt beim Anchorage Mayor’s
Marathon mit einer Zeit von 3 Stunden, 11 Minuten und 41 Sekunden doch sehr
deutlich über der Olympianorm blieb – sowie [4][die
400-Meter-Hürden-Sprinterin CeCe Telfer] schafften es nicht zu den Spielen.
Telfer wollte ebenfalls an den US Trials der Leichtathleten teilnehmen,
doch ihr wurde der Zugang zum Sportfest verwehrt, weil ihre
Testosteronwerte zu hoch waren und sie damit einen unfairen Vorteil
gegenüber ihren Konkurrentinnen gehabt hätte.
Telfer studierte an der Franklin Pierce University und nahm 2016/2017 als
Mann in der zweiten Division der US-Hochschulsportvereinigung NCAA an
Wettkämpfen teil. Telfer outete sich dann 2018 als Transgender, gewann
danach einen NCAA-Titel in der Leichtathletik. Sie hatte im Vorfeld der US
Trials an Tests teilgenommen, aber [5][der Weltverband World Athletics hat
bereits 2019 neue Richtlinien herausgegeben]. Bei Frauenwettbewerben
zwischen 400 Meter und einer Meile muss der Testosteronspiegel von
Transgender-Athletinnen unter 5 Nanomol pro Liter liegen, sie müssen diesen
Wert ein Jahr lang vor Wettkampfbeginn unterschreiten und während ihrer
Karriere konstant niedrig halten; der Wechsel der Identität muss zudem vier
Jahre zurückliegen und amtlich beurkundet sein.
CeCe Telfer hat die Entscheidung respektiert, wohl oder übel. „CeCe hat
ihren Fokus auf die Zukunft gerichtet und trainiert weiter“, sagt ihre
Manager David McFarland. „Sie wird bald wieder auf nationaler und
internationaler Bühne antreten.“
21 Jul 2021
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/BMX
[2] /Revolution-bei-Olympischen-Spielen/!5775482
[3] https://usacycling.org/athlete/chelsea-wolfe
[4] https://www.nytimes.com/2021/06/01/sports/olympics/cece-telfer-olympic-tria…
[5] /Users/markusvoelker/Downloads/C3.5%20-%20Eligibility%20Regulations%20Trans…
## AUTOREN
Markus Völker
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