# taz.de -- Fußball trifft Tanztheater: Kick it like Magali | |
> Das TanzKollektivBremen übersetzt in „Kick & Rush“ die Bewegungen eines | |
> Fußballspiels in zeitgenössischen Tanz: lustig aber auch wunderschön. | |
Bild: Noch Tanz oder schon die Angst vor dem Elfmeter? | |
Komisch eigentlich, wie sehr diese Nachricht im ersten Moment nach einem | |
Witz klingt: Das [1][in der Schwankhalle] beheimatete „TanzKollektivBremen“ | |
verbindet mit seiner neuen Produktion „Kick & Rush“ den zeitgenössischen | |
Tanz mit Fußball. Punkt. | |
Es wird an den jeweiligen Akteur:innen liegen, dass einem das komisch | |
vorkommt, und an ihren Fans. Denn spätestens bei denen lässt sich wohl | |
wirklich eine gewisse Distanz unterstellen zwischen dumpfer Bolzerei hier | |
und beknacktem Zappeltanz dort. | |
Dass beide Urteile so nicht ganz richtig sind, ließ sich bereits bei Proben | |
auf dem Stadtwerder bezeugen: Auf dem Sportplatz des ATS Buntentor haben | |
sich die Tänzerinnen um Kollektiv-Mitgründerin Magali Sander Fett in rote | |
Trikots geworfen und von kleinsten Detail an einstudiert, was anderen | |
vermeintlich im Blut liegt: Bewegungsabläufe nämlich, vom Dribbeln über | |
Zweikampf und Torschuss bis zu den Ritualen, die dem Tanz gar nicht so fern | |
sind. | |
Wer etwa die vermeintlich spontanen Freudentänze oder „signature moves“ von | |
Profikickern beobachtet, dem oder der wachsen doch bald Zweifel an der | |
spontanen Urtümlichkeit des Fußballsports. | |
Spannender seien dennoch die Unterschiede, erzählt Magali Sander Fett. Der | |
Trainer habe ihnen gezeigt, wie man mit der Fußinnenseite schießt, „aber | |
was dann? Die Zehen nach unten, oder erst drehen?“ So sind die Abläufe beim | |
Tanz: immer eins nach dem anderen, jede Bewegung folgt einer Entscheidung. | |
„Draufhalten Junge“, ist eine andere Sprache, die hier einer Übersetzung | |
bedarf. | |
Fürs Publikum wiederum ergibt sich aus der mitunter wohl für beide Seiten | |
anstrengenden Trainingsphase ein erstaunlich lockeres Spiel mit den Formen. | |
Und das übrigens in – für Tanzverhältnisse – beachtlichen Distanzen. Man | |
sitzt auf der Holztribüne am Spielfeldrand und schaut den Tänzerinnen am | |
anderen Platzende zu, wie sie sich langsam vorarbeiten. Dazu gibt’s | |
Electrobeats und immer mal wieder das rhythmische Kreisen einer | |
Trillerpfeife. | |
Es zählt zu den Grundgedanken des TanzKollektivs und zu seinem Anspruch, an | |
und mit der Realität zu arbeiten. Und was das heißt, wird hier | |
handgreiflich: auf rutschigem Rasen, in greller Sonne, mit joggenden | |
Vereinsmitgliedern am Horizont und ehrenamtlichen Handerwerk:innen, die am | |
Vereinsheim schrauben. Spannend ist das, höchst lehrreich, was die eigenen | |
Sehgewohnheiten und Denkgrenzen angeht – und dabei auch wirklich | |
ausgesprochen lustig. | |
9 Jul 2021 | |
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[1] https://schwankhalle.de/ | |
## AUTOREN | |
Jan-Paul Koopmann | |
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