| # taz.de -- Die Wahrheit: Schankstand am Rand | |
| > Jetzt fordert sogar schon die „Süddeutsche Zeitung“, der Jugend Raum zum | |
| > Feiern zu geben. Auf eine ziemliche perfide Weise. | |
| Bild: Gewohnt müllige Partyreste in München, der heimlichen Hauptstadt des Ju… | |
| Unter dem Titel „Lasst sie endlich feiern“ fordert ein Artikel in der | |
| Süddeutschen Zeitung, den „Vergessenen dieser Krise“ bessere Angebote für | |
| das Feiern im Freien zu machen: „Seit Beginn der Pandemie werden junge | |
| Menschen nur dann angesprochen, wenn es darum geht, an ihre | |
| Eigenverantwortung zu appellieren“, und nun nölen Anwohner, Polizei und | |
| Politik, da die lieben Kleinen des Nachts notgedrungen in den Parks und | |
| Straßen marodieren. | |
| So weit, so gut eigentlich, Unterschrift und Siegel – Delta ist eh | |
| Boomerkram. Doch dann kommt der Lösungsvorschlag: „Gut wäre es zum | |
| Beispiel, am Wochenende Flächen zu reservieren: am Stadtrand oder auf | |
| Straßen, die nicht bewohnt sind … Gegen Vorlage eines negativen PCR-Tests | |
| oder eines Impfnachweises könnte auf so einem Gelände vielleicht sogar | |
| wirklich ausgelassen gefeiert werden.“ | |
| Die Argumentationslinie baut sich mit subtiler Tücke auf. Zuerst scheinbar | |
| solidarisch, die armen Kinderchen blabla, so viel leiden müssen blabla, | |
| immer zu Hause blabla, die Alten endlich ihre Schuld blabla, für so viel | |
| Rücksicht die ganze Zeit über blabla, begleichen blabla, den Jugendlichen | |
| ein Angebot machen … und schon – zack! – schnappt die Falle zu: Wir haben | |
| hier einmal diesen wunderschönen Vorstadtparkplatz für euch vorbereitet. Zu | |
| diesem Lag… äh, … zu diesem zu eurer und unserer Sicherheit eingezäunten | |
| Areal zwischen Ikea, Bauhaus und Werkhof der Stadtreinigung wird euch | |
| gratis ein Shuttlebus ab Hauptbahnhof bringen. Aber nur one-way (perfides | |
| Lachen). Es gibt auch „Schankstände und Musik“. Und nun: Feiert schön! | |
| (Unheimliches und fieses Lachen.) | |
| Als Leser denkt man sich angesichts des sperrigen trojanischen Pferdes, das | |
| hier den armen Jugendlichen mitsamt seinen zahlreichen Widerhaken in den | |
| Arsch geschoben werden soll, dass es sich beim Schreiber des Artikels ganz | |
| gewiss um einen verhärmten Bösewicht handelt, der alles hasst und zu | |
| vernichten trachtet, was jünger, weiblicher, besser gelaunt oder schlicht | |
| in irgendeiner Form anders (drauf) ist als er, oder, wie man diese | |
| destruktive Lebensform im heutigen Sprachgebrauch meist nennen würde, um | |
| einen „alten weißer Mann“. | |
| ## Kaltlächelnd ins Verderben | |
| Aber Überraschungspustekuchen. Ausgerechnet eine junge Volontärin ist es, | |
| die hier ihre Altersgenossen kaltlächelnd in das Verderben einer | |
| abgelegenen Asphaltwüste lockt. Das ist selbstverständlich eine | |
| journalistisch unstatthafte Bemerkung ad hominem, denn man sollte sich | |
| stets auf die unabhängige Prüfung der Inhalte beschränken. Schon klar. | |
| Deshalb legt der Verfasser dieser Zeilen hier mal kurz die graue Krawatte | |
| des neutral wägenden Bewerters ab, zieht Schuhe und Socken aus und stellt | |
| sie in den eisgekühlten Wassereimer … ahh … schööön … jaa … jetzt i… | |
| nur noch ganz privat … | |
| Und als Privatperson fragt er sich schon, was die Kollegin mit | |
| ihresgleichen bloß für eine Rechnung offen hat: Wie konnte sie zum | |
| erbittertsten Feind ihrer eigenen Altersgruppe werden, was muss da einst | |
| vorgefallen sein? | |
| 2 Jul 2021 | |
| ## AUTOREN | |
| Uli Hannemann | |
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