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# taz.de -- Probleme bei der Bremer Feuerwehr: Die Frauen sollens richten
> Eine Reform soll helfen, die rassistischen und sexistischen Strukturen
> bei der Bremer Feuerwehr zu lösen. Personelle Konsequenzen bleiben
> ausgespart.
Bild: Frauen sollen's richten: Mehr weibliches Personal könnte die Unternehmen…
Bremen taz | Jetzt also doch: Die Bremer Feuerwehr hat strukturelle
Probleme mit Rassismus und Sexismus. Das stellt die neue Version des
Berichts zur Reform der Bremer Feuerwehr fest; in der alten Fassung hatte
noch explizit gestanden, [1][dass die genannten Probleme „nicht
strukturell]“ seien; diese Bewertung hatte vor allem die Linkspartei nicht
akzeptiert. Nun konnte am Donnerstag der überarbeitete Bericht in der
Innendeputation debattiert werden. Die Reform der Feuerwehr kann beginnen.
Ehemalige Feuerwehrbeamte hatten als Whistleblower im Herbst auf
schockierende Vorfälle aufmerksam gemacht und damit den Feuerwehrskandal
ausgelöst: Ein Rechercheverband aus Buten un Binnen, NDR und Süddeutscher
Zeitung [2][berichtete über extremes Mobbing], über Rassismus, Sexismus und
Homophobie. Eine Chatgruppe mit rechten Inhalten rief die
Staatsanwaltschaft auf den Plan. Parallel erstellte Sonderermittlerin Karen
Buse [3][nach Gesprächen den Bericht,] der nun Grundlage für die Reformen
geworden ist.
[4][Etabliert werden soll] eine Organisationsstruktur, mit der „wirksame
Vorkehrungen gegen Sexismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit und Mobbing“
getroffen werden. Konkret soll in Zukunft bei Einstellungsverfahren eine
Zuverlässigkeitsprüfung gemacht werden – wer sich zuvor auf sozialen
Netzwerken frauenfeindlich, rassistisch oder über allgemeine Hasskommentare
hervorgetan hat, könnte damit nicht mehr als Feuerwehrbeamte*r infrage
kommen.
Eingerichtet werden soll außerem die Stelle eines*einer
Feuerwehrbeauftragten – in Personalunion mit dem*der Polizeibeauftragten,
eine Position, die in Bremen gerade ebenfalls neu geschaffen wird und noch
besetzt werden muss. Bei Problemen mit den Institutionen sollen sich
Bürger*innen an diese externe Beschwerdestelle richten können.
Besonders gravierend zeigte sich im Sonderbericht der Sexismus innerhalb
der Feuerwehr zeigte sich im Sonderbericht besonders gravierend. Noch 2016
hatten demnach Führungskräfte der Feuerwehr bei einer Veranstaltung der Uni
Bremen gesagt, das eigentliche Problem der Feuerwehr seien Frauen – diese
könnten nicht mit den Maschinen umgehen und brächten alles durcheinander.
Auch wenn sich die Befragten im Bericht heute deutlich positiver zur Rolle
der Frauen äußern, wird klar, dass der Alltag weiter von Sexismus geprägt
ist: Bisher hat keine einzige Frau in der Bremer Feuerwehr eine
Führungsposition, nur eine konnte eine allgemein begehrte Fortbildung
machen. In den Gemeinschaftsräumen der Wachen werden abends Pornos
geschaut.
Als Gegenmaßnahme soll künftig bei Beurteilungen die Frauenbeauftragte
einbezogen werden. Geplant ist auch eine Antidiskriminierungsstelle. Viel
erhofft sich Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) von einer Erhöhung des
Frauenanteils: „Das verändert eine Unternehmenskultur.“ Aktuell sind in
Bremen von den 600 Berufsfeuerwehrleuten nur 24 Frauen. Das sind vier
Prozent – immerhin noch mehr als im Bundesschnitt, wo nur 1,4 Prozent
weiblich sind.
Konkret die Personalführung war im Bericht harsch kritisiert worden: Fast
alle Feuerwehrleute, die sich bei ihr gemeldet hätten, hätten eine Kultur
der Angst beklagt, schreibt Sonderermittlerin Karen Buse. Drohungen waren
an der Tagesordnung. Wer sich beklagte oder Verbesserungen in der
Ausstattung anregte, wurde nicht mehr befördert oder versetzt.
Beförderungen wurden gern nach persönlichen Gefälligkeiten gewährt.
Führungsfunktionen sollen fortan extern ausgeschrieben werden – und bei der
Einstellung soll künftig soziale Kompetenz eine Rolle spielen. Was
selbstverständlich klingt, ist tatsächlich neu: Sozialkompetenz wurde
bisher laut Bericht in Ausschreibungen nicht einmal als Lippenbekenntnis
eingefordert.
## Der alte Amtsleiter ist immer noch Führungskraft
Obwohl das Führungsversagen im Mittelpunkt der Vorwürfe steht, wird ein
Punkt ausgespart: der der persönlichen Verantwortung. Angst und Schrecken
soll vor allem der Personalleiter verbreitet haben; der jedoch ist seit
April 2019 im Ruhestand und kann nicht mehr belangt werden.
In der Rangordnung über ihm steht der ehemalige Amtsleiter der Bremer
Feuerwehr. Karl-Heinz Knorr leitet heute in der Innenbehörde das Referat
für Katastrophenschutz. Die Stelle war dem 58-Jährigen bereits Anfang 2020
in Aussicht gestellt worden. Als im Oktober die Vorwürfe intern bekannt
wurden, wurde Knorr, der mit Mäurer eng vertraut ist, vorzeitig auf eine
andere Stelle gehoben – er verantwortete ab November die Organisation der
Bremer Impfstrategie.
Knorr ist aus der Schusslinie, trägt aber weiter Personalverantwortung.
Das bemängelt Ver.di-Geschäftsführer Markus Westermann. „So jemand sollte
nichts mehr mit Führung zu tun haben“, findet er.
Knorr selbst sagt, er habe von den Vorgängen nichts mitbekommen. „Bis zur
Vorlage des Berichts im Mai 2021 hatte ich keine Kenntnisse von den
geschilderten Strukturen“, schreibt er auf Anfrage der taz, „insbesondere
nicht von der dargestellten angstbesetzten Führungskultur. Keine dieser
Dinge wird von mir mitgetragen. Mich quält die Frage, warum diese Probleme
nicht an mich herangetragen wurden oder an welchen Stellen ich sie hätte
erkennen müssen.“
Einiges spricht dagegen, dass Amtsleiter Knorr komplett ahnungslos war. Im
Bericht wird erwähnt, dass bei Gesprächen der Belegschaft mit
Personalleiter und Amtsleiter eine „gedrückte und ängstliche Atmosphäre“
geherrscht habe. Auch die Frauenbeauftragte der Feuerwehr deutet an, dass
Knorr von den Vorgängen gewusst haben muss. „Bei den Problemen von
Feuerwehrfrauen war er mein direkter Ansprechpartner“, sagt sie.
5 Jul 2021
## LINKS
[1] /Rassismus-bei-der-Bremer-Feuerwehr/!5773086
[2] https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/gesellschaft/ermittlung-bremer-feu…
[3] https://sd.bremische-buergerschaft.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZVpAyoBC…
[4] https://sd.bremische-buergerschaft.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZdRT25Lf…
## AUTOREN
Lotta Drügemöller
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