# taz.de -- Aus für Berliner Künstlerkollektiv: Und es hat Peng! gemacht | |
> Das Peng!-Kollektiv verkündet über den Kurznachrichtendienst twitter sein | |
> Ende. Grund seien Zerwürfnisse innerhalb der Gruppe. | |
Bild: Auch das war Peng: Installation auf der Manifesta 12 für zeitgenössisch… | |
Berlin taz | In seiner letzten großen Aktion richtete sich das Berliner | |
Künstlerkollektiv Peng im März diesen Jahres direkt an die Mitarbeitenden | |
des Mainzer Impfstoffherstellers Biontech. Deren Firma verdiene sich an dem | |
Vakzin dumm und dämlich, während ärmere Länder [1][vor allem in Afrika] | |
wohl noch Jahre lang darauf warten müssten, mit dem lebensrettenden Mittel | |
versorgt zu werden, da erst die Industriestaaten an der Reihe seien. | |
Deswegen der Appell von Peng an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der | |
Firma: [2][Leakt die Formel des Impfstoffs] auf einer extra dafür | |
eingerichteten Website. | |
Es war eine dieser [3][typischen Provonummern von Peng:] frech, smart, | |
hochprofessionell. Auch dank dieser künstlerischen Intervention wurde eine | |
Weile lang das Für und Wider der Freigabe von Impfstoff-Formeln für alle | |
diskutiert. Peng erlebte zu diesem Zeitpunkt ein echtes Popularitätshoch. | |
Plötzlich kannte jede und jeder die Prankster aus Berlin. Was vor allem | |
daran lag, dass Jean Peters, einer der Gründer der Gruppe, ein viel | |
beachtetes Buch herausbrachte, das von ihm und seinen Aktionen bei Peng | |
berichtete. Das Sahnetorten-Attentat auf AfD-Frau Beatrix von Storch ging | |
beispielsweise auf seine Rechnung, erfährt man in diesem. Und wie er es | |
bewerkstelligt hatte. | |
Ein wenig verwunderlich wirkte es ja da schon, dass eine Einzelperson aus | |
dem Maschinenraum einer Gruppe plauderte, die sich explizit [4][der | |
Identitätslosigkeit verschrieben hatte] und jede Aktion dem Kollektiv und | |
nie einer Einzelperson zuschreiben ließ. | |
## Die Party ist vorbei | |
Doch wie sehr sich Peters zu dem Zeitpunkt bereits vom Rest des Kollektivs | |
entfremdet zu haben schien, davon bekommt man erst durch eine am Montag via | |
Twitter verbreitete längere Mitteilung der Gruppe eine Ahnung. Sie ist eine | |
an Schärfe kaum zu überbietende, hemmungslos persönliche Abrechnung mit | |
Peters und seinem Buch. Peters würde einen Persönlichkeitskult betreiben, | |
heißt es da, sich als Genie und Strippenzieher selbst vermarkten. Und: „Das | |
Buch ist uns peinlich und widerspricht all unseren Grundsätzen.“ Außerdem | |
ist die Rede von Sexismus und Chauvinismus innerhalb des Kollektivs, wofür | |
ebenfalls Peters und sein Verhalten ursächlich sein sollen. Schon seit | |
Jahren gebe es deswegen eigentlich zwei Peng-Gruppen unter demselben Namen: | |
das eigentliche Kollektiv und Peters Solo-Performance. | |
Nun sei man müde davon, sich ständig untereinander aufzureiben. Die | |
Schlussfolgerung: [5][„Wir hatten eine gute Party, aber sie ist vorbei.“] | |
Der Tweet werde das letzte Statement von Peng sein, die Gruppe gelte | |
hiermit offiziell als aufgelöst und man werde nichts mehr von ihr hören. | |
Der Account, von dem der Tweet abgeschickt wurde, ist tatsächlich der von | |
Peng. Allerdings bleiben die Verfasser anonym, was freilich ganz der | |
eigentlichen Peng-Philosophie entspricht. Ob hier die | |
Kommunikationsguerilla eventuell selbst gehackt wurde oder gar eine neue | |
Aktion vorbereitet, lässt sich nicht hundertprozentig sagen. Dementi über | |
diesen oder andere Kanäle gibt es bislang jedenfalls nicht. Es hat Peng bei | |
Peng gemacht, könnte man wohl sagen, wäre das nicht ein eigentlich | |
verbotener Kalauer. | |
21 Jun 2021 | |
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[5] https://twitter.com/Peng/status/1406867816133898241?s=20 | |
## AUTOREN | |
Andreas Hartmann | |
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