| # taz.de -- Irland verurteilt Politik von Israel: Deutliches Signal | |
| > Das Parlament stimmt einer Resolution zu: Israels Siedlungspolitik und | |
| > die „de facto Annektierungen“ seien „illegal“. Ein Zusatzantrag | |
| > scheitert. | |
| Bild: Kritik an die Adresse der EU: Irlands Außenminister Simon Coveney | |
| Dublin taz | Das irische Parlament hat [1][die israelische | |
| Siedlungspolitik] und die „de facto Annektierungen“ als „illegal nach | |
| internationalem Recht“ verurteilt. Es ist das erste Mal, dass eine | |
| Volksvertretung in der Europäischen Union eine solche Resolution | |
| verabschiedet hat. Die größte Oppositionspartei Sinn Féin hatte den Antrag | |
| am Dienstagabend vorgelegt. Allerdings wurde er am Mittwoch von sämtlichen | |
| Parteien erst angenommen, nachdem sich Sinn Féin bereit erklärt hatte, den | |
| Antrag um die Verurteilung der Gewalt von Hamas zu erweitern. | |
| Der irische Außenminister Simon Coveney von der konservativen Fine Gael | |
| sagte, es sei ein deutliches Signal für die Stimmung im Land. Am Wochenende | |
| hatten in Dublin große pro-palästinensische Demonstrationen stattgefunden. | |
| Coveney kritisierte das Versäumnis der EU, die illegalen Aktionen Israels | |
| gegen die Palästinenser zu verurteilen. Das habe zur Verschärfung dieser | |
| Aktionen beigetragen. | |
| „Israel hat bereits de jure Ost-Jerusalem und die syrischen Golan-Höhen | |
| annektiert“, sagte John Brady, der außenpolitische Sprecher von Sinn Féin. | |
| „Es leben inzwischen 600.000 israelische Siedler in illegalen Siedlungen, | |
| und die Regierung dehnt diese Siedlungen immer weiter aus.“ Der | |
| UN-Sicherheitsrat, dem Irland angehört, habe die Annektierungen als | |
| „eklatanten Verstoß gegen die Genfer Konvention“ gerügt. | |
| Die linke Partei People Before Profit (PBP) hatte einen Zusatzantrag | |
| gestellt, wonach Israel wegen „Kriegsverbrechen, ethnischen Säuberungen und | |
| Apartheid“ verurteilt werden sollte. Außerdem verlangte PBP, den | |
| israelischen Botschafter auszuweisen und umfassende Sanktionen gegen Israel | |
| zu verhängen. Das war denn doch zu viel für [2][die konservative | |
| Koalitionsregierung]. Der Zusatzantrag wurde am Mittwochabend mit 87 zu 46 | |
| Stimmen abgelehnt. | |
| ## Destruktive Attacken | |
| Israels Botschafter Ophir Kariv hatte bereits vorige Woche erklärt, es sei | |
| „sehr überraschend und sehr enttäuschend, dass aus Irland vollkommen | |
| destruktive Attacken gegen Israel“ kämen. Er kritisierte irische Politiker | |
| dafür, dass sie ihren „Hass auf den jüdischen Staat auskotzen“. | |
| Er bezog sich auf den stellvertretenden Premierminister Leo Varadkar, der | |
| erklärt hatte, dass „Annektierungen, Vertreibungen, die Tötung von | |
| Zivilisten, absichtlich oder als Kollateralschaden, keine Verhaltensweisen | |
| eines demokratischen Staates im 21. Jahrhundert“ seien. Er fügte hinzu, | |
| dass er auch die Hamas und deren Verletzung der Menschenrechte verabscheue. | |
| Die Beziehungen zwischen Irland und Israel waren schon immer recht kühl. | |
| Irland hat Israel erst 1963 anerkannt, die israelische Botschaft in Dublin | |
| wurde Mitte der neunziger Jahre eröffnet. Nachdem der israelische | |
| Geheimdienst Mossad 2010 bei einem gescheiterten Attentat auf ein führendes | |
| Hamas-Mitglied in Dubai gefälschte irische Pässe benutzt hatte, wies die | |
| irische Regierung einen israelischen Diplomaten aus. | |
| Ein Jahr später wurde die palästinensische Mission in Dublin in den Rang | |
| einer Botschaft erhoben, was erboste Reaktionen der israelischen Regierung | |
| auslöste. Im Dezember 2014 erkannte das irische Parlament den Staat | |
| Palästina einstimmig an. | |
| ## Boykott boykottiert | |
| Vor zwei Jahren hatte das Parlament für ein Gesetz gestimmt, wonach der | |
| Import und Verkauf von Waren, Dienstleistungen und natürlichen Ressourcen | |
| aus israelischen Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten | |
| untersagt wird. Ein Verstoß gegen das Gesetz soll mit Gefängnis und einer | |
| Geldstrafe bis zu 250.000 Euro bestraft werden. | |
| Obwohl der Gesetzentwurf in beiden Parlamentskammern eine Mehrheit erhalten | |
| hatte, ist das Gesetz bis heute nicht verabschiedet worden. Fine Gael hat | |
| das verhindert. Coveney sagte, seine Partei sympathisiere zwar mit den | |
| Ansichten der Antragstellerin, der Senatorin und Musikerin Frances Black, | |
| aber ein unilateraler Boykott verstoße gegen EU-Recht. | |
| 27 May 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ralf Sotscheck | |
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