# taz.de -- Irlands neue Regierung: Koalition der Angst | |
> Zwei Traditionsparteien und die Grünen vereint gegen die linke Sinn Féin: | |
> Denn nur so können sie wie gewohnt weiterwurschteln. | |
Bild: Nach der Wahl ist vor dem Pub: Ab Montag dürfen in Irland wieder Bars un… | |
Irland hat eine neue Regierung. Es ist eine Koalition der Angst. Die beiden | |
etablierten Parteien fürchteten die Veränderungen, die [1][eine | |
Regierungsbeteiligung von Sinn Féin] mit sich gebracht hätte. Man hätte | |
sich dann wohl nicht mehr länger lukrative Pöstchen untereinander | |
zuschanzen können. | |
So macht man nun – mit Komplizenschaft der Grünen – weiter wie gehabt. Für | |
die Minister und die Abgeordneten geht es um die Wiederwahl. Beim irischen | |
Wahlsystem gibt es keine Liste als Sicherheitsnetz, man muss vom Volk | |
direkt gewählt werden. Irische Politik ist deshalb vor allem Lokalpolitik. | |
Geht es dem Wahlkreis gut, geht es auch dem Abgeordneten gut. Man verzeiht | |
ihm Bestechlichkeit, wenn dabei für den Wahlkreis ein neues Schwimmbad oder | |
ein Fußballplatz abfällt. | |
Natürlich ist im Regierungsprogramm auch Geld für das Gesundheitswesen und | |
den Wohnungsbau vorgesehen – wie in jedem Programm der vergangenen zwanzig | |
Jahre. Es wurde jedoch nie etwas draus. Mit dem Gesundheitswesen ist es | |
kontinuierlich bergab gegangen, und die Wohnungsnot in Dublin hat sich Jahr | |
für Jahr verschärft. Stattdessen stehen Geistersiedlungen in Gegenden, wo | |
niemand hinwill – weil Bankiers, Politiker und Bauunternehmer damit reich | |
wurden. | |
Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass die neue Regierung etwas ändern | |
wird. Das [2][durch Corona] angehäufte Defizit wird als Ausrede dafür | |
dienen, die sozialen und grünen Ziele hintanzustellen. Die Grünen werden – | |
wie bisher alle kleinen Koalitionspartner – bei den nächsten Wahlen in der | |
Versenkung verschwinden. | |
Doch dann könnte es anders werden. Sinn Féin gewann bei den Wahlen die | |
meisten Stimmen, was sich nicht ausreichend in Sitzen niederschlug, weil | |
man nicht genügend Kandidaten aufgestellt hatte. Diesen Fehler macht die | |
Partei kein zweites Mal. Darüber hinaus ist eine Reihe von kleinen | |
sozialistischen Parteien erstarkt. So könnte es erstmals eine ernst zu | |
nehmende linke Alternative geben. Bis dahin heißt es: durchhalten. | |
28 Jun 2020 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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