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# taz.de -- Unmut auf indischer Inselgruppe: Rettet Lakshadweep!
> In Indien soll die muslimisch geprägte Inselgruppe Lakshadweep zum
> Touristenparadies werden. Doch Bewohner:innen und Ökolog:innen
> warnen.​
Bild: In Gefahr: Bangaram Island gehört zur indischen Inselgruppe Lakshadweep
Mumbai taz | „Die schönen Inseln von Lakshadweep sind in Gefahr. Die
BJP-Regierung zerstört systematisch die Lebensgrundlage und verdrängt die
einheimische Bevölkerung mit niederträchtigen Maßnahmen und Gesetzen im
Namen von Entwicklung“, warnt die Organisation [1][„Tribal Army“ auf
Twitter].
Die Frustration äußert sich im Netz unter den Hashtags „[2][Wir mit
Lakshadweep]“ oder „[3][Rettet Lakshadweep]“. Zuvor beschwerte sich der
Insel-Abgeordnete Mohammed Faizal Padippura von der
Nationalist-Kongresspartei im indischen Unterhaus über den „autokratischen
Stil“ des von Delhi geschickten neuen Verwalters Praful Khoda Patel.
Der hatte mitten in der zweiten Welle der Coronapandemie die abgeschiedene
Inselgruppe im Arabischen Meer, die gerne als „indische“ Malediven
beschrieben wird, mit umstrittenen Reformankündigungen überrascht.
Der Hindunationalist Patel stellt seit einem halben Jahr das Inselleben auf
den Kopf. Er hat enge Kontakte zu Premierminister Narendra Modi von der
[4][hindunationalistischen Regierungspartei BJP], deren Mitglied er auch
ist. Patel war zuvor Innenminister im westindischen Gujarat, als Modi dort
noch Regierungschef war.
## Angst vor Zerstörung der Natur
Doch Indiens Zentralregierung, der die 70.000 Inselbewohner:innen
direkt unterstehen, hat sich jetzt mit Patel die lokale Bevölkerung zur
Feindin gemacht. Bei der letzten Volkszählung waren dort 97 Prozent
Muslim:innen, größtenteils Fischer:innen, die sich zunehmend von Patels
Politik bedroht fühlen.
Zu seinen ersten Schritten gehören diese Vorhaben: den Verzehr von
Rindfleisch zu verbieten, die Macht der Dorfräte einzuschränken, ein Gesetz
gegen „antisoziale Aktivitäten“ in der Region mit niedriger
Kriminalitätsrate einzuführen, aber auch Alkohol zu erlauben. Und die Milch
auf den Inseln soll künftig nicht mehr lokal produziert werden, sondern von
einer Firma aus Gujarat kommen.
Doch noch viel größer ist die Angst vor der Zerstörung der Natur. Nach
einem ambitionierten Plan soll die Infrastruktur auf den Inseln massiv
ausgebaut werden, um sie für Besucher:innen zugänglich zu machen. Denn
Tourismus gibt es auf den von Palmen und weißem Sand gesäumten
Koralleninseln bisher nur in kleinem Umfang, um das ökologische
Gleichgewicht nicht zu zerstören.
In Patels Entwurf ist die Rede von Straßen, einer Zugstrecke, Kanälen,
einem Flughafen, Hotels, Restaurants, Theatern, Museen und Galerien. Damit
die Inseln nicht untergehen, soll Land aufgeschüttet werden.
## „Weder nachhaltig noch sozial“
Ein Comic seiner Kritiker:innen zeigt ihn auf einer Walze in der
Safran-Farbe der Hindunationalisten, mit der er „Kultur, Lebensart und
friedliches Miteinander“ unter sich zermalmt. In der Hand hält er eine
Fahne mit der Aufschrift „Tourismus“, hinter ihm warten Geschäftsmänner in
dunklen Anzügen.
Der oppositionelle Abgeordnete Faizal hält diese Pläne für weder nachhaltig
noch sozial verträglich. Solidarität bekommen die Inselbewohner:innen
vor allem aus dem kulturell verbundenen [5][Bundesstaat Kerala] im Süden
Indiens. Auch Keralas linker Regierungschef Pinarayi Vijayan kritisierte
Politik und Stil des neuen Verwalters: „Solche Handlungen können nicht
akzeptiert werden“.
Noch sind es Vorhaben und keine fertigen Pläne. Das Bangen in Lakshadweep
geht weiter.
29 May 2021
## LINKS
[1] https://twitter.com/TribalArmy/status/1397444764170035200
[2] http://Wir%20mit%20Lakshadweep
[3] https://twitter.com/hashtag/SaveLakshadweep?src=hashtag_click
[4] /Regionalwahlen-in-Indien/!5765067
[5] /Nach-Wahlen-im-indischen-Kerala/!5767941
## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
Indien
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Tourismus
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