# taz.de -- Vulkanausbruch im Kongo: Flammen über der Millionenstadt | |
> Der Nyiragongo im Osten der Demokratischen Republik Kongo stieß am | |
> Samstagabend Lava aus. Nur knapp wird die Metropole Goma verschont. | |
Bild: Lava frisst sich durch den Vorort Buhene am Nordrand von Goma am Samstaga… | |
BERLIN taz | Die Millionenstadt Goma im Osten der Demokratischen Republik | |
Kongo ist nur knapp einer gigantischen Katastrophe entgangen. Am | |
Samstagabend brach [1][der Vulkan Nyiragongo] aus, unterhalb dem Goma | |
liegt, und spuckte soviel Lava aus wie seit fast zwanzig Jahren nicht mehr. | |
Die Lavaströme aus dem Krater, der zwanzig Kilometer von Goma entfernt ist, | |
wälzten sich am nördlichen Stadtrand quer über die Fernstraße, die aus Goma | |
nach Norden führt, in Richtung ruandische Grenze. In den nördlichen | |
Vororten Gomas, die formell zum Nachbardistrikt Nyairagongo gehören, kam es | |
zu Zerstörungen. Zahlreiche Hütten, etwa in Buhene, wurden von Lavamassen | |
verschüttet oder gingen in Flammen auf. | |
Die Stadt selbst blieb verschont und von Toten oder Verletzten ist nichts | |
bekannt. Die Bevölkerung Gomas, die den ständig aktiven Vulkan jeden Tag am | |
Horizont vor Augen hat und dessen Launen gut einzuschätzen weiß, traf | |
sofort Sicherheitsvorkehrungen, als gegen 19 Uhr am Samstagabend Flammen | |
aus dem Krater loderten, wo sonst lediglich Rauch aufsteigt. | |
Mehrere tausend Menschen machten sich zu Fuß oder motorisiert mit Sack und | |
Pack auf den Weg Richtung Ruanda. Goma liegt direkt an der Grenze und geht | |
faktisch direkt in die ruandische Nachbarstadt Gisenyi über, getrennt nur | |
durch einen Grenzstreifen. Nach einigen Stunden öffneten Ruandas Behörden | |
die Schlagbäume und über 3.000 Menschen strömten nach Gisenyi. | |
## Provinzhauptstadt Goma laut UN-Mission nicht in Gefahr | |
Weitere Zehntausende verließen Gomas nördliche und westliche Außenviertel, | |
die näher am Vulkan liegen, in die andere Richtung, tiefer in den Kongo | |
hinein. Sie folgten damit einer Aufforderung der kongolesischen Behörden, | |
als diese am späten Abend die Aktivierung des bestehenden Evakuierungsplans | |
für Goma anordneten. | |
Diese Flucht in Richtung der Kleinstadt Sake verlief weitaus chaotischer. | |
Bei einem Unfall im westlichen Viertel Ndosho auf der unbeleuchteten Straße | |
gab es in der Nacht fünf Tote, als ein mit Fliehenden beladener Lastwagen | |
mitten in der Menschenmenge von der Straße abkam und umkippte. In der Nacht | |
setzte Regen ein, Zehntausende von Menschen mussten im Freien ausharren. | |
Befürchtungen und Gerüchte, es würden sich weitere Risse im Vulkan öffnen | |
und weitere Ausbrüche direkt nach Goma hinein leiten, bestätigten sich | |
bisher nicht. Die UN-Mission im Kongo (Monusco) berichtete am späten | |
Samstagabend nach Aufklärungsflügen, dass die Stadt wohl nicht in Gefahr | |
sei. Sie evakuierte aber mehrere ihrer Flugzeuge vom [2][Flughafen von | |
Goma], der bei einer Ausweitung des Ausbruches in Gefahr geraten wäre. | |
Am Sonntagmorgen kehrten erste Vulkanflüchtlinge wieder zurück, um nach dem | |
Rechten zu schauen und ihre Häuser nicht im Stich zu lassen. Auf Videos ist | |
zu sehen, wie Gruppen von Menschen auf den noch nicht vollständig | |
erkalteten Lavamassen am Stadtrand herumklettern, aus denen hier und da | |
Reste von Häusern herausragen. Berichten zufolge waren an mehreren Stellen | |
Erdbeben zu spüren, was darauf hindeutet, dass der Vulkan noch nicht wieder | |
zur Ruhe gekommen ist. | |
## Kongos Präsident bricht Europareise ab | |
Kongos Präsident Félix Tshisekedi brach seine Europareise ab und verkündete | |
in der Nacht zum Sonntag, er kehre nach Kongo zurück. Der Umgang mit dem | |
Vulkanausbruch und seinen Folgen ist eine Bewährungsprobe auch für die | |
neuen Militärbehörden, die die Provinz Nord-Kivu mit Goma als | |
Provinzhauptstadt seit der Verhängung des Kriegsrechts Anfang Mai regieren. | |
Sie sollen eigentlich mit harten Maßnahmen und Militäroffensiven die Region | |
von bewaffneten Gruppen säubern. Jetzt macht der Vulkan allen klar, dass | |
die Natur hier die größte Feuerkraft hat. | |
[3][Kleinere Ausbrüche] des Nyiragongo, die meist auf der Goma abgewandten | |
Seite des Vulkans stattfinden und Lava in menschenleere Landstriche des | |
Virunga-Nationalparks strömen lassen, sind relativ häufig. Der letzte große | |
Ausbruch des Vulkans hatte aber im Januar 2002 Goma [4][zu großen Teilen | |
zerstört] und die Topographie der Stadt, damals noch Kongos | |
Rebellenhauptstadt, fundamental verändert. | |
Alles, was heute im Stadtzentrum von Goma an modernen Gebäuden zu sehen, | |
entstand nach 2002 – vieles davon auf den neuen Lavamassen, die das alte | |
Stadtzentrum unter sich begraben und sich bis in den Kivusee | |
heruntergewälzt hatten. Auf einer damals neu entstandenen Landzunge aus | |
Lavagestein im See steht heute [5][Gomas teuerstes Luxushotel]. | |
23 May 2021 | |
## LINKS | |
[1] http://www.vulkane.net/vulkane/a-z/nyiragongo/nyiragongo.html | |
[2] /Entwicklungshilfe-im-Kongo/!5019750 | |
[3] /Drohender-Ausbruch-des-Nyiragongo/!5117434 | |
[4] /!1092132/ | |
[5] https://www.serenahotels.com/gomaserena/en/gallery.html | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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