# taz.de -- Drohender Ausbruch des Nyiragongo: Herr Kavuke und der Vulkan | |
> Der Nyiragongo im Ostkongo ist einer der gefährlichsten Vulkane der Welt. | |
> Jonathan Kavuke muss ihn überwachen – fast ohne Geld. Und im Dschungel | |
> lauern die Rebellen. | |
Bild: Manchmal kracht eine Fontäne aus dem nächtlichen Nyiragongo. | |
Damit Jonathan Kavuke hunderttausende Menschen in Goma schützen kann, muss | |
er 1.600 Höhenmeter überwinden. Der 32 Jahre alte Physiker muss schlammige, | |
steinige Pfade hinaufkraxeln, durch dichten Dschungel, über erkaltete, | |
schwarze Lava klettern. Er muss aufpassen, dass sich ihm, seinen Trägern | |
und seinen Sicherheitsleuten keine Rebellen in den Weg stellen – und auch | |
keine Gorillas. | |
Am Ende, wenn er oben angekommen ist, wenn er die brodelnde Lava sieht und | |
den Schwefel riecht, muss er mit den dürftigen Instrumenten auskommen, die | |
sich sein Vulkaninstitut in der Großstadt Goma im Ostkongo leisten kann. | |
Aber Kavuke weiß, dass sein Job einmal Leben retten kann. | |
Wenn der Nyiragongo ausbricht, wenn die extrem dünnflüssige Lava des | |
Vulkans den Berg hinunterschießt, dann bedroht die Glut nur wenige Minuten | |
später die Bewohner von Goma. Als der Nyiragongo vor neun Jahren ausbrach, | |
starben mehr als hundert Menschen, mehr als 100.000 wurden obdachlos. Die | |
Lava überrollte Straßen, Hütten und Häuser. Es dauerte Jahre, bis sich die | |
Stadt von dem Vulkanausbruch erholt hatte. | |
Jonathan Kavuke arbeitet am Vulkanobservatorium Goma. Alle paar Wochen | |
packt er seine Messgeräte in einen sperrigen Koffer und bricht mit einigen | |
Kollegen auf, um zu sehen, wie hoch die Lava im Vulkankrater gestiegen ist. | |
Je weiter sie sich dem Rand nähert, desto wahrscheinlicher wird ein | |
Ausbruch. | |
Kavuke macht den Job unter äußerst widrigen Bedingungen. Gerade einmal | |
hundert Dollar verdient er für seine Familie im Monat. Manchmal wird das | |
Gehalt mehrere Monate lang nicht ausgezahlt. Er bräuchte bessere | |
Ausrüstung, Messstationen wären nötig. Nach dem Ausbruch von 2002 wurden | |
zwar welche installiert. Die Europäische Union investierte in ein | |
Frühwarnsystem. Rebellen allerdings stohlen 2008 wichtige Teile des | |
Equipments. | |
Noch immer erschweren Rebellengruppen die Arbeit der Vulkanforscher. Bevor | |
Jonathan Kavuke aufbricht, muss er sich bei der Uno erkundigen, welcher Weg | |
gerade sicher ist. „Die Rebellen verstehen nicht, dass sie bei einem | |
Ausbruch die ersten Opfer wären“, sagt er. | |
Wie der Aufstieg dem Vulkanologen Jonathan Kavuke trotzdem gelingt, wie | |
genau er die Gase und Bewegungen des Nyiragongo misst und wie er am | |
Kraterrand im Leuchten der Lava über die Entstehung der Erde nachdenkt, | |
erzählt die Ganze Geschichte "Am Tor zur Hölle" in der aktuellen sonntaz – | |
mit eindrucksvollen Bildern des Nyiragongo. | |
2 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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