| # taz.de -- Massenflucht im Kongo: Versagen unter dem Vulkan | |
| > Ohne Versorgung fliehen 400.000 Menschen vor einem Vulkansausbruch aus | |
| > Goma. Um sie kümmert sich weder die kongolesische Regierung noch die | |
| > Weltgemeinschaft. | |
| Bild: Lava des Vulkans Nyiragongo durchfließt ein Wohngebiet am Stadtrand von … | |
| Sie ziehen müde die Straße entlang, oder sie sitzen und warten. Am | |
| Wegesrand, auf Feldern, unter Bäumen. Wo die nächste Mahlzeit herkommen | |
| soll, ist ein Rätsel und trinkbares Wasser Glückssache. Eine feste | |
| Unterkunft hat für sie niemand. Nach Hause dürfen sie nicht, und wie lange | |
| sie wegbleiben müssen, weiß keiner. | |
| So ergeht es momentan 400.000 Menschen, die im Osten der Demokratischen | |
| Republik Kongo die Stadt Goma verlassen haben, auf Anweisung der | |
| Militärbehörden. Die sollen eigentlich im Rahmen eines vorübergehenden | |
| [1][Kriegsrechts] den staatlichen Kampf gegen bewaffnete Gruppen effektiver | |
| gestalten. Nun aber schicken sie Menschen zu Hunderttausenden tief in | |
| unsichere Gebiete hinein – ohne Vorbereitung, ohne Organisation, ohne den | |
| geringsten Plan. Internationale Helfer werden tagelang nicht eingebunden. | |
| Kongos Präsident behauptet derweil, die Lage sei „unter Kontrolle“ und | |
| lehnt eine Heimkehr der Menschen ab. | |
| Das ist Staatsversagen – in Form einer ebenso autoritären wie inkompetenten | |
| Befehlshaberei, die an den Menschen völlig vorbeigeht. Natürlich werden die | |
| 400.000 Geflohenen aus Goma jetzt nicht wochenlang irgendwo herumsitzen und | |
| warten, dass [2][der Vulkan] irgendwann erlischt und dass vorher jemand mal | |
| einen Teller Bohnen vorbeibringt. Sie werden nach Hause gehen, sobald sie | |
| können. Die Militärbehörden werden das nicht goutieren. Sie werden es | |
| entweder gewaltsam zu verhindern versuchen, was ein Blutbad bedeutet, oder | |
| sie werden es hinnehmen müssen, was ihre Autorität ankratzt. Oder sie | |
| werden plötzlich behaupten, jetzt sei die Gefahr gebannt, und können dann | |
| nur beten, dass der Vulkan erst nach Ende des Kriegsrechts wieder rumort. | |
| In jedem Fall vertieft sich der Graben des Misstrauens zwischen Staat und | |
| Menschen im Kongo weiter. Und dass auch von den internationalen | |
| Organisationen, die aus Goma heraus ganz [3][Ostkongo] versorgen, kein | |
| öffentliches Wort der Kritik am staatlichen Chaos kommt, wird bei den | |
| Menschen den Eindruck hinterlassen, ihr Schicksal sei allen egal – den | |
| eigenen Regierenden und der Weltgemeinschaft. | |
| 31 May 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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