# taz.de -- Debatte über Hilfesysteme für Kinder: Besser kein geschlossenes H… | |
> Fachleute kritisieren Hamburgs Pläne für ein neues Heim für Kinder, die | |
> zwischen Psychiatrie und Jugendhilfe pendeln. Besser wäre Hilfe im | |
> Sozialraum. | |
Bild: Kinder mit Problemen sollen Hilfe im Stadtteil bekommen | |
Hamburg taz | Noch ist nichts gebaut, doch am Klotzenmoorstieg im Norden | |
von Hamburg soll nach Plan des rot-grünen Senats ein [1][neues Heim für | |
Kinder von 9 bis 13 Jahren] entstehen, die solche Probleme haben, dass sie | |
Schulen und Jugendhilfe überfordern. „Die Kinder werden da mehr oder | |
weniger geschlossen untergebracht, je nachdem, was vom Familiengericht | |
erlaubt wird. Dagegen wenden wir uns“, sagt Timm Kunstreich vom | |
Aktionsbündnis gegen geschlossene Unterbringung (AgU). | |
Er hofft, die Einrichtung, die 2024 fertig sein soll, noch zu verhindern. | |
Denn besser als eine neue Spezial-Institution wären individuelle Hilfen im | |
Stadtteil. Gemeinsam mit dem Arbeitskreis kritische Sozialarbeit lädt das | |
Bündnis für Dienstag ab 18.30 Uhr zur Online-Diskussion. Titel: „Weder | |
Therapie noch Strafe!“ | |
So lautete ein Slogan aus den 1980ern, als geschlossene Heime aufgelöst und | |
die Jugendhilfe modernisiert wurden. Mit dem Verzicht auf stigmatisierende | |
Diagnosen seien damals Heim-, Psychiatrie und Knastkarrieren verhindert | |
worden, so die Einladung. Diese Haltung habe zum Abbau von Heimplätzen und | |
Psychiatriebetten geführt. | |
## Psychiatrie gewinnt die Oberhand | |
Doch seit den 1990ern gebe es einen Druck auf die Soziale Arbeit, die | |
Klienten wieder zu pathologisieren. „Es gab schon immer eine Konkurrenz | |
zwischen Jugendhilfe und Jugendpsychiatrie, wobei zunehmend die Psychiatrie | |
die Oberhand gewonnen hat“, sagt Sozialwissenschaftler Kunstreich. Solche | |
Kooperationseinrichtungen zwischen Psychiatrie und Jugendhilfe nähmen | |
bundesweit zu. | |
Sie vereine, dass die Kinder als stark defizitär eingestuft würden, etwa | |
als „Systemsprenger“, sagt er. Soziale Konflikte würden wieder verstärkt | |
als individuelle Krankheitsbilder umgedeutet. Und zwischen Jugendhilfe und | |
Psychiatrie sei ein „Drehtüreffekt“ entstanden. | |
Darum soll am Dienstag Charlotte Köttgen, Ärztin für Jugendpsychiatrie und | |
frühere Behördenleiterin, mit dem Kinder- und Jugendtherapeuten Michael | |
Schroiff darüber reden, wie es anders gehen kann. Etwa, [2][wie eine | |
gemeinsame Arbeit Therapie und Strafe ersetzen kann]. „Die Grundidee, etwas | |
gemeinsames zu schaffen, ist richtig“, sagt Kunstreich. „Aber es sollte | |
keine Institution sein“. | |
Zoom-Diskussion: Di, 8. 6., 18.30 Uhr, Zugang unter https://t1p.de/jsd4 | |
6 Jun 2021 | |
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[1] /Neue-Jugend-Einrichtung-in-Hamburg/!5711489 | |
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## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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