# taz.de -- Afghanische Ortskräfte der Bundeswehr: Breites Bündnis für Aufna… | |
> Eine Initiative fordert, afghanische Mitarbeitende deutscher Stellen | |
> schnell nach Deutschland zu holen. Das bisherige Verfahren sei zu | |
> bürokratisch. | |
Bild: Bundeswehr-Soldaten im Camp Pamir in Kunduz in Afghanistan | |
Berlin taz | Die Bundesrepublik soll afghanische Mitarbeiter*innen der | |
Bundeswehr und anderer deutscher Stellen so schnell wie möglich nach | |
Deutschland holen – das fordert ein breites Bündnis in einem offenen Brief | |
vom Freitag. Hinter der Initiative mit dem Titel „Afghanische Ortskräfte in | |
Sicherheit bringen!“ stecken unter anderem Vertreter*innen aus Militär, | |
Politik und Entwicklungshilfe. | |
Die Unterstützung ist breit. Unterschrieben haben den Appell an die | |
Bundesregierung beispielsweise der ehemalige Bundeswehr-Generalinspekteur | |
Wolfgang Schneiderhan, Pro-Asyl-Experte Bernd Mesovic und die ehemaligen | |
deutschen Botschafter Hans-Ulrich Seidt und Rainald Steck. | |
Anlass ist der angekündigte deutsche Truppenabzug aus Afghanistan, der im | |
Juli abgeschlossen sein soll. „Während die Truppe unter verstärkten | |
Sicherheitsvorkehrungen längst bei den Vorbereitungen zur Rückkehr ist, | |
wachsen die Befürchtungen der afghanischen Ortskräfte. Sie fürchten um ihre | |
Sicherheit und ihr Leben – wie auch um das ihrer Familienangehörigen“, | |
heißt es im offenen Brief. In Gefahr seien die Ortskräfte, da sie von den | |
Taliban als „Kollaborateure des Westens“ behandelt würden. Die | |
Bundesrepublik dürfe diese Menschen daher nicht schutzlos zurücklassen. | |
[1][Im Rahmen eines sogenannten „Ortskräfteverfahrens“] nimmt Deutschland | |
zwar schon seit 2013 bedrohte Afghan*innen auf. Laut Innenministerium | |
müssen die Betroffenen aber „eine individuelle Gefährdung aufgrund ihrer | |
Tätigkeit für ein deutsches Ressort in Afghanistan“ nachweisen. Wer sein | |
Arbeitsverhältnis mit den Deutschen schon vor zwei oder mehr Jahren beendet | |
hat, wird nicht berücksichtigt. | |
## Initiative fordert Charterflüge | |
Nach Angaben der Bundesregierung aus dem April erhielten im Rahmen des | |
Programms von 2013 bis 2015 rund 630 Ortskräfte der Bundeswehr ein | |
„Aufnahmeversprechen“. In den Jahren danach waren die Zahlen so niedrig, | |
dass die Regierung sie nicht mehr öffentlich angeben wollte. Das geht aus | |
[2][der Antwort des Außenministeriums auf eine Anfrage der Linken] im | |
Bundestag hervor. | |
Die Unterzeichner*innen des offenen Briefs fordern nun ein schnelleres | |
Aufnahmeprogramm. Neben Mitarbeiter*innen der Bundeswehr sollen auch | |
Afghan*innen berücksichtigt werden, die vor Ort für die deutsche | |
Polizei, die Botschaft oder der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit | |
tätig waren. Ihre Ausreise nach Deutschland müsse „möglichst geschehen, | |
solange die Bundeswehr noch im Land ist“ – wenn nötig mit Charterflügen. | |
Das bisherige Prüfverfahren „mit seinem bürokratischen Aufwand“ sei in der | |
Kürze der Zeit nicht mehr praktikabel. Es soll entfallen. Zudem fordern die | |
Unterzeichner*innen, dass auch Afghan*innen berücksichtigt werden, deren | |
Arbeit für die Deutschen schon länger als zwei Jahre her ist: „Im Ernstfall | |
werden sich die Verfolger bei den Taliban wohl kaum an dieser Frist | |
orientieren.“ | |
Wie viele Menschen von einer unbürokratischen Aufnahme profitieren könnten, | |
ist indes unklar: Die Frage, wie viele Afghan*innen seit Kriegsbeginn | |
2001 insgesamt für deutsche Stellen gearbeitet haben, kann die | |
Bundesregierung nicht beantworten. | |
Transparenzhinweis: Zu den Unterzeichner*innen des Appells gehört | |
neben anderen Journalist*innen auch der taz-Autor und | |
Afghanistan-Experte Thomas Ruttig. | |
14 May 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Truppenabzug-aus-Afghanistan/!5762212 | |
[2] https://dserver.bundestag.de/btd/19/283/1928361.pdf | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
## TAGS | |
Bundeswehr | |
Ortskräfte | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Asyl | |
Nato | |
Afghanistankrieg | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Truppenabzug aus Afghanistan: Zentrale Fragen bleiben offen | |
Die Bundeswehr zieht ab, die USA räumen bis zum 4. Juli das Feld. | |
Gleichzeitig werden die Taliban stärker, die Gefahr eines Bürgerkrieges | |
wächst. | |
Bundeswehr verlässt Bürgerkriegsland: Afghanische Helfer wollen weg | |
Mindestens 450 der sogenannten Ortskräfte, die die Bundeswehr in | |
Afghanistan unterstützt haben, wollen nach Deutschland ausreisen. Die | |
Taliban drohen ihnen offen. | |
Truppenabzug aus Afghanistan: Frucht der Scham | |
Afghanische Mitarbeiter der Bundeswehr sollen nach Deutschland kommen | |
können. Das ist das Geringste, was die Bundesrepublik noch leisten kann. | |
Abzug aus Afghanistan: Zuflucht für afghanische Helfer | |
Der geplante Abzug der Deutschen könnte die Sicherheit der afghanischen | |
Mitarbeiter vor Ort gefährden – die Verteidigungsministerin will helfen. | |
Aus Le Monde diplomatique: Köche in Lebensgefahr | |
Sie arbeiteten in Afghanistan für die französische Armee. Sechs Jahre nach | |
dem Abzug kämpfen sie um ihr Überleben und die Aufnahme in Frankreich. |