# taz.de -- EuGH-Urteil zur Stickoxid-Belastung: Ein Urteil, das Folgen haben m… | |
> Das Verkehrsministerium hat viel getan, um wirksame Maßnahmen gegen | |
> Abgase zu erschweren. Die Wähler*innen müssen der CSU das Ministerium | |
> wegnehmen. | |
Bild: Gefällt dem EuGH gar nicht: In vielen Städten (hier Berlin) wurden die … | |
Viel klarer kann eine Klatsche nicht ausfallen: „Systematisch und | |
anhaltend“ habe Deutschland gegen die EU-Vorgaben für saubere Luft | |
verstoßen, und zwar „beträchtlich“ und „über den gesamten Zeitraum von… | |
bis 2016“. Mit diesen Worten hat der Europäische Gerichtshof [1][die | |
Bundesregierung verurteilt], weil hierzulande in vielen Städten die | |
zulässigen Stickoxid-Grenzwerte überschritten wurden. | |
Direkte Konsequenzen hat das Urteil leider nicht. Aber politisch müsste es | |
dringend welche haben. Denn das Versagen der CSU-Verkehrsminister Peter | |
Ramsauer und Alexander Dobrindt ist damit nun höchstrichterlich bestätigt, | |
und auch ihr [2][Nachfolger Andreas Scheuer] hat wenig getan, um den Kurs | |
zu ändern. Zwar liegt die direkte Verantwortung für die Einhaltung der | |
Stickoxid-Grenzwerte bei den Kommunen und Bundesländern. | |
Doch das Bundesverkehrsministerium hat viel dafür getan, wirksame Maßnahmen | |
gegen dreckige Abgase zu erschweren: Es hat die blaue Plakette verhindert, | |
mit der Einfahrtverbote für alte Diesel in belastete Städte erleichtert | |
worden wären. | |
Und vor allem hat es zugelassen, dass Millionen von Diesel-Fahrzeugen, die | |
durch eine manipulierte Abgasreinigung ein Vielfaches der zulässigen | |
Schadstoffmengen ausstoßen, weiter die Luft verdrecken dürfen. Denn statt | |
eine wirksame, aber teure Motornachrüstung zu verlangen, gab er sich mit | |
einem wenig wirksamen Software-Update zufrieden. Und als die EU-Grenzwerte | |
auf diese Weise nicht eingehalten werden konnten, versuchte Scheuer | |
stattdessen, diese in Frage zu stellen – mit Hilfe von fragwürdigen | |
Experten wie dem [3][rechenschwachen Lungenarzt Dieter Köhler]. | |
## Bessere Werte sind Verdienst von Verbänden | |
Dass sich die Schadstoffwerte mittlerweile verbessert haben und jetzt nur | |
noch wenige Städte über dem Stickstoffdioxid-Grenzwert liegen, ist keine | |
Entschuldigung. Denn das ist weniger ein Verdienst der Politik als der | |
Deutschen Umwelthilfe und anderer Verbände, die die Kommunen in | |
langwierigen juristischen Verfahren zu Fahrverboten und anderen Maßnahmen | |
gezwungen haben – und sich dafür speziell von CDU und CSU [4][übel | |
beschimpfen lassen] mussten. | |
Eigentlich müsste die CSU das Verkehrsministerium nach dieser Niederlage | |
sofort und freiwillig abgeben. Weil damit nicht zu rechnen ist, müssen aber | |
wohl die Wähler*innen dafür sorgen, dass dort in Zukunft nicht mehr | |
gegen EU-Recht und Gesundheitsschutz verstoßen wird. | |
3 Jun 2021 | |
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[1] /EuGH-verurteilt-Deutschland/!5776273 | |
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## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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