# taz.de -- Neue EU-Staatsanwaltschaft: Laura Kövesi kämpft gegen Betrug | |
> Die EU gründet ihre erste Staatsanwaltschaft zur Betrugs- und | |
> Korruptionsbekämpfung. Geleitet wird sie von der Rumänin Laura Kövesi. | |
Bild: Laura Kövesi, die Chefin der neuen EU-Staatsanwaltschaft | |
Freiburg taz | Im Amt ist Laura Kövesi schon länger, doch jetzt geht die | |
Arbeit bei der Europäischen Staatsanwaltschaft richtig los. Im September | |
2019 entschieden sich EU-Rat und EU-Parlament für die rumänische Juristin | |
Kövesi als erste EU-Generalstaatsanwältin. Seit über einem Jahr baut sie | |
bereits die neue EU-Behörde in Luxemburg auf. Am 1. Juni startete die | |
Europäische Staatsanwaltschaft ihre Arbeit offiziell. | |
Kövesi hat sich in Rumänien einen guten Ruf als fachlich versierte und | |
unerschrockene Juristin verdient. 2006 wurde sie Generalstaatsanwältin des | |
Landes, als erste Frau auf diesem Posten. 2013 übernahm sie die Leitung der | |
rumänischen Antikorruptionsbehörde DNA und [1][ermittelte auch | |
unerschrocken] gegen mächtige Politiker wie Liviu Dragnea, den damaligen | |
Vorsitzenden der notorisch korrupten sozialdemokratischen Regierungspartei | |
PSD. Doch 2018 entließ der rumänische Justizminister die unbotmäßige | |
Kövesi. | |
Als sich die Rumänin um das Amt der neuen EU-Generalstaatsanwältin bewarb, | |
schlugen ihre Gegner zu Hause zurück und eröffneten ein durchsichtiges | |
Korruptionsverfahren gegen Kövesi. Zeitweise durfte sie aufgrund einer | |
Ausreisesperre nicht einmal das Land verlassen. | |
Die Angriffe ihrer eigenen (in der EU schlecht beleumundeten) Regierung | |
erhöhten jedoch Kövesis Chancen auf den EU-Posten. Sie war schnell die | |
Favoritin des Europäischen Parlaments, während die EU-Mitgliedstaaten | |
zunächst noch den Franzosen Jean-François Bohnert favorisierten. Letztlich | |
wollte sich aber niemand nachsagen lassen, er habe sich rumänischem Druck | |
gebeugt, und so wurde Kövesi gewählt. Ihre Amtszeit beträgt sieben Jahre. | |
## „Verstärkte Zusammenarbeit“ von 22 EU-Staaten | |
Die 48-Jährige führt nun die [2][Europäische Staatsanwaltschaft], die 2017 | |
durch eine „verstärkte Zusammenarbeit“ von 22 EU-Staaten geschaffen wurde. | |
Nicht dabei sind Dänemark, Irland, Schweden, Polen und Ungarn. | |
Die Europäische Staatsanwaltschaft soll immer ermitteln, wenn sich Betrug | |
und Korruption gegen finanzielle Interessen der EU richten. Bisher waren | |
die nationalen Staatsanwaltschaften zuständig, die aber im Ruch standen, | |
die Interessen der EU nicht immer entschlossen genug vertreten zu haben. | |
Auch bei Verdacht auf grenzüberschreitenden Mehrwertsteuerbetrug sind | |
Kövesis Ermittler nun zuständig. | |
Die Behörde besteht in Luxemburg aus einem Kollegium von 22 Europäischen | |
Staatsanwälten, je einem pro Staat. Stellvertreter Kövesis ist der Deutsche | |
Andrés Ritter, vorher Leiter der Staatsanwaltschaft in Rostock. | |
Die eigentliche Ermittlungsarbeit machen dann bis zu 140 „Delegierte | |
Europäische Staatsanwälte“, die dezentral in den beteiligten Staaten | |
sitzen. In Deutschland sind es elf Staatsanwält:innen in Hamburg, | |
Berlin, Köln, Frankfurt am Main, München und Karlsruhe. Sie ermitteln nach | |
deutschem Prozessrecht und klagen, wenn nötig, vor deutschen Gerichten an. | |
Grundlegende Entscheidungen über den Fortgang der Verfahren trifft aber | |
stets Kövesis Behörde in Luxemburg. | |
1 Jun 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Massenprotest-in-Rumaenien/!5524645 | |
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Staatsanwaltschaft | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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