# taz.de -- Regierungsverhandlungen in Israel: Getrübte Freude | |
> Oppositionsführer Lapid lockt rechte und linke Parteien in seine | |
> Koalition. Am Mittwoch läuft seine Frist aus. Es wäre das Ende | |
> Netanjahus. | |
Bild: Yair Lapid hat die besten Chancen, Netanjahus Nachfolge als Regierungsche… | |
Sollte Siedlerführer Naftali Bennett die Abgeordneten seiner Yamina-Partei | |
überzeugen können und tatsächlich einer Regierung mit [1][Yair Lapid] von | |
der Zukunftspartei beitreten, dann steht Israel eine der schwierigsten | |
Regierungskadenzen überhaupt bevor, die dennoch Grund zur Freude böte. Es | |
wäre das Aus für [2][Benjamin Netanjahu], der über 12 Jahre in Folge in | |
Jerusalem herrschte. Und es wäre keine erneute, fünfte Wahl nötig. | |
In die Katerstimmung nach dem [3][jüngsten Krieg] und nach den | |
Gewaltausbrüchen auf den Straßen, bei denen jüdische wie arabische Israelis | |
getötet wurden, mischt sich nun die Hoffnung, dass ein politischer Wandel | |
möglich ist. Freilich: Der national-religiöse Politiker Bennett wäre für | |
die ersten zwei Jahre Regierungschef. | |
Wichtige weitere Ministerposten würden an die Partei, die sich auf deutsch | |
„Nach rechts“ nennt, gehen, wie auch an den [4][früheren Likudpolitiker | |
Gideon Sa'ar], der den noch amtierenden Regierungschef Netanjahu politisch | |
von rechts überholte. Die gute Nachricht ist aber, dass auch linke und | |
sozialdemokratische Parteien in der künftigen Koalition vertreten sein | |
werden, sollte sie denn zustande kommen. | |
Anders als bisher dürften damit Diskussionen um Annexionen | |
palästinensischer Gebiete der Vergangenheit angehören. Mit einem Mann der | |
Arbeitspartei, der für den Posten des Ministers für Innere Sicherheit | |
vorgesehen ist, lässt sich zudem auf ein baldiges Ende der Gewalt zwischen | |
radikalen jüdischen und arabischen Staatsbürgern hoffen. Wirklich | |
bahnbrechend an der sich herauskristallisierenden Regierungskoalition ist | |
aber die Beteiligung einer [5][arabischen Partei]. | |
Das hat es in der Geschichte Israels bislang nicht gegeben, und es birgt | |
erneut die Hoffnung, dass hier ein konkreter Schritt in Richtung | |
Gleichberechtigung für die palästinensischen Bürger im Staat getan wird. | |
Der Wermutstropfen ist hier wiederum, dass es sich bei dem potenziellen | |
arabischen Regierungspartner um eine konservativ-islamische Partei handelt. | |
Heftige Zerrereien sind schon jetzt absehbar. | |
31 May 2021 | |
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## AUTOREN | |
Judith Poppe | |
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