# taz.de -- Opposition in Russland: Nawalny beendet Hungerstreik | |
> Der inhaftierte Kremlkritiker beendet nach 24 Tagen seine Streikaktion. | |
> Die Unterstützer*innen quittieren diese Entscheidung mit | |
> Erleichterung. | |
Bild: Auch in London hat Alexei Nawalny, der seinen Hungerstreik beendet hat, U… | |
MOSKAU taz | 24 Tage. Zeit, in der sich Russlands Oppositionspolitiker | |
Alexei Nawalny immer schwerer auf den Beinen habe halten können, in der es | |
ihm immer schwerer gefallen sei, sich zu konzentrieren und zu sprechen, wie | |
seine Frau, seine Anwält*innen, seine Mitstreiter*innen immer wieder | |
sagten. | |
Diese Zeit soll nun vorbei sein. Nawalny hat am Freitag das Ende seines | |
Hungerstreiks in Haft verkündet. Über Instagram ließ er seine Vertrauten | |
schreiben: „Nach allen Regeln wird das Beenden des Hungerstreiks ebenfalls | |
24 Tage dauern. Man sagt, es sei noch schwerer. Also wünscht mir Glück!“ | |
Seit Wochen hatte der 44-Jährige über Schmerzen im Rücken geklagt, die in | |
Arme und Beine ausstrahlten. Er hatte Husten bekommen und Fieber. Aufgrund | |
schlechter Kalium- und Kreatininwerte sagte sein Kardiologe, ihm könnte | |
[1][der Herztod] drohen, werde er nicht behandelt. | |
Aber die Strafvollzugsbehörde hatte die Ärzt*innen seines Vertrauens | |
nicht zu Nawalny vorgelassen, obwohl jeder Inhaftierte in Russland darauf | |
ein Recht hat. Der Hungerstreik war Nawalnys Weg, genau das einzufordern: | |
dass er behandelt wird. | |
## Eingeständnis der Behörden | |
Am Wochenende wurde Nawalny aus seiner Strafkolonie in Pokrow, etwa 100 | |
Kilometer von Moskau entfernt, in ein Gefängniskrankenhaus in Wladimir, | |
knapp 200 Kilometer von der Hauptstadt weg, verlegt. Ein Eingeständnis der | |
Behörden, dass es dem Kreml-Kritiker schlecht geht. | |
Am Donnerstag hatten Nawalnys Vertrauensärzt*innen ihren Patienten | |
schließlich in einem offenen Brief gebeten, den Hungerstreik zu beenden. | |
Dieser könne seine Gesundheit erheblich schädigen und zum „traurigsten | |
Ergebnis führen – dem Tod“, hieß es darin. Werde der Hungerstreik auch nur | |
noch kurze Zeit weitergeführt, „werden wir schon bald niemanden mehr zu | |
behandeln haben“. | |
Es sei gerade dieser Satz, der ihn zum Nachdenken gebracht habe, ließ | |
Nawalny am Freitag über Instagram wissen. Er schrieb, [2][die | |
Massenproteste zu seiner Unterstützung], aber auch der Hungerstreik | |
Dutzender Menschen in ganz Russland hätten dazu geführt, dass er seinen | |
Hungerstreik nun beenden wolle. „Ich will nicht, dass meinetwegen jemand | |
körperlich leiden muss“. | |
Nawalnys Team ist erleichtert und sieht sich darin bestärkt, dass der Druck | |
der Straße in Russland doch etwas bewirken könne. Noch bevor Zehntausende | |
Menschen am Mittwoch landesweit für Nawalny friedlich demonstrierten, war | |
Überraschendes passiert. Das Gefängniskrankenhaus von Wladimir hatte seine | |
Türen geöffnet: für vier zivile Mediziner. Es waren nicht Nawalnys | |
Vertrauensärzt*innen, doch immerhin Ärzt*innen von außerhalb des | |
Gefängnissystems. | |
## Großer Schritt | |
„Ein großer Schritt, wenn auch ein nicht ausreichender, um ein vollwertiges | |
unabhängiges Bild für seine Behandlung zu bekommen“, schrieben Nawalnys | |
Vertrauensärzt*innen. „Vor einem Monat noch haben mich alle hier | |
ausgelacht, als ich Fragen nach meiner Diagnose stellte oder meine | |
medizinische Akte haben wollte. Jetzt bespricht man mit mir die | |
Behandlungsschritte und zeigt mir alle Laborwerte“, ließ Nawalny | |
ausrichten. | |
Die Forderung, seine Vertrauenärzt*innen zu ihm vorzulassen, bleibe | |
weiter bestehen, aber der erste Schritt sei getan: Er werde von zivilen | |
Ärzt*innen behandelt. Momentan müssten er und sie herausfinden, warum er | |
das Gefühl in seinen Armen und seinen Beinen verliere. „Danke!“, heißt es | |
in seinem Post. „Ich werde euch nicht im Stich lassen.“ | |
23 Apr 2021 | |
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## AUTOREN | |
Inna Hartwich | |
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