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# taz.de -- Opposition in Russland: Aktivist Sergej Davidis in Haft
> Dem Menschenrechtler wurde die Verbreitung einer Protestaktion zum
> Verhängnis. Behörden ahnden immer öfter Aktivitäten in sozialen Medien.
Bild: Inhaftiert: der Moskauer Menschenrechtler Sergej Davidis (hier im Septemb…
Berlin taz | Der Moskauer Menschenrechtler Sergej Davidis ist seit Sonntag
in Haft. Dies berichtet die Menschenrechtsorganisation OVD-Info auf ihrem
Internetportal. Der Soziologe und Jurist ist Leiter des Programmes zur
Unterstützung politischer Gefangener bei der Menschenrechtsorganisation
Memorial. Dort ist Davidis, der 2008 mit Boris Nemzow und dem ehemaligen
Schachweltmeister Gari Kasparow die Bewegung „Solidarität“ gegründet hatt…
verantwortlich für die Datenbank zu politischen Gefangenen.
Die russischen Behörden werfen ihm die Organisation einer öffentlichen
Veranstaltung ohne Anmeldung vor, zitiert OVD-Info seinen Anwalt Sergej
Telnow. Welche Handlung ihm konkret zur Last gelegt wird, ist bisher nicht
bekannt. Grigorij Durnovo von OVD-Info vermutet, dass Davidis’
Veröffentlichung zu [1][geplanten Protestaktionen] für die Freilassung des
inhaftierten Kremlkritikers Alexei Nawalny in den sozialen Netzwerken der
Grund für die Festnahme sei, erklärte er telefonisch gegenüber der taz.
Seit Ende 2017 mache sich bei russischen Behörden immer mehr die Praxis
breit, Berichte über geplante Protestaktionen genauso zu ahnden wie eine
Teilnahme oder eine Organisation einer solchen, so Durnowo. Sogar ein
Verbreitung von [2][Informationen zu geplanten Aktionen in den sozialen
Medien] sei mittlerweile strafbar.
Diese Praxis führe dazu, dass Versammlungs- und Meinungsfreiheit faktisch
nicht mehr existierten, sagte Memorial-Vorsitzender Jan Ratschinskij
gegenüber der taz. Auch wenn bei Protestaktionen niemand festgenommen
werde, bedeute dies nicht, dass die Beteiligung folgenlos bleibt. Sehr
genau studierten die Behörden die Aufnahmen der Überwachungskameras und
Veröffentlichungen in den sozialen Medien. Zahlreiche Demonstrierende seien
wegen dieser Aufnahmen zu mehrtägigen Arreststrafen verurteilt worden, so
Ratschinskij.
## Weitere Festnahmen
Kaum jemand kennt die ganze Bandbreite der russischen Protestbewegung so
gut wie Davidis. Und er ist nicht der einzige Aktivist, der in den
vergangenen Tagen festgenommen wurde. Auch Anna Samkowa, Managerin der
regionalen Stäbe von Alexei Nawalny, Alexandra Solowjewa, ehemalige
Kandidatin bei den Wahlen zur Stadtduma von Moskau und Sergej Bojko, Chef
der libertären Partei, wurden festgenommen.
Unterdessen hat am Montag ein russisches Gericht eine [3][Tätigkeitssperre
für das Nawalny-Büro] und der 2011 von Nawalny gegründeten
Antikorruptionsstiftung FBK angeordnet. Wer trotz des Arbeitsverbots
weitermacht, muss mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren rechnen.
Einen Präzedenzfall gibt es schon. Nachdem die Zeugen Jehovas 2017 vom
obersten Gericht zu Extremisten erklärt worden waren, sind mehrere
Mitglieder zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.
26 Apr 2021
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## AUTOREN
Bernhard Clasen
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