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# taz.de -- Antisemitische Proteste in Deutschland: Es geht nicht um Israel
> Deutschland hat ein manifestes Antisemitismusproblem. Der Nahostkonflikt
> dient vielen als Vorwand, um den eigenen Judenhass rauszuschreien.
Bild: Polizei vor der Bonner Synagoge. Hier wurde am Dienstagabend eine israeli…
In Gelsenkirchen wird „Scheiß Juden“ vor einer Synagoge skandiert, als am
Mittwoch 180 Menschen dort demonstrieren. „Chaibar, Chaibar, ihr Juden,
Mohammeds Heer kommt bald wieder“, schallt es aus einer Gruppe von 550
Demonstrierenden in Hannover auf Arabisch, anknüpfend an einen Angriff von
Truppen Mohammeds auf eine jüdische Ortschaft im Jahr 628. [1][In Münster
brennt am Dienstagabend eine Flagge Israels] vor der örtlichen Synagoge,
ebenso in Bonn, wo zudem mit Steinen der Synagogeneingang beschädigt wird.
Die viel beschworene rote Linie ist längst überschritten: Deutschland hat
ein manifestes [2][Problem mit Antisemitismus], und der kommt derzeit
wieder offen zum Ausdruck. Der Nahostkonflikt dient hierbei als Anlass, vor
allem aber dient er vielen als Vorwand, den eigenen Judenhass
rauszuschreien – vor Synagogen, im Internet, auf den Straßen.
Auch in den sozialen Medien lässt sich Besorgniserregendes beobachten. So
verbreiten etwa HipHop-Größen und [3][Profifußballer vereinfachende Fotos
und Videos des aktuellen Konflikts]. Der Tenor: Wir alle müssen
zusammenstehen gegen den israelischen Aggressor. Dass die Quellen auch
islamistische Propagandaseiten sind? Geschenkt. Der Feind stimmt, das muss
reichen.
Die Bilder aus Israel und aus Gaza wühlen viele Menschen auf. Mehr als
tausend Raketen schossen islamistische Terrorgruppen wie Hamas auf
israelische Städte, das israelische Militär flog daraufhin Angriffe auf
Stellungen der Hamas. In Israels Städten kommt es zu gewalttätigen
Auseinandersetzungen zwischen arabischen und jüdischen Israelis, die es
lange Zeit so nicht gegeben hat.
## Einseitige Solidaritätsbekenntnisse
In Deutschland drängt es da viele zu einseitigen Solidaritätsbekenntnissen
in einem komplexen Konflikt. Nicht zuletzt wird der Raketenterror zur
Widerstandshandlung verklärt. Geholfen ist palästinensischen
Zivilist*innen damit sicher nicht.
Dass sich der Hass nun auch gegen jüdische Einrichtungen und Synagogen,
gegen Jüdinnen und Juden in Deutschland richtet, ist untragbar. Es liegt
nun auch an den Sicherheitsbehörden, Hetze vor Synagogen zu verhindern und
Versammlungen gegen Israel dort zu untersagen. Am Wochenende werden
bundesweit zahlreiche Demonstrationen gegen Israel erwartet. Die
demokratische Gesellschaft muss sich jetzt vor Jüdinnen und Juden stellen
und sich zur Sicherheit Israels bekennen.
Proteste gegen konkretes staatliches Handeln, etwa vor den Botschaften,
sind in einer demokratischen Gesellschaft selbstverständlich. Doch wer
behauptet, sich gegen israelische Militäreinsätze zu wenden, und sich dazu
vor eine Synagoge stellt, zeigt vor allem eins: ein antisemitisches
Weltbild.
13 May 2021
## LINKS
[1] /Staatsschutz-in-NRW-ermittelt/!5772101
[2] /Kampf-gegen-Antisemitismus/!5760805
[3] /Nahost-Konflikt-bei-FC-St-Pauli/!5766312
## AUTOREN
Kevin Čulina
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Antisemitismus
Synagoge
Rechte Gewalt
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Polizei Berlin
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Schwerpunkt Rassismus
Hans-Georg Maaßen
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