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# taz.de -- Auslastung der Intensivbetten in Berlin: Kliniken sehen Doppelrot
> Zwei der drei Corona-Warnampeln stehen am Montag auf „Rot“,
> Intensivbetten werden knapper. Senatorin: „Harter Frühling“ steht bevor.
Bild: Die Charité verschiebt viele planbare OPs um mehr Personal auf den Inten…
Berlin taz | Die Corona-Warnampel, die den Auslastungsgrad der
Intensivbetten in den Berliner Kliniken anzeigt, steht seit Sonntag auf
„Rot“: 25,8 Prozent der zur Verfügung stehenden Bettenkapazitäten auf den
Intensivstationen sind laut Corona-Lagebericht der Gesundheitsverwaltung
mit Covid-19-PatientInnen belegt. Damit liegt der Wert über der
25-Prozent-Marke, die der Senat als kritisch einstuft.
Aktuell stehen damit wieder zwei der drei Corona-Warnampeln auf „Rot“, weil
man auch bei der 7-Tage-Inzidenz mit 114,1 deutlich über dem vom Senat als
kritisch definierten Wert von 30 liegt. Für den Fall, dass zwei Ampeln
„rot“ zeigen, hat der Senat Handlungsbedarf beschlossen.
Am heutigen Dienstag will der Senat auf seiner regulären Sitzung über eine
Verlängerung des aktuell noch bis Sonntag geltenden Lockdowns entscheiden,
hieß es am Montag. Bis wann die neue Verordnung dann gelten solle, sei laut
einer Sprecherin noch nicht sicher. Nach dem im Januar beschlossenen
Parlamentsbeteiligungsgesetz dürfen Änderungen an der Verordnung für
maximal vier Wochen beschlossen werden, die [1][letzte Fassung gilt seit
dem 2. April].
Zuletzt hatte die Ampel Mitte März Doppelrot gezeigt – da allerdings außer
bei der Inzidenz beim Reproduktionswert, also dem Faktor, wie viele
Menschen ein Infizierter ansteckt. Die bis Anfang April dadurch beständig
gestiegenen Fallzahlen sorgen jetzt für eine zunehmend prekäre Lage auf den
Intensivstationen. Der Berufsverband der Intensiv- und Notfallmediziner
(DIVI) hatte bereits vergangene Woche vor einer „absolut kritischen
Situation“ gewarnt. Bundesweit waren die Kapazitäten mit nur noch rund
1.400 freien Betten am Wochenende so gering wie noch nie, hatte DIVI-Chef
Christian Karagiannidis am Sonntag getwittert.
## 2,5 freie Betten pro Klinik
In Berlin waren laut DIVI vergangene Woche noch 2,5 Betten pro Klinik frei
– ein besserer Wert als in anderen Großstädten, wo es statistisch teils
weniger als ein Bett pro Klinik gebe. „Auf den Intensivstationen ist eine
Auslastung von 80 Prozent die absolute Obergrenze. Mehr geht nicht“, hatte
Steffen Weber-Carstens, Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie
und operativer Intensivmedizin der Charité, dazu gesagt.
Wie die Situation am Montag war, konnte die Charité auf Anfrage nicht
sagen, man sei dazu „angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens“ nicht
in der Lage. Seit Wochenbeginn verschiebt die Charité wie auch die
landeseigenen Vivantes-Kliniken erneut planbare OPs. um mehr Personal für
die Intensivstationen zu haben.
Von Vivantes hieß es am Montag auf Anfrage, derzeit würden 202 Menschen mit
Covid-19 behandelt, 65 von ihnen intensivmedizinisch. Damit seien im
Intensivbereich knapp 68 Prozent der Betten belegt. Eine Sprecherin des
Konzerns erklärte, man könne „die Kapazitäten von Intensivbetten mit
Beatmungsmöglichkeit entsprechend der dynamischen Entwicklung des
Infektionsgeschehens durch weitere Betten erweitern, diese Möglichkeit ist
jedoch durch die personelle Situation begrenzt.“
Allgemein gilt in Kliniken die Personalausstattung als Nadelöhr. Schon vor
der Pandemie gab es einen Personalmangel bei Pflegekräften, seither haben
nicht wenige aus Frust oder Stress gekündigt.
## Coronakrankenhaus auf „standby“
Trotz der zugespitzten Lage gebe es bislang keine Pläne, das
[2][Notfall-Coronakrankenhaus an der Messe] in Betrieb zu nehmen, erklärte
die Vivantes-Sprecherin – der Konzern ist für die Organisation der
Reserveklinik zuständig.
Im Gesundheitsausschuss sagte Kalayci am Montag, berlinweit seien 176
Intensivbetten für Covid-PatientInnen frei. Innerhalb von 24 Stunden seien
zudem 283 weitere Intensivbetten aktivierbar. Außerdem gebe es 460
Covid-19-Patienten in „Normalbetten“, hier seien noch 2.700 Betten frei.
Kalayci sagte, sie halte es zudem für möglich, dass Berlin demnächst auch
PatientInnen aus Brandenburg, Thüringen oder Sachsen aufnehmen könne, wo
die Lage sehr angespannt sei: „Bisher gibt es noch keinen Antrag, Patienten
zu übernehmen, aber wir rechnen, wenn die Entwicklung so weitergeht, sehr
bald damit.“
Kalayci warnte auch vor einem „harten Frühling“: Die britische Virusmutante
mit schwereren Krankheitsverläufen auch bei Jüngeren mache inzwischen 86
Prozent der Neuinfektionen aus, entsprechend verjünge sich auch das Alter
der PatientInnen auf den Intensivstationen.
12 Apr 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Anna Klöpper
Susanne Memarnia
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