| # taz.de -- Kanzlerkandidaten-Frage in der Union: Warten auf die Auferstehung | |
| > In der Union drängen immer mehr Spitzenleute auf eine schnelle | |
| > Entscheidung. Merz spricht sich gegen Söder aus. Und Bouffier will die | |
| > Fraktion nicht mitreden lassen. | |
| Bild: Merz reißt der Geduldsfaden, aber Hauptsache Söder wird's nicht | |
| Berlin/Hamm/Frankfurt/M. dpa/afp | Angesichts der derzeitigen [1][Schwäche | |
| der Union] wächst in der CDU der Druck für eine baldige Entscheidung über | |
| die Kanzlerkandidatur. Die als Konkurrenten geltenden | |
| [2][Parteivorsitzenden Armin Laschet] (CDU) und Markus Söder (CSU) hatten | |
| sich ursprünglich auf einen unbestimmten Zeitpunkt zwischen Ostern und | |
| Pfingsten geeinigt; inzwischen drängt auch Laschet auf eine sehr schnelle | |
| Klärung. | |
| Der CDU-Politiker Friedrich Merz und der Chef der wahlkämpfenden CDU in | |
| Sachsen-Anhalt, Swen Schulze, forderten ebenso wie Unionsfraktionschef | |
| Ralph Brinkhaus und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier mehr Tempo. | |
| Merz sagte in einem Interview mit dem Westfälischen Anzeiger: „Ich hoffe, | |
| dass die Frage der Kanzlerkandidatur in den nächsten Tagen entschieden | |
| wird. Sie hat weder mit Ostern noch mit Pfingsten zu tun. Worauf wollen wir | |
| denn noch warten? Auf die Auferstehung – von wem? Auf den Heiligen Geist – | |
| für wen? Es wird Zeit.“ | |
| Der CDU-Politiker sprach sich zudem [3][gegen Bayerns Ministerpräsident | |
| Markus Söder] (CSU) als Kanzlerkandidat der Union aus. „Seine Kandidatur | |
| hätte erhebliche Folgen für das Verhältnis zwischen CDU und CSU. Es kann in | |
| der gegenwärtigen Lage eigentlich auch nicht im Interesse der CSU liegen, | |
| den Kanzlerkandidaten zu stellen“. | |
| Er verwies auf die Landtagswahl in Bayern im Jahr 2023. „Die kann nach | |
| gegenwärtigem Stand der Dinge nur Markus Söder mit absoluter Mehrheit | |
| gewinnen“, so der CDU-Politiker. „Ein Kanzler Söder würde zudem das | |
| Binnenverhältnis in der Union zu Lasten der CSU deutlich verändern“, | |
| argumentierte er weiter. Käme der Kanzler aus der CSU, könne die Partei | |
| „ihre Rolle, immer auch ein bisschen Opposition gegen die eigene Regierung | |
| zu sein, nicht mehr spielen“. | |
| Die Chancen für eine Kanzlerkandidatur des nordrhein-westfälischen | |
| Ministerpräsidenten Armin Laschet bezeichnete Merz als „unverändert gut“. | |
| Die CDU könne sich den Kanzlerkandidaten „eigentlich nicht nehmen lassen“, | |
| betonte er. | |
| ## Bouffier gegen Abstimmung in der Unionsfraktion | |
| Auch Volker Bouffier hat Laschet und Söder aufgefordert, die | |
| Kanzlerkandidatenfrage im Laufe der kommenden Woche zu klären. Andernfalls | |
| würden die Parteipräsidien einen Weg zur Entscheidung weisen, sagte er der | |
| Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Laschet und Söder müssten sich | |
| jetzt festlegen und es sei sinnlos, noch „vier Wochen“ zu warten und auf | |
| ein „Pfingstwunder“ zu hoffen. | |
| Zugleich sprach sich Bouffier dagegen aus, den Kanzlerkandidaten durch eine | |
| Abstimmung in der gemeinsamen Bundestagsfraktion zu bestimmen. In einem | |
| gemeinsamen Aufruf hatten 50 CDU-Abgeordnete am Freitag verlangt, dass die | |
| Entscheidung über den Kanzlerkandidaten in einer Fraktionssitzung | |
| „diskutiert und im Zweifel auch dort entschieden wird“. Bei einer | |
| „Festlegung dieser Tragweite“ müsse die Fraktion eingebunden werden. | |
| Bouffier kritisierte diese Idee und erinnerte daran, dass so ein Verfahren | |
| schon einmal, nämlich 1979, mit einer Wahlniederlage der Union geendet | |
| habe. Damals hatte Franz Josef Strauß letztlich gegen Helmut Schmidt | |
| verloren. | |
| „Die Abstimmung damals war eine Notlösung, weil man keinen anderen Weg | |
| fand“, sagte Bouffier. Die Fraktion komme erst dann ins Spiel, „wenn die | |
| Parteien das beschließen“ – das jedoch wäre nicht seine „bevorzugte | |
| Variante“. Er könne sich nicht vorstellen, ohne die beiden Präsidien der | |
| Parteien zu entscheiden. „Ich würde das nicht akzeptieren“, sagte der | |
| hessische Regierungschef, der selbst Mitglied des CDU-Präsidiums ist. | |
| Schulze fordert mehr Interesse für den Osten | |
| Der Sachsen-Anhaltiner Schulze sagte im Spiegel: „Die K-Frage muss in den | |
| nächsten zwei Wochen geklärt werden. Wir brauchen rasche Klarheit für die | |
| Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt.“ Dort wird am 6. Juni gewählt. Auf einen | |
| der Kontrahenten legte er sich aber nicht fest. „Uns ist wichtig, dass man | |
| sich mit den spezifischen Herausforderungen Ostdeutschlands | |
| auseinandersetzt. Laschet hatte zuletzt größeres Interesse gezeigt, Markus | |
| Söder sollte das auch tun. Er ist jederzeit eingeladen, mit uns zu | |
| sprechen.“ | |
| Brinkhaus war bereits von den Zeitungen der Funke-Mediengruppe zitiert | |
| worden: „Die Entscheidung, wer für die Union als Kanzlerkandidat antritt, | |
| sollte meines Erachtens in den nächsten zwei Wochen durch sein.“ | |
| An diesem Sonntag absolvieren Laschet und Söder eine Art Schaulaufen vor | |
| der Unionsfraktionsspitze: Bei einer Klausurtagung wollen sie unter dem | |
| Motto „Wie gestalten wir die Zukunft?“ mit den Abgeordneten diskutieren. In | |
| CDU und CSU galt es als eher unwahrscheinlich, dass dann schon eine | |
| Entscheidung verkündet werden könnte. | |
| 10 Apr 2021 | |
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