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# taz.de -- Friedrich Merz kandidiert für Bundestag: Endlich mal gewonnen
> Wenigstens im Sauerland klappt's: Merz schlägt seinen Nachfolger und wird
> Bundestags-Direktkandidat. In Berlin will er für einen Rechtsruck
> kämpfen.
Bild: „Hüsten, wir haben ein Problem!“
Arnsberg taz | Die Wahl zum [1][CDU-Bundesvorsitzenden hat er 2018 erst
gegen Annegret Kramp-Karrenbauer] und dann 2021 noch einmal gegen Armin
Laschet verloren – doch in den ländlichen und konservativen
Mittelgebirgstälern des Sauerlands hat er treue Fans: Friedrich Merz hat
sich bei der Wahl zum Bundestagswahl-Direktkandidaten der Christdemokraten
im tiefschwarzen Hochsauerlandkreis durchgesetzt. Der 2002 von Angela
Merkel als Chef der Bundestagsfraktion verdrängte 65-Jährige wahrt damit
seine letzte Chance, in der Bundespolitik weiter eine Rolle zu spielen,
ohne von den möglichen Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet oder Markus
Söder abhängig zu sein.
Merz, der den Wahlkreis bereits von 1994 bis 2009 im Bundestag vertreten
hat, schlug dabei seinen eigenen Nachfolger Patrick Sensburg: Auf der
Tribüne des coronagerechten Fußballstadions „Große Wiese“ in Arnsberg
entschieden sich am Samstag 327 Delegierte für Merz. Sensburg bekam nur 127
Stimmen. Dabei hatte sich der Oberstleutnant der Reserve noch zwei Tage vor
dem Showdown kämpferisch gezeigt: „Ich trete nicht an, um zu verlieren“,
sagte Sensburg der taz.
Doch vom auf der Tartanbahn aufgebauten Podium lieferte Merz. Mit einer
stramm rechten Rede machte der Vertreter des konservativen
CDU-Wirtschaftsflügels klar, dass er das als sicher geltende Mandat in den
kommenden vier Jahren nutzen will, um Fraktion und Bundespolitik zu prägen.
Zwar habe die CDU nichts mit der „radikalen“ AfD gemeinsam. Hauptgegner
bleibe aber die politische Linke: Hinter zuviel Klimaschutz könnten sich
Forderungen nach einem „Systemwechsel“ verbergen, warnte Merz auch mit
Blick auf die Grünen – und damit statt Marktwirtschaft die „drohende
Herrschaft der Parteibonzen“.
## Populistische Polter
Den überwiegend männlichen und oft grauhaarigen Delegierten versprach Merz,
der den Bundestag 2009 verlassen hatte, um als Lobbyist, Berater und Anwalt
etwa [2][für Banken und den weltgrößten Investmentfonds Blackrock Geld zu
machen], dagegen wirtschaftsliberale Klassiker wie Bürokratieabbau und
schnellere Digitalisierung. Einer „Politik gegen das Auto“ erteilte er eine
Absage: In Arnsberg führen „die Busse nun einmal nicht alle fünf Minuten“.
Fast geifernd ärgerte er sich über gendergerechte, Minderheiten nicht
diskriminierende Sprache: Es gebe „andere Herausforderungen, als die
Mohrenstraße umzubenennen“, erklärte der Ex-Fraktionschef – und polterte
populistisch, in der Nationalhymne sollte der Begriff „Vaterland“ wohl bald
durch das Wort „Mutterland“ ersetzt werden.
An seinen eigenen Ambitionen ließ der ewige Wiedergänger der CDU keine
Zweifel. Zwar sei seine Weigerung, nach der Niederlage im Kampf um den
CDU-Bundesvorsitz in der Parteiführung mitzuarbeiten, ebenso ein Fehler
gewesen wie die Forderung, ihn sofort zum Bundeswirtschaftsminister zu
machen. „Das war falsch. Mein Instinkt hat mich verlassen“, entschuldigte
sich Merz bei der Parteibasis. Gleichzeitig machte er aber klar, dass er in
Berlin wieder in der allerersten Reihe mitspielen will: Auch als
„Bundesminister“ werde er für die Interessen des Wahlkreises kämpfen,
versicherte Merz den sauerländischen Christdemokraten.
## Erleichtert über sein Comeback
Gegen so viel Bundespolitik konnte sein Nachfolger und designierter
Vorgänger Sensburg mit lokalpolitischen Themen wie dem „Weiterbau der
Autobahn 46“ und dem „Sauerlandmuseum“ nicht punkten. Merz dagegen gab si…
schon im Arnsberger Fußballstadion, wo sonst der SV Hüsten 09 in der
sechstklassigen Landesliga kickt, staatstragend. Der Bruderkampf um die
CDU-Kanzlerkandidatur zwischen Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und
Merz' Rivalen Armin Laschet müsse endlich beendet werden, forderte Merz –
und als Christdemokrat unterstütze er seinen alten Rivalen, CDU-Bundeschef
Laschet.
Für beide möglichen Unions-Kanzlerkandidaten bedeutet das: Der Sauerländer
sieht sich schon heute wieder auf Augenhöhe. In ihrer kommenden
Bundestag-Fraktion wird Friedrich Merz sitzen – und der erhebt bereits
jetzt den Anspruch, seine neoliberale Agenda als Bundesminister umzusetzen.
Die Erleichterung über sein Comeback jedenfalls war ihm schon in Arnsberg
anzumerken: „Wissen Sie“, bedankte er sich bei den Delegierten, „es tut
ganz gut, mal wieder eine Abstimmung zu gewinnen“.
17 Apr 2021
## LINKS
[1] /Anwaerter-auf-den-CDU-Vorsitz/!5659745
[2] /Blackrock-Tribunal-in-Berlin/!5712958
## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
Sauerland
Friedrich Merz
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
CDU
GNS
Schwerpunkt Landtagswahl in Sachsen-Anhalt
Markus Söder
Kanzlerkandidatur
Sexismus
CDU
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