Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Proteste in Myanmar: Mit Ostereiern gegen die Junta
> Aktivisten verteilten Ostereier mit politischen Botschaften. Der Papst
> solidarisiert sich mit der Protestbewegung. Heiko Maas warnt vor einem
> Bürgerkrieg.
Bild: Mehr als 500 Demonstrierende wurden seit dem Militärputsch am 1. Feburar…
Yangoon afp | Mit immer kreativeren Mitteln wenden sich die Demonstranten
in Myanmar gegen die Militärmachthaber: Am Ostersonntag verteilten
Aktivisten mit politischen Botschaften versehene Ostereier in ihrer
Nachbarschaft. In mehreren Städten des Landes gab es erneut Proteste, bei
denen Augenzeugen zufolge auch [1][wieder Menschen getötet wurden].
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) warnte vor einem Bürgerkrieg.
In den Onlinediensten veröffentlichten Nutzer Ostereier mit dem Konterfei
der abgesetzten [2][De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi]. Auch Eier
mit Aufschriften wie „Demokratie“ oder „Rettet unser Volk“ wurden verte…
Seit dem Militärputsch am 1. Februar gehen die Sicherheitskräfte in Myanmar
mit großer Brutalität gegen pro-demokratische Demonstranten vor. In der
Stadt Pyinmana nahe der Hauptstadt Naypyidaw eröffneten Sicherheitskräfte
am Sonntag das Feuer auf die Protestierenden. „Ein Mann in der Menge wurde
getroffen und getötet. Ein anderer wurde ebenfalls erschossen“, berichtete
ein Bewohner.
Auch in einer kleinen Stadt im nördlichen Bundesstaat Kachin wurde ein
30-jähriger Demonstrant laut einem Augenzeugen erschossen. „Sie haben am
Straßenrand auf ihn geschossen. Er wurde verletzt und starb später. Heute
Morgen um sechs Uhr haben sie seine Leiche weggebracht“, berichtete der
Augenzeuge. Auch am Samstag waren in den Städten Bago und Monywa vier
Protest-Teilnehmer getötet worden.
## Internationale Kritik wächst
Die myanmarische Menschenrechtsgruppe AAPP beziffert die Zahl der seit
Beginn der Proteste von Polizisten oder Soldaten getöteten Demonstranten
auf 557. Mindestens 2658 Zivilisten befinden sich demnach im Gewahrsam der
Behörden. Die myanmarischen Behörden stellten am Wochenende auch
Haftbefehle für 60 Prominente aus, von denen die meisten jedoch
untergetaucht sind.
International wächst wegen der anhaltenden Gewalt der Junta die Angst vor
einem Bürgerkrieg in dem südostasiatischen Land. „Die Militärs haben
Myanmar innerhalb weniger Wochen an den Rand einer Katastrophe getrieben“,
sagte Maas den Zeitungen der Funke Mediengruppe laut Online-Artikel vom
Sonntag.
„Alle Akteure“ müssten jetzt „den Druck auf das Regime erhöhen, damit es
endlich auf die Gesprächsangebote der Partner im Staatenbund Asean
eingeht“, forderte der Bundesaußenminister. Niemand in der Region könne ein
Interesse daran haben, „dass Myanmar im Bürgerkrieg versinkt – auch
diejenigen nicht, denen es nicht um die Rettung der Demokratie geht“.
## Unterstützung vom Papst und Wirtschaft
Papst Franziskus äußerte in seiner Osterbotschaft im Petersdom am Sonntag
seine Unterstützung für die Menschen in Myanmar, „die sich für die
Demokratie starkmachen und sich friedlich Gehör verschaffen“.
Während der Druck auf Unternehmen wächst, sich aus Protest gegen die Gewalt
gegen friedliche Demonstranten aus Myanmar zurückzuziehen, erklärte der
französische Ölriese Total, er werde seine Gasproduktion in dem Land nicht
stoppen. Geschäftsführer Patrick Pouyanne sagte dem „Journal du Dimanche“,
Total habe eine Verpflichtung für die Menschen in Myanmar.
„Kann ein Unternehmen wie Total entscheiden, die elektrische Versorgung für
Millionen Menschen zu beenden – und damit den Betrieb von Krankenhäusern
und Firmen zu unterbrechen?“, fragte Pouyanne. Er sei „empört“ über die
Unterdrückung der Zivilgesellschaft in Myanmar, betonte der Total-Chef. Er
sei jedoch nicht bereit, „zum Schaden unserer lokalen Beschäftigten“ und
der myanmarischen Bevölkerung zu handeln, die bereits jetzt „so sehr
leidet“.
Zuvor hatte die französische Elektrizitätsgesellschaft EDF ihre Aktivitäten
in Myanmar gestoppt. Im März hatten auch die italienische Modemarke
Benetton und der schwedische Bekleidungskonzern H&M erklärt, vorerst
keine Aufträge mehr in Myanmar zu vergeben.
Zehn myanmarische Rebellengruppen berieten sich am Wochenende per
Online-Konferenz über die politische Krise im Land. In einer am Sonntag
veröffentlichten Mitteilung forderten sie ein Ende des Blutvergießens und
die Freilassung aller politischen Gefangenen. Die insgesamt rund 20
bewaffneten Gruppierungen kontrollieren große Teile des Landes.
4 Apr 2021
## LINKS
[1] /Gewalt-in-Myanmar/!5761682
[2] /Aung-San-Suu-Kyis-Rolle-in-Myanmar/!5751994
## TAGS
Militärjunta
Papst Franziskus
Protest
Schwerpunkt Myanmar
Aung San Suu Kyi
Heiko Maas
Ostern
Ostern
Schwerpunkt Myanmar
Schwerpunkt Myanmar
Schwerpunkt Myanmar
Schwerpunkt Myanmar
## ARTIKEL ZUM THEMA
Pralinen so bunt wie Ostereier: Buntes in den Körper!
Der italienische Konditor Rinaldini hat mit „Chococolor“ optisch auffällige
Pralinen erfunden. Die Geschichte einer Obsession.
Vertretung Myanmars in London: Botschafter wohl Zutritt verweigert
Der Botschafter von Myanmar in Großbritannien soll von einem Militärattaché
aus seiner Vertretung ausgesperrt worden sein. Er bat die britische
Regierung um Hilfe.
Indiens China-Sorge in Myanmar: Taktieren in Delhi
Die Regierung verurteilt den Putsch in Myanmar nicht und zögert Flüchtlinge
aufzunehmen. Aber die nordöstlichen Bundesstaaten wollen helfen.
Wirtschaftskrise in Myanmar: Ein Land im Dauerstreik
Fast leere Geldautomaten, nur noch wenige Lkw und Züge fahren: Viele
Menschen in Myanmar verweigern die Arbeit unter dem Putschregime.
Reaktionen auf Gewalt in Myanmar: Kopfschüsse am Feiertag
Am Militär-Feiertag tötet das Regime so viele Menschen wie nie zuvor. Es
hatte mit Schüssen in Köpfe und Rücken gedroht. Die Welt reagiert.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.