# taz.de -- Defekte Fischtreppe in Geesthacht: Nicht verkommen lassen | |
> Die Fischtreppe am Stauwehr in Geesthacht bekommt die Allgemeinheit ohne | |
> Gegenleistung. Jetzt muss sich der Staat auch darum kümmern. | |
Bild: Staat und Vattenfall vereint: Bei der Einweihung der Fischtreppe im Jahr … | |
Da könnte man ja direkt dem Kohlekraftwerk Moorburg nachtrauern: Weil das | |
Kraftwerk vom Netz genommen wurde, sieht sich der Vattenfall-Konzern nicht | |
mehr in der Pflicht, seine Fischaufstiegsanlage am Stauwehr bei Geesthacht | |
in Stand zu halten. Die Folge: Die Fische können das Wehr nicht mehr | |
passieren und nicht mehr zu ihren Laichplätzen gelangen. | |
Dass sich Vattenfall nicht mehr um die Fischtreppe kümmert, ist durchaus | |
folgerichtig. Schließlich musste die Treppe gebaut werden, um ökologische | |
Schäden aus dem Betrieb des Kraftwerks zu begrenzen. Zur Kühlung musste das | |
Kraftwerk Elbwasser ansaugen, und damit auch einen Teil der Fische, die | |
darin schwammen. | |
Mehr als ein Jahrzehnt lang wurde über die Kraftwerkskühlung vor den | |
Gerichten bis hinauf zum EuGH gestritten. Dabei ging es darum, wie sehr die | |
Kühlung das Laichgebiet oberhalb des Stauwehrs beeinträchtigt, weil dort | |
weniger Fische ankommen, und ob die Fischtreppe diesen Schaden ausgleicht | |
oder vermindert. Denn das Laichgebiet steht unter dem Schutz der | |
europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie. | |
Klar ist: Die Fischtreppe hat funktioniert. Wahrscheinlich hätte sie auch | |
bei einem Weiterbetrieb des Kraftwerks den ökologischen Zustand der Elbe | |
verbessert. Ganz sicher hätte sie das nach Abschaltung des Kraftwerks | |
getan. Hinter diesen Zustand zurückzufallen, widerspräche dem | |
Verschlechterungsverbot für Gewässer der Europäischen | |
Wasserrahmenrichtlinie. | |
Vattenfall mit dem Argument „Eigentum verpflichtet“ für den Weiterbetrieb | |
der Fischtreppe haftbar zu machen, ist widersinnig. Das gescheiterte | |
Kraftwerksprojekt führte zu dem glücklichen Umstand, dass der Allgemeinheit | |
ein Werkzeug zur Heilung der Umwelt zur Verfügung steht – einfach so, ohne | |
eine Beeinträchtigung auf der anderen Seite, die es auszugleichen gälte. | |
Also steht der Staat jetzt in der Verantwortung. | |
Wenn das staatliche Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Lauenburg die Anlage | |
jetzt verkommen lässt, ist das nicht nur ein Ärgernis ersten Ranges, | |
sondern auch ein Rechtsverstoß. Politisch ist es an den Umweltministern | |
Schleswig-Holsteins und Niedersachsens, Jan-Philipp Albrecht (Grüne) und | |
Olaf Lies (SPD), Druck zu machen. | |
6 Apr 2021 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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