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# taz.de -- Bremer Bamf-Prozess: Für Ulrike B.
> Die Leiterin der Bremer Bamf-Stelle ist eine vorbildliche Beamtin. Dafür
> wurde sie diffamiert und kriminalisiert.
Bild: Die ehemalige Leiterin (M) muss 10.000 € zahlen, da sie korrekt gearbei…
Für ordentliche Arbeit gibt’s ordentlich Geld und Anerkennung. So lautet
der meritokratische Konsens der bundesrepublikanischen Gesellschaft. Wer
aber außerordentlich gute Arbeit leistet, wird diffamiert, von den
Vorgesetzten als kriminell bezeichnet und mit einer straf- und
disziplinarrechtlichen Verfolgung bis nahe an den persönlichen
Zusammenbruch überzogen, vor dem als Rettung nur bleibt, [1][in eine völlig
überzogene Geldbuße von 10.000 Euro einzuwilligen.]
So ist es Ulrike B. ergangen. Das Verfahren gegen sie ist am Dienstag vor
dem Bremer Landgericht gegen Auflage eingestellt worden. Das bedeutet: Sie
ist unschuldig im Sinne des Gesetzes, wenn sie zahlt. Die 61-Jährige war
seit deren Gründung bis 2018 Leiterin der Bremer Außenstelle des Bundesamts
für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Als „Mutter Teresa von der Weser“
[2][hat der Spiegel sie 2018 in Abwandlung des rechtsextremen
Gutmenschenbegriffs verhöhnt] und sie zur Protagonistin des sogenannten
Bamf-Skandals gemacht.
Die Geschichte, die damals half, die ausländerfeindliche Stimmung in
Deutschland anzukurbeln – yeah! endlich mal eine Gelegenheit für
ungebremsten Hass! – lautete: Ulrike B. hätte massenhaft falsche
Asylbescheide ausgestellt. Fest steht: Das Gegenteil ist wahr. Sie hat,
entgegen der menschenrechtsfeindlichen, also falschen Gesetzesauslegung
ihrer Behördenleitung rechtswidrige Abschiebungen durch neue Bescheide
gestoppt.
Sie hat also den Staat davor bewahrt, gegen seine fundamentalen Normen zu
verstoßen, obwohl das Figuren wie der niedersächsische Innenminister Boris
Pistorius (SPD) gerne getan hätten: [3][Der hat sich persönlich bei Ulrike
B.s Chef in Nürnberg darüber beschwert], dass eine Familie mit kleinen
Kindern nicht in die Obdachlosigkeit nach Bulgarien zwangsausgeflogen
werden konnte!
## Schnelle und korrekte Arbeit
Nicht ein einziges ausländerrechtliches Vergehen hat eine 48-köpfige
Ermittlungsgruppe ihr im Laufe eines Jahrs eifrigen Bemühens und eifernder
Öffentlichkeitsarbeit auch nur vorwerfen, geschweige denn nachweisen
können.
Die Komplettrevision der 16.000 Bremer Bamf-Akten von 2002 bis 2016 hat
ergeben, dass Ulrike B.s Außenstelle überdurchschnittlich korrekt und
schnell gearbeitet hat. Dass sie dafür materiell Buße tun und nun noch ein
Disziplinarverfahren durchstehen muss, ist unaussprechlich ungerecht. Ein
Staat, der so mit seinen treuen Diener*innen umgeht, kann niemandem
Heimat sein. Vielleicht hat er deswegen ein Heimatministerium.
23 Apr 2021
## LINKS
[1] /Bremer-Bamf-Prozess/!5762191
[2] /Nach-dem-Bremer-Bamf-Skandal/!5593166
[3] /Streit-um-Asylverfahren-beim-Bamf/!5504402
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
## TAGS
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