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# taz.de -- Verfahren gegen dozierenden Polizisten: Zu viel geklaut
> Ein Kriminalbeamter dozierte an der Fachhochschule Altenholz und schrieb
> von seinen Studierenden ab. Nun hat ihn die Polizei abgezogen.
Bild: Diese Notizen dann vielleicht besser nicht dem Prof vorlegen: Polizist:in…
Bremen taz | Nur wenige Tage nachdem die taz über den Plagiatsverdacht
gegen einen Dozenten an der Fachhochschule für Verwaltung und
Dienstleistung (FHVD) in Altenholz [1][berichtet hat], ist der betroffene
Mann von der Dozentenliste der Fachhochschule gestrichen worden. Da es sich
um den Fachbereich Polizei der Fachhochschule handelte, ist die Polizei
Schleswig-Holstein direkt zuständig. Deren Pressestelle hat bestätigt, dass
es ein laufendes dienstrechtliches Verfahren gibt. Die Abordnung des
Kriminalbeamten an die Fachhochschule ließ sich offenbar unbürokratisch
widerrufen.
Was das Fass zum Überlaufen brachte, war offenbar der Hinweis der taz auf
ein zweites Plagiat. In einem ersten Fall – im vergangenen Jahr – hatte die
Fachhochschule noch versucht, ihren Dozenten zu decken.
Eine studierende Kriminalkommissarin hatte damals Teile ihrer Hausarbeit in
der Zeitschrift der Kieler Gewerkschaft der Polizei (GdP), Die
Kriminalpolizei, unter dem Autorennamen ihres Betreuers Oliver Hintz
entdeckt. Als sie ihn daraufhin anrief, soll er lediglich „herablassend und
abfällig“ reagiert haben, wie er später auch selbst einräumen musste. Die
Studentin ging daraufhin zum Dekan des Fachbereichs Polizei. Doch anstatt
sie zu unterstützen, ließ der sie zu einem „Moderationsgespräch“ antrete…
Die Studentin wandte sich an eine Juristin der GdP, die ihr empfahl, eine
Entschuldigung zu verlangen und eine Spende über 2.500 Euro an den Hilfs-
und Unterstützungsfonds der Gewerkschaft. Unter diesen Umständen war dann
auch die Studierende bereit, die Sache vertraulich zu halten. Hintz zahlte
diese Summe aber nicht, woraufhin die GdP-Vertreterin den Fall in der
März-2021-Ausgabe von Die Kriminalpolizei öffentlich machte – auch mit dem
Hinweis, dass der betroffene Dozent in dem Gespräch behauptet hatte, es sei
„an anderen Hochschulen gang und gäbe“, dass Dozenten und Dozentinnen die
Arbeiten ihrer Studierenden unter ihrem Namen veröffentlichten.
Seitens des Fachbereichs gab es vorerst keine Konsequenzen, es wurde etwa
auch versäumt, andere Studierende aus aktuellem Anlass auf ihre
Urheberrechte hinzuweisen.
Wie gering das Schuldbewusstsein des Dozenten war, der immerhin die
Polizeianwärter in Ethik unterrichtete, wird auch daran deutlich, dass er
im Februar 2021 in einer anderen Fachzeitschrift, der Kriminalistik, einen
Aufsatz unter dem Titel „Der Tatort als Psychogramm des Täters?“
veröffentlichte. Auffällig daran ist: Einer seiner Studierenden hatte eine
Bachelor-Arbeit unter dem Titel „Der Tatort als Psychogramm des Täters“
verfasst.
Die Bibliothek der Fachhochschule verwies, als die taz die Bachelor-Arbeit
zum Vergleich ausleihen wollte, weiter an die Polizei Schleswig-Holstein.
Und die sperrte die Arbeit daraufhin mit dem Argument, sie enthalte
vertrauliche Inhalte: „Verschlusssache“. Wenige Tage später war der Dozent
dann aus dem Lehrendenverzeichnis verschwunden – mindestens ein Hinweis
darauf, dass auch der zweite Plagiatsverdacht von der Polizei für
zutreffend gehalten wird.
Die Pressestelle der Fernuni Hagen teilte inzwischen mit, dass Herr Hintz
sein Promotionsvorhaben an der dortigen Lehranstalt auf eigenen Wunsch
vorzeitig beendet habe.
Die Fachhochschule Altenholz versucht derweil noch immer, denn Fall
totzuschweigen. Im Unterschied etwa zu Niedersachsen, wo die
Polizisten-Ausbildung an einer polizeilichen „Akademie“ stattfindet, hält
die Polizei im Land Schleswig-Holstein große Stücke darauf, dass die
Ausbildung an einer ordentlichen Fachhochschule stattfindet, an der
folglich auch wissenschaftliche Standards gelten sollen.
Der Fall Hintz zeigt, dass dies nicht allen Dozenten, die von der Polizei
dorthin abgeordnet werden, hinreichend klar ist. Und das scheint der
Polizei in Schleswig-Holstein immerhin ausgesprochen peinlich zu sein.
29 Apr 2021
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## AUTOREN
Klaus Wolschner
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