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# taz.de -- Lockdown, K-Frage und Hertha BSC: Zurück in die Zukunft
> Der Berliner Mietendeckel ist Geschichte, das Gerangel um die K-Frage
> erschüttert. Und dann muss Hertha BSC auch noch in Quarantäne.
Bild: Hertha BSC Trainer Pál Dárdai ist unter den Corona-Infizierten des Teams
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Bild agitiert für Baerbock.
Und was wird besser in dieser?
Christian Wulff schmunzelt.
Nach dem gerichtlichen [1][Aus für den Berliner Mietendeckel] fordert die
im Bund regierende SPD ein Bundesgesetz, um den Anstieg der Mieten zu
bremsen. Warum hat sie ein solches Vorhaben nicht zu Zeiten einer
rot-rot-grünen Mehrheit im Bundestag auf den Weg gebracht – als es 2017 um
die Gleichstellung homosexueller Paare ging, hat sie den Koalitionsbruch
doch auch gewagt?
Ein Indiz: Im Bremer Paralleluniversum R2G stand die grüne Bausenatorin
auf der Mietpreisdeckelbremse. Wieso heißt die in Bremen eigentlich nicht
Verweserin? Egal. Jedenfalls scheint die Lage in Berlin noch übler: 40.000
MieterInnen werden die Nachzahlung nicht allein stemmen können, schätzt der
Senat. Was 40.000 Beweise wären, dass der „Deckel“ keine luxuriöse Idee
war. Vom Karlsruher Urteil führen zwei Wege in eine bessere Zukunft: das
Bundesgesetz, das die SPD Vermieterfreunden bei den Grünen erst noch
einsingen müsste. Um dann immer noch keine Mehrheit im Bundestag zu haben.
Oder zurück in die Zukunft: sozialer Wohnungsbau. Für Freunde des freien
Marktes ein fast so schmutziges Wort wie „funktionierendes
Gesundheitswesen.“
Könnten Sie für uns nochmal klären, was unter einem „harten Lockdown“ zu
verstehen ist, beziehungsweise was darunter zu verstehen sein sollte?
Das ist leicht: Ein „harter Lockdown“ ist das, was es in Deutschland bisher
nicht gab. Ausgangs- und Kontaktsperre, Wirtschaft und öffentliches Leben
auf null. Profite und Grundrechte to go. Ein Neuwort, um das garstige
„Massenquarantäne“ zu vermeiden, nicht ganz so positiv wie „Circuit
Breaker“ aus Singapur. Bei uns rangeln Föderalismus, Söderalismus und
drastisches Drostentum: Manche fordern „bundeseinheitliche Regeln“, weil’s
einfach fair und plausibel wirkt. Andere folgen der WHO, die Kosten und
Nutzen gegeneinanderstellt und zu regional gezielten Stilllegungen rät. Die
größte Unbekannte ist der Lobbydruck der Wirtschaft: In diesem Land wurde
jeder Blödsinn privatisiert, warum nicht auch Corona. Paradox: Der „harte
Lockdown“ ist auch die „bittere Medizin“, die eine Mehrheit der Bevölker…
will.
Zumindest wurden die Arbeitgeber nach einem Jahr der „Selbstverpflichtung“
endlich verpflichtet, ihren Beschäftigten Tests anzubieten. Da hat die
Bundesregierung dem Kapital ein echtes Zugeständnis abgerungen, oder?
In unserer kleinen Firma arbeitet ein Drittel zu Hause, ein paar sind
inzwischen geimpft, alle testen täglich. Für die Lektüre unserer
Monatsbilanzen wünsche ich vor der Controllerin auch den Besuch eines
Anästhesisten. Doch noch geht’s. Mag in anderen Branchen schwieriger sein,
doch die Gesetzgebung bildet derzeit nur ab, was niemanden anstrengt.
Die einen sind regelrecht besessen [2][von der K-Frage], die andere klagen
über diese Besessenheit. Wo stehen Sie? Und schauen Sie am Montag Pro7?
Ich bin erschüttert. Als Fernsehproduzent muss ich Söder/Baerbock
favorisieren: Der Testosteronbolzen und die andersweltliche Erscheinung
einer jungen Politikerin ohne Amtserfahrung. Spannend! Als Staatsbürger
muss ich dagegen Laschet/Habeck bevorzugen: der liberal-konservative
Traditionalist und jemand, der schon mal Minister war. Berechenbar! Bei
Licht betrachtet teilen uns beide Lager so mit, dass sie keine zweifelsfrei
überragenden KandidatInnen zu bieten haben. Also schaue ich alles Folgende,
auch das Interview bei Pro7, mit klammer Hoffnung auf Zwischentöne: Sagt
vielleicht aus Versehen doch noch jemand „Ampel“?
Nachdem sich Trainer und Spieler von Hertha BSC mit dem Coronavirus
angesteckt haben, hat die Deutsche Fußball Liga die nächsten drei Spiele
der Abstiegskämpfer abgesagt. Macht die Pandemie dem sakrosankten
Fußballkommerz nun doch einen Strich durch die Rechnung?
Klar geht’s den Fußballfirmen ums Geld. Sie liefern ein
Unterhaltungsangebot, das Millionen Fans kommod durch die Einschränkungen
dämmern lässt. Vor einem Jahr erklärte NRW-Innenminister Reul, man lasse
die Baumärkte offen, weil sonst noch mehr Leute am Rad drehten. Es geht um
Brot und Spiele, auch.
Und was machen die Borussen?
Es geht um Brot und Spiele, auch – doch das Fanzine Schwatzgelb meldet eine
einmütige Stimmung unter den Fans: Nein zur WM in Katar.
Fragen: waam, vag
18 Apr 2021
## LINKS
[1] /Mietendeckel-Entscheidung-in-Berlin/!5763084
[2] /Kanzlerinnenkandidatur-der-Gruenen/!5763208
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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