# taz.de -- Kanzlerkandidat der Union: Sie streiten einfach immer weiter | |
> Wie es auch ausgeht: CDU-Chef Laschet und CSU-Vorsitzender Söder werden | |
> Gesichtsverluste erleiden – unklar ist, wie hart es die Parteien trifft. | |
Bild: Größtmöglicher Abstand: Armin Laschet und Markus Söder bei einem geme… | |
BERLIN taz | Es sind wichtige Vorentscheidungen, die in diesen Tagen für | |
die Bundestagswahl im September fallen. [1][An diesem Montag wollen die | |
Grünen bekannt geben, ob sie mit Annalena Baerbock oder Robert Habeck als | |
Spitzenkandidat:in in den Wahlkampf ziehen.] Und die Union wollte, so | |
haben es die Kontrahenten Armin Laschet und Markus Söder zumindest | |
zugesagt, bis Sonntagabend entscheiden, wer von ihnen als Kanzlerkandidat | |
antritt.[2][bis Sonntagabend entscheiden, wer von ihnen als Kanzlerkandidat | |
antritt.] Während es keinen Zweifel daran gibt, dass die Grünen ihren | |
Zeitplan einhalten, war am Sonntag beim Redaktionsschluss dieser Ausgabe | |
bei der Union noch keine Lösung in Sicht. | |
Die Lage ist so verfahren, dass die Junge Union und der Landesverband | |
Niedersachsen für Sonntagabend Schaltkonferenzen einberiefen. Erwartet | |
wird, dass dort Voten für den einen oder den anderen Kandidaten abgegeben | |
werden. Bei der Jungen Union spricht viel dafür, dass dies Söder sein wird. | |
Die Lage ist so eskaliert, dass keiner der beiden Kontrahenten noch ohne | |
Gesichtsverlust nachgeben kann. Besonders für die CDU und ihren neuen Chef | |
aber steht viel auf dem Spiel: Bei einer Niederlage wäre Laschet wohl ein | |
Parteichef auf Abruf und in NRW ein angeschlagener Regierungschef. Die | |
CDU-Spitze wäre bloßgestellt, die Partei tief gespalten. Zahlreiche Stimmen | |
warnen inzwischen auch vor der Spaltung der Union. | |
Dabei sah es vor einer Woche kurzzeitig nach einer friedlichen Lösung aus: | |
Vergangenen Sonntag hatten CDU-Chef Laschet und CSU-Chef Söder beide | |
erstmals offiziell verkündet, antreten zu wollen. Und Söder sagte, er stehe | |
bereit, wenn die CDU als größere Schwesterpartei dies wolle. | |
Doch schon am Montag war mit der kurzen friedlichen Phase Schluss. Nachdem | |
sich die CDU-Führungsgremien für Laschet als Kanzlerkandidaten | |
ausgesprochen hatten, holte Söder sich die Unterstützung seines Präsidiums. | |
Die CDU-Gremien degradierte er zu flugs „Hinterzimmern“ und forderte, man | |
müsse in Partei und Bevölkerung „hineinhorchen“. Eine Kampfansage. Söders | |
großes Pfund: Er liegt in den Umfragen weit vor Laschet. | |
Am Dienstag kam es in der CDU/CSU-Fraktion zur offenen Feldschlacht: Gut 60 | |
der insgesamt 245 Abgeordneten meldeten sich zu Wort, etwa zwei Drittel | |
sollen sich für Söder ausgesprochen haben. Sollte es bis zum kommenden | |
Dienstag keine Lösung geben, könnte es in der Bundestagsfraktion zu einer | |
Kampfabstimmung kommen. Viele gehen davon aus, dass Söder diese für sich | |
entscheiden würde – und die Zeit deshalb für den CSU-Chef spielt. Eine | |
solche Situation hat es bislang nur einmal gegeben: 1979. Da erzwang | |
CSU-Chef Franz Josef Strauß eine solche Abstimmung, setzte sich durch – und | |
Sozialdemokrat Helmut Schmidt blieb anschließend Bundeskanzler. | |
Während die CSU quasi geschlossen zu Söder steht, ist die Lage in der | |
großen Schwesterpartei deutlich heterogener, dort wird erneut ein tiefer | |
Riss deutlich. Mit Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt) und Tobias Hans | |
(Saarland) sind zwei Ministerpräsidenten auf Söders Seite gekippt. | |
Doch danach haben am Wochenende zahlreiche einflussreiche Politiker aus der | |
CDU-Spitze wie der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier, der auch | |
Parteivize ist, und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble erneut Laschet | |
den Rücken gestärkt. Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel | |
Günther sowie CDU-Vize Julia Klöckner sprachen sich für diesen aus. | |
In der CDU-Spitze ist die Empörung darüber groß, dass Söder die gewählten | |
CDU-Gremien sozusagen als Kungelrunden diskreditierte und seine Zusage vom | |
Sonntag wieder kassierte. Dies sei „nicht zu ertragen“, sagte Wolfgang | |
Schäuble. Er warnte davor, die CDU weiter zu schwächen. Die Union könne | |
„ohne eine starke vitale CDU schlecht Wahlen gewinnen“. | |
## Ein CSU-Politiker fordert den Rückzug Söders | |
Der Vize-Chef der CDU-Arbeitnehmervereinigung, Dennis Radtke, drohte gar | |
mit der Gründung eines eigenen CDU-Landesverbandes in Bayern, das wäre das | |
Ende der Union: Wenn Söder „die Kanzlerkandidatur erzwingen will, wenn er | |
die CDU zerstören will, dann darf die Gründung der CDU in Bayern kein Tabu | |
mehr sein“. | |
Am Wochenende wagte sich auch ein CSU-Politiker aus der Deckung. [3][Der | |
ehemalige Landtagsabgeordnete Hermann Imhof forderte Söder in der | |
Süddeutschen zum Rückzug auf.] Der Vize-Chef der Unions-Bundestagsfraktion, | |
Carsten Linnemann (CDU), warnte dagegen vor einer Spaltung der Union. „Was | |
wir jetzt brauchen ist eine gemeinsame Lösung und keine Kampfabstimmung in | |
der Fraktion“, sagte er der Funke-Mediengruppe. | |
Über das Wochenende gab es zahlreiche Vorschläge, wie man den Parteichefs | |
die Entscheidung aus der Hand nehmen könnte. Neben einer Abstimmung im | |
Bundestag wurden unter anderem auch eine Kreisvorsitzenden-Konferenz, eine | |
gemeinsame Sitzung der beiden Parteivorstände und eine Schlichtung ins | |
Spiel gebracht. | |
18 Apr 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Kanzlerinnenkandidatur-der-Gruenen/!5763208 | |
[2] /Kanzlerkandidaturfrage-in-der-Union/!5764884 | |
[3] https://www.sueddeutsche.de/bayern/soeder-kanzlerkandidatur-imhof-rueckzug-… | |
## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
## TAGS | |
Kanzlerkandidatur | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2021 | |
Union | |
Markus Söder | |
Armin Laschet | |
Kanzlerkandidatur | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2021 | |
Markus Söder | |
Annalena Baerbock | |
Kanzlerkandidatur | |
Markus Söder | |
Armin Laschet | |
Kanzlerkandidatur | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
CDU-Votum für Laschet: Irgendwie gewonnen | |
Armin Laschet hat das Votum im CDU-Bundesvorstand klar gewonnen. Wenn sein | |
Rivale Söder jetzt nicht einlenkt, wäre das katastrophal. | |
Kampf um Kanzlerkandidatur der Union: Lachender Laschet | |
Der CDU-Vorstand hat am Montagabend für Armin Laschet als Kanzlerkandidaten | |
der Union gestimmt. Offen ist bisher noch, wie Markus Söder reagiert. | |
Markus Söder zur K-Frage in der Union: Zahm im Ton, hart in der Sache | |
Der CSU-Chef will vorerst weiterhin Kanzlerkandidat der Union werden. Er | |
wolle sich aber dem Votum der CDU „ohne Groll“ unterwerfen. | |
Personalentscheidung bei den Grünen: Jetzt auch Nr. 1 fürs ganze Land | |
Die Brandenburgerin Annalena Baerbock soll ins Kanzleramt – aus Schöneberg | |
streamen die Grünen die Antwort auf ihre K-Frage in die Welt. | |
Machtkampf zwischen Laschet und Söder: Die Unterwerfung der CDU | |
Wenn sich Söder durchsetzt, könnte das der Anfang vom Ende der Union sein. | |
Als „Kanzlerwahlverein“, aber auch als Volkspartei mit Prinzipien. | |
Union und die K-Frage: Söder könnte recht behalten | |
Vielleicht wird am Ende tatsächlich alles gut, wie der CSU-Chef meint. Mit | |
ihm an der Seite könnte Grün-Rot eine ökologische-soziale Wende einleiten. | |
Chaostruppe oder Ökopartei: Für die CDU bin ich zu konservativ | |
Die Union war immer korrekt, umweltschädlich und langweilig. Plötzlich aber | |
sind Brudermord und Klimaschutz angesagt. Unser Autor ist überfordert. | |
Machtkampf in der Union: Mit allen Mitteln | |
Armin Laschet und Markus Söder kämpfen verbissen um die Kanzlerkandidatur. | |
Welchen Schaden nimmt die Union? |