# taz.de -- Präsidentschaftskandidat in Peru: Erfolg der Extreme | |
> In Peru hatte niemand Pedro Castillo auf dem Zettel. Doch nun ist der | |
> Streikführer vom Außenseiter zum Sieger im ersten Wahlgang geworden. | |
Bild: Der Linkskandidat bei den Präsidentschaftswahlen in Peru liegt nach erst… | |
Der linke Grundschullehrer Pedro Castillo mit den plakativen Parolen ist | |
die absolute Überraschung im ersten Wahlgang der peruanischen | |
Präsidentschaftswahlen. Niemand hatte den 51-Jährigen aus der im Norden | |
Perus liegenden Provinz Chota auf dem Zettel, der für die | |
marxistisch-leninistische Kleinstpartei Perú Libre kandidiert. | |
Erstmals trat Castillo als Anführer des Lehrerstreiks im Jahr 2017 in | |
Erscheinung und lange galt er in den Umfragen als einer der Außenseiter | |
unter den 18 Kandidaten und Kandidatinnen für das höchste Staatsamt. Nun | |
liegt er nach Auszählung von rund der Hälfte der Stimmen durch die | |
Nationale Wahlbehörde (ONPE) mit gut 16 Prozent der Stimmen vorne. | |
Die hohe Zahl der Frauen und Männer, die in den Präsidentenpalast von Lima | |
einziehen wollen, belegt das Grundproblem des demokratischen Systems in | |
Peru: „die Fragmentierung der Parteienlandschaft“, so Carlos Herz. Der | |
Entwicklungsexperte und Direktor einer kirchlichen Bildungseinrichtung in | |
Cusco hatte, wie so viele andere, Castillo unterschätzt. „Wir sind mit | |
einer Atomisierung der Parteien und der auf Parteiprogrammen und Konzepten | |
basierenden Politik konfrontiert“, meint Herz. | |
Pedro Castillo ist ein Produkt dieses Prozesses und im Wahlkampf war er mit | |
radikalen Programmpunkten aufgefallen wie der Verstaatlichung der Öl- und | |
Gasförderung und dem Aufbau eines sozialistischen Staates. Programmpunkte, | |
die dafür sorgten, dass sich Castillo schon im Wahlkampf anhören musste, | |
[1][der Guerilla der Terrororganisation „Leuchtender Pfad“] anzuhängen. | |
Die hat in den 1980 und 1990er Jahren einen überaus brutalen Bürgerkrieg | |
gegen den peruanischen Staat geführt, der unter Diktator Alberto Fujimori | |
ähnlich brutal zurückschlug. Dessen Tochter, [2][Keiko Fujimori, zählt nun | |
zu den vier Kandidat*innen] auf die Pedro Castillo im zweiten Wahlgang | |
am 6. Juni treffen könnte. | |
Keiko Fujimori liegt mit ihrer Partei Fuerza Popular laut der Wahlbehörde | |
(ONPE) mit 12,87 Prozent der Stimmen an vierter Stelle. Davor liegen die | |
Wahlplattform Avanza País (Vorwärts Land) mit dem 79-jährigen | |
Entwicklungsexperten Hernando de Soto an der Spitze und Renovación Pías | |
(Erneuerung des Landes), die vom ultrarechten Rafael López Aliaga angeführt | |
wird. | |
Aliaga, ein Multimillionär, der sich bereits mehrmals gegen die | |
Coronaschutzmaßnahmen aussprach, punktet vor allem in Lima und bei den | |
wohlhabenden Bevölkerungsteilen. Er gehört dem ultrakonservativen | |
Opus-Dei-Orden an und gilt als vehementer Abtreibungsgegner. | |
Der Erfolg der Extreme ist für viele ein Zeichen des Protests, denn | |
Korruptionsaffären und politische Skandale haben [3][das Vertrauen in die | |
Parteien und Politiker erschüttert]. Erst im November letzten Jahres hatten | |
sich in einer Woche drei Präsidenten die Klinke in die Hand gegeben, keiner | |
der letzten sechs Präsidenten konnte sich vom Vorwurf der Korruption | |
reinwaschen, mehrere landeten im Gefängnis. Das gilt auch für sechs der | |
Kandidaten für diese Präsidentschaft. Knut Henkel | |
13 Apr 2021 | |
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## AUTOREN | |
Knut Henkel | |
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