# taz.de -- Dritter Staatschef in einer Woche: Peru bekommt Übergangspräsiden… | |
> Der gemäßigte Politiker Francisco Sagasti Hochhausler wird zum | |
> Parlamentspräsidenten gewählt. Er ist damit der neue Übergangspräsident | |
> des Andenstaats. | |
Bild: Perus neuer Übergangspräsident Francisco Sagasti nach seiner Wahl durch… | |
BUENOS AIRES taz | Peru hat wieder eine Staatsführung. Am Montag wählte das | |
Parlament Francisco Sagasti Hochhausler zum Parlamentspräsidenten. 97 von | |
123 Abgeordneten votierten für den 76-jährigen gemäßigten Politiker. Damit | |
ist Sagasti gemäß der Verfassung als Nachfolger im Präsidentenamt | |
legitimiert. Am Dienstag wird er als neuer Präsident vereidigt und ist dann | |
der dritte Präsident innerhalb einer Woche. | |
Die Neubesetzung des Präsidentenamts war nötig geworden, nachdem | |
[1][Interimspräsident Manuel Merino] am Sonntag nach heftigen Protesten und | |
nur fünf Tagen Amtszeit zurückgetreten war. „Heute ist kein Tag zum | |
Feiern,“ erklärte Sagasti in seiner ersten Rede nach seiner Wahl zum | |
Parlamentspräsidenten. „Bei den Protesten haben wir den Tod von zwei jungen | |
Menschen gesehen, die nur ihre Meinung zum Ausdruck brachten. Wir können | |
sie nicht wieder zum Leben erwecken, aber das Parlament und die Regierung | |
können Maßnahmen ergreifen, damit dies nicht wieder geschieht“, sagte er. | |
Sagasti erinnerte damit an den 22-jährigen Jack Pintado Sánchez und den | |
25-jährige Inti Camargo, die am Samstag im Anschluss einer friedlichen | |
Demonstration durch Geschosse der Polizei getötet worden waren. Zugleich | |
versuchte er damit die Wogen zu glätten, die die politische Ereignisse und | |
Proteste der vergangenen Tage geschlagen hatten. | |
Sagasti eilt der Ruf eines Versöhners voraus. Wohl auch deshalb ist es ihm | |
gelungen, die nötige Mehrheit der Abgeordneten zu bekommen. Allerdings | |
stand das Parlament unter massivem Druck, nachdem es am Sonntag die Wahl | |
von Rocío Silva Santisteban von der linken Frente Amplio zur | |
Parlamentspräsidentin abgelehnt und damit das Land für gut 24 Stunden ohne | |
Staatsführung gelassen hatte. | |
## Sagastis wichtigste Aufgabe: Präsidentschaftswahl im März | |
Sagasti ist Mitbegründer der Partido Morado, der nach der Farbe Lila | |
genannten Partei, die sich als gemäßigte Partei der Mitte präsentiert und | |
mit neun Abgeordneten im Parlament vertreten ist. Mit seinem Wahlkampfmotto | |
„Für eine anständige Politik, für den Kampf gegen Korruption und für | |
politische Reformen“ errang Sagasti eines der neun Mandate und zog im März | |
zum ersten Mal als Abgeordneter ins Parlament in Lima ein. | |
Der Partido Morado nahe steht auch der parteilose ehemalige Präsident | |
Martín Vizcarra. Als [2][Vizcarra] am Montag vergangener Woche vom | |
Parlament abgesetzt wurde, votierten die lila Abgeordneten geschlossen | |
gegen die Absetzung. Vizcarra sagte zur Wahl Sagastis: „Lassen wir nicht | |
zu, dass nochmals eine solche Situation der Instabilität entsteht.“ | |
Der in Lima geboren Sagasti verdankt seinen zweiten Nachnamen der | |
österreichischen Herkunft seiner Mutter Elsa Hochhausler Reinisch. Von | |
Beruf Ingenieur, verfügt er über langjährige nationale und internationale | |
Erfahrung, zumal die Familie häufig Land und Wohnort wechselte. Zeitweise | |
war er als Berater der Vereinten Nationen sowie leitender Angestellter der | |
Weltbank tätig. | |
Offiziell endet seine Amtszeit als Interimspräsident schon am kommenden 28. | |
Juli. Angesichts der Wirren in der peruanischen Politik ist nicht einmal | |
garantiert, dass er bis dahin im Amt bleibt. Eine seiner wichtigsten | |
Aufgaben ist, für ein friedliches Umfeld zur Durchführung der Direktwahl | |
des nächsten Staatsoberhaupts im März 2021 zu sorgen. | |
17 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Vogt | |
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