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# taz.de -- Mutmaßlicher Sabotageakt im Iran: Teheran sieht Israel hinter Angr…
> Die Führung in Teheran hat Israel mit Vergeltung gedroht. Sie macht das
> Land für einen Angriff auf die Natans-Atomanlage am Sonntag
> verantwortlich.
Bild: Das iranische Nuklearzentrum Natans in einer Satellitenaufnahme vom 7. Ap…
Berlin taz | Für Iran steht außer Frage, was viele außerhalb des Landes nur
vermuten: Hinter dem jüngsten Angriff auf die Atomanlage Natans stehe
Israel, teilte die Regierung am Montag mit. Außenminister Mohammed Dschawad
Sarif bezeichnete den Vorfall vom Sonntag als „Nuklear-Terrorismus“ und
kündigte an, „sich an den Zionisten zu rächen“ sowie beschädigte
Zentrifugen durch leistungsfähigere zu ersetzen. Laut Sicherheitsbehörden
wurde eine Person identifiziert, die in Natans einen Stromausfall ausgelöst
habe.
In den frühen Morgenstunden war die Elektrizität in Natans gekappt worden.
Unter Berufung auf israelische Geheimdienstkreise nannten Medien später
einen israelischen Cyberangriff als Ursache. Der Sender Kan meldete, der
Mossad stecke hinter dem Angriff. Die New York Times berichtete unter
Berufung auf amerikanische und israelische Geheimdienstler*innen, eine
absichtlich herbeigeführte Explosion habe das autarke und stark beschützte
Elektrizitätssystem der Anlage zerstört. Dies habe Irans Atomprogramm um
mindestens neun Monate zurückgeworfen.
Israel bekannte sich nicht offiziell zu dem mutmaßlichen Angriff. Politiker
deuteten lediglich auf eine Beteiligung Israels hin. Regierungschef
Benjamin Netanjahu sagte am Sonntag, „der Kampf gegen den Iran und seine
Stellvertreter ist eine gewaltige Aufgabe.“ Bereits vergangenen Sommer war
es zu einem Brand in Natans gekommen. In der Anlage wird derzeit Uran auf
Anreicherungsgrade angereichert, die das im internationalen Atomabkommen
(JCPOA) von 2015 vereinbarte Limit überschreiten.
Der Vorfall vom Sonntag kommt zu einer sensiblen Zeit: Iran strebt eine
Wiederbelebung des JCPOA an, aus dem die USA unter Trump ausgestiegen sind.
Die Biden-Administration hat sich grundsätzlich bereit erklärt, dem
Abkommen wieder beizutreten. Israel dagegen ist nach wie vor ein
entschiedener Gegner des Abkommens. Nach israelischer Lesart verhindert das
JCPOA eine nukleare Bewaffnung Irans nicht, sondern verzögert sie
lediglich, während es Teheran gleichzeitig ermögliche, seinen Einfluss in
der Region auszubauen. Vertreter des iranischen Regimes haben Israel immer
wieder offen mit Vernichtung gedroht.
## EU fordert Aufklärung
Seit vergangener Woche finden in Wien Gespräche über die Zukunft des JCPOA
statt. Vertreter*innen der Vertragsparteien Deutschland, Frankreich,
Großbritannien, Russland und China sowie EU-Diplomat*innen vermitteln dabei
zwischen Iran und den USA. Teheran will, dass die USA ihre Sanktionen gegen
Iran aufheben. Die USA fordern, dass sich Teheran wieder an die
JCPOA-Abmachungen hält, gegen die es seit 2019 systematisch verstößt. Die
Gespräche sollen diese Woche fortgesetzt werden.
Ein Sprecher des Auswärtigen Dienstes der EU sagte am Montag: „Wir weisen
alle Versuche zurück, die laufenden diplomatischen Aktivitäten zu
untergraben.“ Der Vorfall in Natans, „bei dem es sich um einen Sabotageakt
gehandelt haben könnte“, müsse aufgeklärt werden.
„Die Frage ist, ob das Timing Zufall ist oder einen absichtlichen
israelischen Versuch darstellt, Hindernisse auf den Weg zurück zum JCPOA zu
legen“, sagt Sima Shine, Analystin am Institute for National Security
Studies in Tel Aviv und ehemalige Mossad-Mitarbeiterin. Der Vorfall vom
Sonntag könne eine Eskalation in Gang setzen. Die iranische Regierung steht
nun vor der Entscheidung, ob und wie sie reagiert, was die Gespräche in
Wien gefährden könnte.
12 Apr 2021
## AUTOREN
Jannis Hagmann
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