# taz.de -- Interesse von EU-Politiker an Libyen: Tripolis ist en vogue | |
> Viele Regierungschefs reisen derzeit nach Libyen. Dabei dürfte es auch | |
> darum gehen, wie es mit der Wirtschaft des ölreichen Landes weitergeht. | |
Bild: Besuch aus Rom: Libyens Premier Abdul Dbaiba (rechts) und Mario Draghi am… | |
Tunis taz | In Tripolis geben sich zurzeit Regierungsvertreter aus Europa | |
die Klinke in die Hand. Nur wenige Stunden nach dem Besuch des griechischen | |
Premierministers Kyriakios Mitsotakis bekräftigte am Dienstag der | |
italienische Regierungschef Mario Draghi seinen Wunsch nach [1][verstärkter | |
Zusammenarbeit mit der neuen Einheitsregierung von Abdul Dbaiba.] | |
Der Flug von Rom in die ehemalige italienische Kolonie war der erste | |
Auslandsbesuch des seit Februar regierenden Draghi. Der italienische | |
Regierungschef pochte nach dem militärischen Empfang in Tripolis auf die | |
Einhaltung des seit Oktober geltenden Waffenstillstands und kündigte die | |
Rückkehr italienischer Firmen nach Libyen an – Italiens Botschaft in der | |
libyschen Hauptstadt blieb als einzige EU-Vertretung seit 2011 durchgehend | |
geöffnet. Der staatliche Ölkonzern ENI fördert trotz der lokalen Konflikte | |
der letzten Jahre Öl und Gas aus Westlibyen nach Süditalien. | |
Wie der am Samstag nach Tripolis gereiste EU-Ratspräsident Charles Michel | |
lobte auch Draghi die libyschen Behörden dafür, die mehr als 200.000 an der | |
libyschen Küste ausharrenden Migranten an der Weiterreise nach Europa zu | |
hindern. Der ehemalige EU-Zentralbankchef begründete die europäischen | |
Investitionen in dem Bereich Migration nicht nur mit geopolitischem | |
Interesse, sondern auch als humanitäre Hilfe. | |
## Die Türkei und Russland mischen schon länger mit | |
Die meist aus Westafrika stammenden Migranten halten sich nach den noch aus | |
Gaddafis Zeiten stammenden Gesetzen illegal in Libyen auf und werden von | |
Milizen selbst dann willkürlich verhaftet, wenn sie feste Arbeit oder | |
Wohnungen haben. | |
Der politische Beobachter Younis Issa glaubt, dass die europäischen | |
Besucher zu spät um Dbaiba werben. „Der Unterschied zu der | |
Vorgängerregierung von Fayez Serraj ist, dass nun die Europäer nach Libyen | |
kommen.“ Die Entsendung von Waffen und Söldnern an die beiden ehemaligen | |
Kriegsparteien haben sich Putin und Erdoğan mit Aufträgen für Firmen aus | |
ihren Ländern honrieren lassen, ist sich der ehemalige libysche | |
Kulturminister sicher. | |
Der griechische Premier Mitsotakis versprach Dbaiba, die griechische | |
Botschaft wiederzueröffnen. Mitsotakis will die Libyer davon überzeugen, | |
das libysch-türkische Marineabkommen zu kündigen, das eine gemeinsame | |
Freihandelszone quer durch griechische Hoheitsgewässer geschaffen hat. | |
8 Apr 2021 | |
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## AUTOREN | |
Mirco Keilberth | |
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