| # taz.de -- Heiko Maas in Libyen: „Geschlossen und entschlossen“ | |
| > Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Italiens statten Libyens | |
| > neuer Regierung einen Blitzbesuch ab. Das soll den Friedensprozess | |
| > stärken. | |
| Bild: Von links nach rechts: Außenminister Italiens, Deutschlands, Frankreichs… | |
| Tunis taz | Die Außenminister Deutschlands, Italiens und Frankreichs sind | |
| am Donnerstag in die libysche Hauptstadt Tripolis gereist, um der [1][neuen | |
| Einheitsregierung] des Landes den Rücken zu stärken. Wir wollen zeigen: | |
| „Wir stehen als Europäer geschlossen und entschlossen an der Seite | |
| Libyens“, sagte Maas auf einer Pressekonferenz mit seinen Amtskollegen | |
| Luigi Di Maio und Jean-Yves Le Drian und ihrer libyschen Amtskollegin Najla | |
| al-Mangoush. | |
| Die ehemalige Menschenrechtsaktivistin Mangoush ist eine von drei Frauen | |
| unter den 33 Ministern, die Premierminister Abdul Hamid Dbeiba aus allen | |
| Landesteilen in sein Kabinett geladen hat. | |
| Vor der Pressekonferenz hatten die drei EU-Außenminister Dbeiba und dem | |
| UN-Sonderbeauftragten Ján Kubiš, einem slowakischen Diplomaten, zu der | |
| Beilegung des Libyen-Konflikts gratuliert. | |
| Heiko Maas lobte auch seinen eigenen, im Januar 2020 gestarteten | |
| sogenannten „Berliner Prozess“, der mit dem Ende der Ost-West-Spaltung | |
| Libyens und der Wiedervereinigung der jahrelang geteilten staatlichen | |
| Institutionen des Landes wohl zu einem der erfolgreichsten deutschen | |
| außenpolitischen Projekte geworden ist – was allerdings auch erst dadurch | |
| möglich wurde, dass die Regierenden im Westen mit türkischer Hilfe die | |
| militärische Oberhand gewannen. | |
| Die international nicht anerkannte ostlibysche Regierung von Abdullah | |
| al-Thinni hatte ihre Amtsgeschäfte erst am Dienstag an Dbeiba in Tripolis | |
| übergeben. Dessen Familie war während der 42-jährigen Gaddafi-Diktatur | |
| schwerreich geworden und hat enge Kontakte zu Regierungskreisen in Ägypten | |
| und der Türkei, zwei wichtigen Rivalen in Libyen – Ägypten unterstützte den | |
| abtrünnigen General Chalifa Haftar im Osten, die Türkei die Regierung von | |
| Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch im Westen. | |
| Dbeibas pragmatischer Umgang mit den in Libyen und der Region | |
| rivalisierenden Ländern und den libyschen Kriegsparteien hat dem | |
| 61-Jährigen die Unterstützung der meisten Libyer gesichert. | |
| Offiziell endet seine Amtszeit jedoch schon am 24. Dezember dieses Jahres – | |
| im UN-Friedensplan der Tag der Parlamentswahlen, aus denen nach 10 Jahren | |
| Chaos und Bürgerkrieg eine demokratisch gewählte Regierung hervorgehen | |
| soll. Heiko Maas erinnerte Dbeiba am Donnerstag an den Wahltermin und | |
| forderte die Libyer auf, diese historische Chance zu nutzen. | |
| Beide waren sich einig, dass die Anwesenheit von bis zu 20.000 Söldnern aus | |
| Syrien, Sudan, Tunesien und Russland eine große Gefahr für den | |
| Friedensprozess in Libyen bleibe. Außenministerin Mangoush forderte den | |
| „sofortigen“ Rückzug der fremden Kämpfer. | |
| Ein Test, ob die Lage in Libyen ruhig bleibt, sollte das für | |
| Donnerstagabend geplante [2][Fußball-Länderspiel gegen Tunesien] in der | |
| ostlibyschen Metropole Bengasi werden – das erste auf heimischen Boden seit | |
| sieben Jahren. | |
| Wie schnell die Machtbalance in Libyen wieder zusammenbrechen kann, zeigte | |
| sich am Mittwoch ausgerechnet in Bengasi selbst, wo der berüchtigte | |
| Salafistenführer Mahmoud al-Werfalli erschossen wurde. Unbekannte schossen | |
| auf den Konvoi des Offiziers einer Spezialeinheit der libyschen Armee | |
| mitten im Berufsverkehr. | |
| Werfalli hatte in vergangenen Jahren Morde an gefangengenommenen Kämpfern | |
| des „Islamischen Staates“ und politischen Gegnern mit der Kamera filmen | |
| lassen. Die zur Abschreckung auf sozialen Medien veröffentlichten Filme | |
| hatten dem 43-Jährigen einen Haftbefehl des internationalen | |
| Strafgerichtshofs eingebracht. | |
| Das gefährdete die mögliche politische Karriere seines Vorgesetzten, | |
| General Haftar, der bei dem aktuellen Friedensschluss leer ausging. | |
| Werfalli hatte während des Krieges bis zu 5.000 Männer aus Bengasi hinter | |
| sich. | |
| 25 Mar 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Abdul-Dbaiba-wird-Premierminister/!5749636 | |
| [2] /Fussballlaenderspiel-in-Libyen/!5757127 | |
| ## AUTOREN | |
| Mirco Keilberth | |
| ## TAGS | |
| Libyen | |
| Schwerpunkt Libyenkrieg | |
| Heiko Maas | |
| Tripolis | |
| Schwerpunkt Libyenkrieg | |
| Milizen in Libyen | |
| Schwerpunkt Libyenkrieg | |
| Schwerpunkt Libyenkrieg | |
| Schwerpunkt Libyenkrieg | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Interesse von EU-Politiker an Libyen: Tripolis ist en vogue | |
| Viele Regierungschefs reisen derzeit nach Libyen. Dabei dürfte es auch | |
| darum gehen, wie es mit der Wirtschaft des ölreichen Landes weitergeht. | |
| Waffenembargo in Libyen: Bundeswehr-Panzer für den König | |
| In Libyen herrscht eine brüchige Waffenruhe. Auch weil Jordanien Waffen | |
| liefert. Deutschland schweigt. Und liefert weiter Panzer nach Jordanien. | |
| Neue Regierung in Libyen: Chance für Europa | |
| Libyen hat erstmals eine anerkannte Regierung. Für die EU bietet sich die | |
| Chance, rechtsstaatliche Strukturen mit aufzubauen und Migranten zu helfen. | |
| Neue Einheitsregierung in Libyen: Das Parlament macht mit | |
| Libyens Abgeordnete haben sich hinter einen von der Uno unterstützten Plan | |
| gestellt. Eine Übergangsregierung soll das Land nun zu Wahlen führen. | |
| Zehn Jahre Krieg in Libyen: Das libysche Herz wiederbeleben | |
| Vor zehn Jahren wurde die Gaddafi-Diktatur gestürzt, doch Libyen fand nicht | |
| zum Frieden. Zwei Rückblicke aus Bengasi, wo alles begann. |