# taz.de -- ETA-Mitbegründer Julen Madariaga: Tod eines Basken | |
> Julen Madariaga, Mitbegründer der baskischen Separatistenorganisation | |
> ETA, ist tot. Er erlag im Alter von 88 Jahren einer schweren Krankheit. | |
Bild: ETA-Mitbegründer Julen Madariaga im Jahr 2006 | |
MADRID taz | Julen Madariaga, Mitbegründer der baskischen | |
Separatistenorganisation Euskadi Ta Askatasuna (ETA) (Baskenland und | |
Freiheit) erlag am Montag im Alter von 88 Jahren einer langen schweren | |
Krankheit. Wenn ein Leben für die bewegte Geschichte der baskischen | |
Unabhängigkeitsbewegung voller Kontroversen und Widersprüche steht, dann | |
ist es das des Anwalts und in Cambridge promovierten Juristen. | |
1932 im baskischen Bilbao geboren, erlebte er den Spanischen Bürgerkrieg, | |
das republikanische Exil, den Kampf gegen die Franco-Diktatur und die | |
Rückkehr Spaniens zur Demokratie. Bis heute ist vielen inner- und außerhalb | |
des Baskenlandes, Freunden und Gegnern der Unabhängigkeitsbewegung, ein | |
Satz Madariagas in ganz besonderer Erinnerung. „Die Radikalen haben nicht | |
die Eier, sich von der Vormundschaft der ETA loszusagen“, sagte er 2009 in | |
einem Interview. Das traf so manchen seiner Zeitgenossen, war Madariaga | |
doch lange der Hardliner schlechthin. | |
Nun forderte er vehement das Ende der Gewalt, davon überzeugt, dass das | |
baskische Volk diese nicht mehr unterstütze und sie den Kampf für die | |
Unabhängigkeit schwäche. Zwei Jahre später sah auch die ETA dies ein und | |
erklärte einen endgültigen Waffenstillstand. Weitere sieben Jahre später | |
löste sich die Organisation, die Madariaga 1959 zusammen mit sechs jungen | |
Basken gegründet hatte, auf. [1][Über 800 Menschenleben] hatten ihre | |
Attentate gekostet. | |
Madariaga stammte aus einer nationalistischen Familie. Einen Teil seiner | |
Kindheit verbrachte er im Exil in Chile. Als der kleine Julen zehn Jahre | |
alt war, kehrte die Familie ins spanische Baskenland zurück. Als Student | |
gehörte Madariaga zu jenen, die mit der Politik der Baskischen | |
Nationalpartei PNV und baskischen Exilregierung nicht einverstanden waren. | |
Sie wollten Widerstand im Innern des faschistischen Spaniens leisten. In | |
diesem Umfeld entstand 1958/59 die ETA. 1961 begannen die Anschläge, 1968 | |
erstmals mit Todesopfern. | |
## Rechtzeitige Flucht nach Frankreich | |
Als das Franco-Regime 1970 einen wichtigen Teil der ETA-Gründergeneration | |
im nordspanischen Burgos vor ein Militärgericht stellte, war Madariaga | |
nicht dabei. Ihm war rechtzeitig die Flucht in den französischen Teil des | |
Baskenlandes gelungen, wo er eine kleine Fabrik für Wasserhähne führte. | |
1986 nahm er die französische Staatsangehörigkeit an. | |
1988 wurde er unter dem Verdacht, Teile für Bomben hergestellt zu haben, | |
festgenommen und zu vier Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Entlassung | |
1991 ging der Vater von zehn Kindern aus zwei Beziehungen zurück in den | |
spanischen Teil des Baskenlandes und wurde dort als Anwalt tätig. | |
Er schloss sich dem politischen Arm ETAs, der Partei [2][Herri Batasuna] | |
(HB) an, die er 1995 wieder verlassen sollte. Ab 2001 wurde er dann in der | |
Gruppe von HB-Abtrünnigen aktiv, die unter dem Namen Aralar zwar für die | |
Unabhängigkeit des Baskenlandes, aber gegen Gewalt eintraten. Nachdem die | |
ETA die Waffen endgültig ruhen ließ, fanden beiden Strömungen – die | |
Madariaga im Laufe seines Lebens mitgeprägt hatte – wieder zusammen. | |
6 Apr 2021 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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