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# taz.de -- K-Frage in der Union: Vorsicht, Söder
> Viele wünschen sich den CSU-Chef als Kanzler. Dabei ist dessen
> Coronabilanz schlechter als die von Laschet – und er zudem ein
> politischer Wendehals.
Bild: Hat in seiner Karriere schon viele 180-Grad-Wenden vollzogen: CSU-Chef Ma…
Wie groß die Verzweiflung über die scheinbar endlose Coronakrise ist, lässt
sich daran erkennen, wie viele sich inzwischen nach einem Bundeskanzler
Markus Söder sehnen. Der bayerische Besserwisser führt nicht nur in allen
Umfragen unter UnionswählerInnen haushoch vor Armin Laschet. Auch unter
Linken, die bei den Coronamaßnahmen im Zweifel für Vorsicht plädieren, sind
die meisten im Zweifel [1][für den strengeren Söder]. Das ist verständlich,
aber sehr kurz gedacht.
Sollte es bei der Entscheidung über einen möglicherweise sehr lange
amtierenden deutschen Regierungschef wirklich nur darum gehen, wer in den
vergangenen Monaten mehr Ausgangssperren und Beherbungsverbote in seinem
Bundesland erlassen hat? Klar, dann würde die höhere Regelungsbereitschaft
und stringentere Rhetorik eindeutig für Söder sprechen.
Doch die Begeisterung für den CSU-Chef unterschlägt nicht nur die
Infektionsbilanz, die in Söders Bayern sogar schlechter aussieht als in
Laschets NRW. Auch wenn hier die Nähe zu Tschechien und Österreich eine
Rolle spielt: Die neuen Söder-Fans im Team Vorsicht scheinen sein
politisches Wirken in der Vor-Corona-Zeit zu vergessen oder zu verdrängen.
Es ist noch nicht allzu lange her, dass der heute mittig-moderate
Christsoziale von [2][„Asyltouristen“] sprach und seinen damaligen Rivalen
Horst Seehofer erst so richtig in den Streit mit Angela Merkel hineintrieb.
Daraus hat Söder zwar zweifellos gelernt und reumütig Besserung gelobt. Ob
aus tiefster Einsicht oder machttaktischem Kalkül, ist jedoch keineswegs
erwiesen.
## Laschet war immer liberal
Ebenso wenig sind auf Söders momentan [3][zur Schau getragene
Klimaschutzbereitschaft] bisher große Taten gefolgt. Dass er anders als
Laschet keine Kohle mehr verfeuert, liegt vielleicht auch daran, dass
Bayern keine hat. Und Windräder findet auch Söder nur dann gut, wenn sie im
Norden gebaut werden.
Sicher ist nur, dass Söder in seiner Karriere schon viele 180-Grad-Wenden
vollzog, wenn es ihm opportun erschien. Laschet hingegen verfolgt in
gesellschaftlichen Fragen wie der Migrationspolitik schon seit Jahrzehnten
konsequent einen liberalen Kurs innerhalb der Union. Er blieb auch dann
seiner Linie treu, als nur noch wenige Parteifreunde Merkels
Grenzoffenlassung verteidigten.
Damals saß Laschet oft als letzter Merkelianer aufrecht in den
Talkshows, also dort, wo er sich heute manchmal mit schwankenden Äußerungen
zur Coronapolitik blamiert. Wobei auch das kein Ausschlussgrund sein muss,
belegt es doch, dass Laschet bei aller berechtigten Angst vor dem Virus
immer auch die Folgen der Maßnahmen im Blick behält – und nicht autoritär
auftrumpft.
Wer aber glaubt, dass ein Kanzler Söder im Zweifel nur an die Gesundheit
der anderen und nie an sich selbst denken wird, mag mit diesem Kandidaten
selig werden.
1 Apr 2021
## LINKS
[1] https://www.forschungsgruppe.de/Aktuelles/Politbarometer/
[2] /Debattenkultur-in-Deutschland/!5525534
[3] /Soeders-Schaufensterpolitik/!5609845
## AUTOREN
Lukas Wallraff
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Kolumne Die Wahrheit
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