# taz.de -- Vorwürfe gegen Berliner Intendanten: Metoo an der Volksbühne | |
> Mehrere Mitarbeiterinnen der Berliner Volksbühne machen Intendant Klaus | |
> Dörr schwere Vorwürfe. Es geht um Machtmissbrauch und übergriffiges | |
> Verhalten. | |
Bild: Schwere Vorwürfe gegen den Intendanten: die Volksbühne in Berlin-Mitte | |
BERLIN taz | Eine Gruppe von Frauen wirft dem Intendanten der Berliner | |
Volksbühne Klaus Dörr vor, seine Macht missbraucht zu haben und gegenüber | |
Frauen übergriffig gewesen zu sein. Zehn Frauen hatten deshalb bei Themis, | |
der Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt, eine Beschwerde | |
eingereicht. Themis – 2018 als Reaktion auf die MeToo-Debatte gegründet und | |
vor allem für den Film- und Theaterbetrieb zuständig – reichte die | |
Beschwerde im Januar 2021 weiter an die Berliner Senatsverwaltung für | |
Kultur, den Arbeitgeber von Klaus Dörr. | |
In diesem Brief, der der taz vorliegt, listet Themis die Vorwürfe gegen | |
Dörr auf, darunter: enge, intime, körperliche Nähe und Berührungen, | |
unverhohlenes Anstarren auf die Brust, erotisierende Bemerkungen sowie | |
unangemessene SMS. | |
Die taz hat mit einigen Frauen der Gruppe gesprochen, sowie mit weiteren | |
aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter*innen von Klaus Dörr. [1][Dörr | |
war zuvor am Schauspiel Stuttgart] sowie am Maxim-Gorki-Theater in Berlin | |
Stellvertreter des Intendanten Armin Petras. Ehemalige | |
Mitarbeiter*innen dieser Theater bestätigen das Bild, das die Frauen, | |
die sich bei Themis beschwert haben, von Klaus Dörr zeichnen. | |
Eine Frau formuliert es so: „Es ist bei ihm immer eine Mischung aus Fördern | |
und Übergriffigkeit. Und dann gibt es die Frauen, die älter sind oder | |
kritischer, die gemobbt werden.“ Die taz gab Klaus Dörr die Gelegenheit, | |
auf die Vorwürfe zu reagieren. Dörr antwortete, er werde „in keiner Weise | |
auf die halt- und substanzlosen Anschuldigungen eingehen“ und schaltete | |
seinen Anwalt ein. | |
Andrea Koschwitz, die unter Klaus Dörr Chefdramaturgin am | |
Maxim-Gorki-Theater war, sagt, sie habe die Senatsverwaltung über Dörrs | |
Umgang mit Frauen informiert, bevor der zum Intendanten der Volksbühne | |
berufen wurde. Eine Mitarbeiterin von Klaus Lederer habe Koschwitz damals | |
wissen lassen: Sobald Frauen bereit seien, von Übergriffen zu berichten und | |
diese zu belegen, werde das Konsequenzen haben. Koschwitz sagt, sie habe | |
damals zwei Frauen gefunden, die dazu bereit waren. Kurz vorher aber habe | |
sie der Mut verlassen. | |
## Senatsverwaltung bestreitet Gespräch | |
Koschwitz sagt außerdem, dass Lederer mit Dörr gesprochen und ihm gesagt | |
habe, dass sowas nicht vorkommen dürfe. Eine ehemalige Mitarbeiterin des | |
Gorki-Theaters bestätigt gegenüber der taz, dass sie vom Büro von Klaus | |
Lederer angerufen worden sei, bevor Dörr zum Intendanten berufen wurde. Sie | |
sollte von Dörrs Umgang mit Frauen berichten, den sie als problematisch | |
beschrieb. | |
Die Senatsverwaltung bestreitet diese Gespräche. Vor der Ernennung von Dörr | |
zum Intendanten seien „keine konkreten diesbezüglichen Vorwürfe“ an die | |
Senatsverwaltung herangetragen worden. Es habe lediglich bei den | |
Vertragsverhandlungen zur Einstellung ein ganz grundsätzliches Gespräch zu | |
diskriminierungsfreiem Arbeitsklima gegeben, wie es immer geschehe. | |
Am 2. März 2021 hatte Klaus Dörr wegen der Beschwerde der zehn Frauen eine | |
Anhörung bei der Senatsverwaltung für Kultur. Eine Mail von Themis, die das | |
bestätigt, liegt der taz vor. Die gesamte Recherche zu den Vorwürfen gegen | |
Volksbühnen-Intendant Klaus Dörr lesen Sie in der [2][taz am wochenende vom | |
13./14. März 2021]. | |
12 Mar 2021 | |
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## AUTOREN | |
Viktoria Morasch | |
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