| # taz.de -- Die Union nach den Wahlen im Südwesten: Das Wahldebakel der CDU | |
| > Parteichef Armin Laschet hätte dringend einen Push für die | |
| > Kanzlerkandidatur gebraucht. Die CDU startet denkbar schwach ins | |
| > Superwahljahr. | |
| Bild: Unfroh über die Ergebnisse: CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak am Wahlabe… | |
| Berlin taz | Als CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak am frühen Sonntagabend in | |
| Berlin vor die Kameras tritt, hat er das [1][Debakel für seine Partei] fest | |
| im Blick. In einer Prognose hat das ZDF gerade 23 Prozent für die CDU in | |
| Baden-Württemberg, knapp 26 Prozent in Rheinland-Pfalz vermeldet. Ein | |
| historischer Tiefstand für die CDU in beiden Ländern. | |
| Besonders in Baden-Württemberg, lange Stammland der CDU, wiegt das schwer. | |
| Die ChristdemokratInnen hielten sich hier für die natürliche | |
| Regierungspartei – bis 2011 der Grüne Winfried Kretschmann an die Macht kam | |
| und auch Konservative begeisterte. | |
| Schon vor der Wahl hatten CDU-AnhängerInnen kundgetan, dass sie Kretschmann | |
| gerne als Ministerpräsidenten behalten wollen – viel lieber als die eigene | |
| Kandidatin Susanne Eisenmann, die derzeit in der grün-schwarzen Koalition | |
| Kultusministerin ist. Auch in Rheinland-Pfalz sieht es historisch schlecht | |
| aus. Hier allerdings ist die CDU bei den Landtagswahlen seit Jahrzehnten | |
| Kummer gewöhnt. | |
| „Um es in aller Klarheit zu sagen: Das ist kein guter Wahlabend für die | |
| CDU“, sagt Ziemiak nun in der CDU-Zentrale. „Wir hätten uns andere | |
| Ergebnisse gewünscht.“ Natürlich betont er, dass es sich vor allem um | |
| persönliche Siege der beiden MinisterpräsidentInnen handele. | |
| ## Ein „ganz schwieriges Wahljahr“ | |
| Ziemiak sagt aber auch, dass in der Bevölkerung Unmut und Unzufriedenheit | |
| mit dem Coronamanagement zunehme und der CDU ein „ganz schwieriges | |
| Wahljahr“ bevorstehe. Der Bundestagswahlkampf werde kein Selbstläufer. „Wir | |
| werden sehr hart kämpfen müssen.“ | |
| Noch klarer drückt das CDU-Präsidiumsmitglied Norbert Röttgen aus. Auf die | |
| Frage nach einer möglichen Regierung im Bund ohne die Union nach den | |
| Bundestagswahlen im September, antwortete er, dies sei denkbar. „Das müssen | |
| alle wissen, vor allen Dingen die CDU.“ Noch vor einigen Wochen schien der | |
| Wiedereinzug der Union ins Kanzleramt fast ein Selbstläufer zu sein. | |
| Auch wenn die CDU zu diesem Zeitpunkt noch hoffen kann, dass die Zahlen im | |
| Laufe des Abends etwas hochgehen werden, wenn die Stimmen der vielen | |
| BriefwählerInnen ausgezählt werden – zu diesem Zeitpunkt ist klar: Für | |
| die Partei ist das ein denkbar schlechter Start in das Superwahl, an dessen | |
| Ende im September die Bundestagswahl steht. | |
| Dies gilt auch für den neuen Vorsitzenden Armin Laschet. Der ist zwar – das | |
| muss fairerweise gesagt werden – noch nicht einmal zwei Monate im Amt und | |
| konnte nur begrenzt auf die beiden Länder Einfluss nehmen. Nach einer | |
| Umfrage sagen zwei Drittel der WählerInnen in beiden Ländern, dass der | |
| neue CDU-Chef das Ergebnis der Wahl nicht beeinflusst hat. Das heißt aber | |
| auch: Einen Push hat Laschet den WahlkämpferInnen seiner Partei eben | |
| auch nicht versetzt. | |
| ## Welche Rolle spielte der Maskenskandal wirklich? | |
| Das gilt auch andersherum: Auf seinem Weg zum Kanzleramt, wo Laschet wohl | |
| hin will, bringen ihn die Wahlergebnisse gar nicht voran – das Gegenteil | |
| aber könnte der Fall sein. Zumal Laschet erst einmal der Kandidat werden | |
| muss. Denn da gibt es ja noch CSU-Chef Markus Söder. | |
| Ob die Ergebnisse nun Laschet in diesem Zweikampf geschwächt haben, dazu | |
| will sich keiner der führenden CDU-Politiker:innen am Abend äußern. „Die | |
| Frage des Kanzlerkandidaten spielt heute keine Rolle“, sagt Ziemiak dazu. | |
| Auch CDU-Vize Julia Klöckner betont, dass die Verantwortung für die | |
| Wahlergebnisse in den Ländern liege. | |
| Die Ausgangslage dort war für die CDU nicht gut. In Stuttgart und Mainz | |
| regieren beliebte MinisterpräsidentInnen, Wechselstimmung gab es nicht. | |
| Doch auch von der Bundesebene kam zuletzt keine Unterstützung, im | |
| Gegenteil. Lange war die Zufriedenheit der Bevölkerung mit der | |
| Bundesregierung groß, die Mehrheit im Land war der Ansicht, dass Angela | |
| Merkel Deutschland gut durch die Pandemie steuere. Und so war es am Anfang | |
| auch. | |
| Doch dann ging vieles schief, der Kurs schlingerte – und das Vertrauen in | |
| die CDU nahm ab. Hinzu kam dann noch, dass sich zwei Bundestagsabgeordnete | |
| der Union [2][bei Geschäften mit Schutzmasken persönlich sechsstellig | |
| bereichert haben sollen]. Bei einem weiteren, der in Verdacht steht, vom | |
| autoritären Regime in Aserbaidschan geschmiert worden zu sein, gab es | |
| Durchsuchungen. | |
| Inwieweit die Korruptionsvorwürfe sich negativ auf die Wahlen ausgewirkt | |
| haben, ist allerdings unklar. Viele BriefwählerInnen hatten zu diesem | |
| Zeitpunkt bereits abgestimmt. | |
| 14 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
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