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# taz.de -- Volkswagen klimaschädllicher als erlaubt: CO2-Ziele der EU verpasst
> Volkswagen will die Klimavorgaben mittels E-Fahrzeugen künftig einhalten.
> Im Coronajahr hat der Konzern mehr als 8 Milliarden Euro Gewinn
> erwirtschaftet.
Bild: VW will den Absatz von E-Fahrzeugen in Europa im Jahr 2021 mehr als vervi…
Berlin taz | Der Volkswagen-Konzern hat 2020 die Vorgaben der EU für den
CO2-Ausstoß seiner Autos verfehlt. Für 2021 verspricht Vorstandschef
[1][Herbert Diess] aber das Einhalten der Grenzwerte. Erreichen will der
Autobauer das, indem er den Absatz von E-Fahrzeugen in Europa mehr als
vervierfacht.
In der EU gelten seit 2020 schärfere Werte für den CO2-Ausstoß von
Neuwagen. Sie liegen bei 95 Gramm pro gefahrenen Kilometer. Dabei werden
die Emissionen nicht für jeden einzelnen Wagen, sondern die gesamte
verkaufte Flotte eines Herstellers berechnet. Mit E-Autos können Hersteller
den Absatz besonders schmutziger Fahrzeuge ausgleichen.
Umweltschützer:innen kritisieren, dass auch Fahrzeuge mit E- und
Verbrennermotor zur rechnerischen Senkung des CO2-Ausstoßes herangezogen
werden.
Die offiziellen Verbrauchswerte von Hybridautos entsprechen den
tatsächlichen meistens nicht, weil die Wagen in der Regel überwiegend mit
Kraftstoff und nicht mit Strom betrieben werden. Außerdem können Hersteller
mit anderen einen Pool für die CO2-Abrechnung bei der EU bilden.
Der VW-Konzern hat 2020 den CO2-Ausstoß seiner Neuwagen zwar um ein Fünftel
gesenkt, lag aber immer noch 0,8 Gramm pro Kilometer über den Vorgaben. Die
EU sieht hohe Strafzahlungen für diesen Fall vor. Die EU-Kommission wird
sich in den kommenden Monaten damit beschäftigen. Zurzeit würden die Daten
der Autohersteller evaluiert, sagte eine Sprecherin der Kommission. VW ist
zuversichtlich, dass sich die Überschreitung nicht wiederholt.
## VW hält an Verbrennern fest
„Für 2021 sind wir überzeugt, dass wir die Werte einhalten“, sagte Diess
bei der Vorstellung der Konzernbilanz für 2020. Das Unternehmen will im
laufenden Jahr eine Million E-Autos ausliefern, 2020 waren es nicht einmal
250.000. Der Wolfsburger Konzern ist nach Toyota der zweitgrößte Autobauer
der Welt und unterhält zwölf Marken darunter VW, Audi, Škoda, Scania und
MAN.
Die Pandemie macht den Autobauern schwer zu schaffen, weil Kund:innen
deutlich weniger Fahrzeuge kaufen. Der VW-Konzern hat im vergangenen Jahr
rund 9,3 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert. Das waren 15 Prozent weniger als
2019, sagte Diess. Der Konzern verbuchte trotzdem einen Gewinn von 8,8
Milliarden Euro, nach 14 Milliarden 2019. VW profitiert von der großzügigen
staatlichen Förderung von E-Autos in Deutschland und 19 anderen
europäischen Ländern. In Europa hat VW den Marktanteil an E-Fahrzeugen im
vergangenen Jahr von 1,9 Prozent auf 10,5 Prozent gesteigert.
Bis 2025 will VW E-Auto-Weltmarktführer werden. Bereits am Montag hatte
Diess bei einer an den Stil des schrillen Tesla-Gründers Elon Mask
erinnernden VW-Show bekannt gegeben, dass der Konzern in Europa mit
Partnern bis 2030 sechs „Gigafabriken“ für die Batteriezellproduktion
errichten werde. Die ersten Werke sollen im schwedischen Skellefteå und in
Salzgitter entstehen. Anders als der US-E-Autobauer Tesla haben deutsche
Hersteller lange auf die Zulieferung der Batterien gesetzt, statt sie
selbst zu produzieren. Außerdem kündigte VW an, das Schnellladenetz für
E-Autos auf 18.000 Stationen in Europa zu verfünffachen.
Auch auf dem US-Markt investieren die Wolfsburger Manager stark in
E-Mobilität, unter anderem ebenfalls für den Aufbau eines
Schnellladenetzes. „Wir fühlen uns bestätigt von Joe Biden, der auf
Elektrifizierung setzt“, sagte Diess. Für den US-Markt wird der Autobauer
einen E-VW-Bus produzieren. „Der VW-Bus ist in den USA ein ikonisches
Produkt“, sagte Diess. In den USA hatte der [2][Betrugsskandal um
manipulierte Abgasvorrichtungen an Dieselmotoren] VW Milliarden gekostet
und einen schweren Imageschaden zugefügt. Jetzt gewinnt der Autobauer laut
Diess dort wieder Marktanteile hinzu.
Anders als [3][General Motors] und andere Hersteller hat VW bisher kein
Jahr für den Ausstieg aus dem klimaschädlichen Verbrennermotor festgelegt.
„E-Mobilität wird global mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten umgesetzt
werden“, erklärte Diess. VW wird weiterhin Verbrennermotoren produzieren,
etwa für den indischen oder den südamerikanischen Markt. Dort würde Strom
noch immer kohlebasiert hergestellt, rechtfertigte Diess das Festhalten des
Konzerns an der klimaschädlichen Technik. Werden E-Autos nicht mit grünem
Strom betrieben, haben sie unter Klimagesichtspunkten keinen Vorteil.
16 Mar 2021
## LINKS
[1] /Aktivistin-und-VW-Chef-im-Streitgespraech/!5622446
[2] /5-Jahre-Dieselskandal/!5711270
[3] /Konzerne-folgen-Bidens-Klimapolitik/!5748101
## AUTOREN
Anja Krüger
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