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# taz.de -- Bestechung bei VW-Tochter Scania: Ein Luxusbus für den Minister
> Die VW-Tochter Scania war laut einem Bericht in Indien in diverse
> Korruptionsskandale verwickelt. Intern soll nur ein Teil der Fälle
> aufgeklärt worden sein.
Bild: Sollten in Indien mit fragwürdigen Methoden verkauft werden: Scania-Busse
Die VW-Tochter Scania, die Busse und Lastwagen produziert, war in Indien in
diverse Korruptionsskandale verwickelt. Das haben gemeinsame Recherchen des
ZDF-Magazins „[1][Frontal 21]“ und des schwedischen Fernsehens SVT ergeben.
Ein interner Ermittlungsbericht, der den Sendern vorliegt und den auch die
taz einsehen konnte, zeigt, dass die Bestechung bis in die höchsten
politischen Kreise reichte: So lieferte Scania einen Luxusbus für den
indischen [2][Verkehrsminister Nitin Gadkari], der unter anderem bei der
pompösen Hochzeit von dessen Tochter im Dezember 2016 zum Einsatz kam.
Die Ausstattungsdetails – bis hin zur Farbe der Leder-Liegesitze – wurden
mit dem Sohn des Ministers per Mail besprochen. Offiziell wurde der Bus an
einen Vertriebspartner von Scania geliefert, finanziert über einen Kredit
von Volkswagen Financial Services – und für den bürgte Scania zu 100
Prozent. Nachdem der Kredit nicht bedient wurde, beglich die VW-Tochter auf
diese Weise die Rechnung von 260.000 Euro.
Dass die VW-Finanztochter sich damit an Bestechung beteiligt habe, wies der
Konzern auf ZDF-Anfrage zurück. Doch im internen Ermittlungsbericht steht
das Gegenteil: „Laut Einschätzung von Quellen bei Volkswagen Financial
Services war der Bus ein Geschenk mit dem Zweck, den Zuschlag für Geschäfte
in Indien zu bekommen“, heißt es da. Und auch die Konsequenzen, die
Volkswagen gezogen hat, sprechen dafür: „Die involvierten Mitarbeiter sind
nicht mehr im Unternehmen“, schreibt VW.
Auch auf regionaler Ebene soll Bestechung beim Busverkauf üblich gewesen
sein: Geld wurde in Umschlägen übergeben und später über
Provisionszahlungen refinanziert. Als Konsequenz sei nicht nur betroffenen
Mitarbeitern und Managern gekündigt worden, das Unternehmen habe sich auch
komplett aus dem öffentlichen Busmarkt in Indien zurückgezogen. Doch dabei
hat es der VW-Konzern belassen.
## Öffentlichkeit und Behörden nicht aktiv informiert
Obwohl sie seit über zwei Jahren bekannt sind, wurde die Öffentlichkeit
über die Korruptionsfälle bisher nicht informiert. Auch bei den örtlichen
Behörden wurden die Vorfälle nicht aktiv zur Anzeige gebracht, obwohl die
internen Leitlinien das vorsehen. Und intern wurde laut dem Bericht
ebenfalls nur ein Teil der Fälle aufgeklärt – bei anderen sei dies
ausdrücklich nicht erwünscht gewesen, heißt es.
Hartmut Bäumer von der Anti-Korruptions-Organisation Transparency
International sieht die Aufarbeitung darum kritisch. VW folge der Logik,
„nur das aufdecken zu lassen, was unvermeidbar ist“, sagte er im ZDF. „Das
ist für ein Weltunternehmen heute zu wenig.“
9 Mar 2021
## LINKS
[1] https://www.zdf.de/politik/frontal-21
[2] /Parlamentswahl-in-Indien/!5585155
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
## TAGS
Indien
Schwerpunkt Korruption
Volkswagen
Schwerpunkt Klimawandel
Verkehr
VW-Abgas-Skandal
Lkw
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