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# taz.de -- Rheinland-Pfalz vor Landtagswahl: In der Kampfzone
> Rheinland-Pfalz lebt vom Militär. Doch der Fluglärm und die Verschmutzung
> der Felder bringt einige Menschen auf. In Binsfeld regt sich Widerstand.
Bild: Die Anwohner der Air Base in Ramstein leiden unter dem Flugverehr
Berlin taz | Günther Schneider hat einen guten Blick auf die Air Base. Sein
Bauernhof in dem Eifeldorf Binsfeld liegt nur 600 Meter vom Zaun des
US-Luftwaffenstützpunkts Spangdahlem entfernt. Kurz dahinter beginnt die
Rollbahn.
„Bis Ende der Achtziger ist alle zwei Tage eine schwarze Rauchwolke über
den Ort gezogen“, sagt Schneider. Zu Übungszwecken habe die Air Force
regelmäßig Treibstoff in ein Erdloch geschüttet und angezündet, um den
Feuerball dann mit Spezialschaum zu löschen.
Kein Wunder, dass Böden, Grundwasser und Gewässer in der Region mit
Schadstoffen belastet sind. Einen Weiher am Ortsrand musste der Angelverein
schon vor Jahren aufgegeben. Die Behörden raten auch bei den Bächen zu
Vorsicht: Die Bevölkerung soll ihre Gärten lieber mit Leitungswasser gießen
und pro Monat höchstens 300 Gramm selbstgefangenen Fisch essen. „Die
Schadstoffe sehen Sie nicht. Sie wirken schleichend. Das macht sie so
gefährlich“, sagt Landwirt Schneider.
Ungewöhnlich ist dieses Problem in [1][Rheinland-Pfalz] nicht. Das Land ist
Militärstandort, seit Jahrzehnten ist vor allem die US Army vor Ort. Die
Ramstein Air Base ist der größte Air-Force-Standort außerhalb der USA und
das Medical Center im benachbarten Landstuhl das größte Krankenhaus. Auf
dem Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel lagern amerikanische Atombomben, und in
Spangdahlem heben fast täglich F16-Kampfjets ab.
## Viele Deutsche auf den Stützpunkten
Das Verhältnis zur Army ist ambivalent: Einerseits sind die Amerikaner ein
Wirtschaftsfaktor. Viele Deutsche sind auf den Stützpunkten beschäftigt
oder sind dort Auftragnehmer. Andererseits schadet vor allem der
Flugverkehr Mensch und Umwelt. Der Lärm, stärker als an zivilen Flughäfen,
ist die wohl offenkundigste Belastung. Die Schadstoffe, ob aus Löschschaum
oder aus anderen Quellen, wurden in den letzten Jahren verstärkt Thema.
Anders als in anderen Ortschaften scheut die Kommunalpolitik in Binsfeld
mittlerweile auch die Konfrontation nicht mehr. Die Verbandsgemeinde
Wittlich-Land, zu der das Dorf gehört, klagt derzeit auf Schadenersatz. Der
Klärschlamm der örtlichen Kläranlage sei mit Schadstoffen kontaminiert, die
auf den Löschschaum der Air Base zurückzuführen seien. Der Schlamm könne
daher nicht wie üblich an Landwirte abgegeben und auf Felder gestreut
werden, sondern müsse teuer verbrannt werden.
Knapp 70.000 Euro will die Gemeinde dafür von der Bundesanstalt für
Immobilienaufgaben haben. Die deutsche Behörde ist gemäß
Nato-Vereinbarungen im Verfahren zuständig, die Kosten müssten im Falle
einer Niederlage aber zu 75 Prozent die Amerikaner übernehmen.
## Anfrage der Linken
In der Antwort auf eine Bundestagsanfrage der Linken räumt die
Bundesregierung ein, „dass Schadstoffbelastungen im Bereich des Flugplatzes
auf die US-Nutzung zurückzuführen sind“. Ein Selbstläufer ist der Prozess
für die Gemeinde trotzdem nicht: Der Schaum, um den es geht, galt lange als
ausreichend umweltverträglich.
Noch bis ins Jahr 2011 durften Restbestände verbraucht werden. Wurde er
trotzdem auch später noch in Spangdahlem eingesetzt? Und falls nicht:
Müssen die US Army und die Bundesbehörde trotzdem haften?
Der Ausgang ist offen. Ein Gutachten soll offene Fragen klären, erst im
Juli geht der Prozess weiter. Derweil gibt es auf der Air Base ein neues
Problem: Aus einer Pipeline lief im Februar Treibstoff aus. Der Trierische
Volksfreund schrieb von „zigtausenden Litern“. Aber eine Gefahr für
Grundwasser und Bäche? Nein. Beteuert zumindest die Air Force.
7 Mar 2021
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Landtagswahl-in-Rheinland-Pfalz/!t5749350
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Schwerpunkt Landtagswahl in Rheinland-Pfalz
US-Army
Fluglärm
Schwerpunkt Landtagswahl in Rheinland-Pfalz
Friedensbewegung
Lesestück Recherche und Reportage
Nato
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