| # taz.de -- Männerrechtler und Bundesmittel: Doch kein Geld für Antifeministen | |
| > Ein Männerrechtsverein sollte ursprünglich 400.000 Euro aus dem | |
| > Bundeshaushalt bekommen. Nun stellt sich das Frauenministerium quer. | |
| Bild: Der Projektantrag entspreche nicht den rechtlichen Voraussetzungen, so Gi… | |
| Berlin taz | Es schien nicht mehr abzuwenden: Antifeministen sollten | |
| [1][mit Geld aus dem Bundeshaushalt bedacht werden], das eigentlich für | |
| Gleichstellungsarbeit beabsichtigt war. 400.000 Euro hatte der | |
| Haushaltsausschuss des Bundestags dem Männerrechtsverein „Forum Soziale | |
| Inklusion“ (FSI) im November mit den Stimmen der Koalitionsparteien | |
| zugesprochen. Doch jetzt verweigert das Frauen- und Familienministerium die | |
| Auszahlung. | |
| Mit einem Projektantrag wollte der Verein die zugesagten 400.000 Euro beim | |
| Ministerium abrufen. Aber die Abteilung Gleichstellung lehnte dies Anfang | |
| Februar ab. „Bei einer Förderung sind die rechtlichen Grundlagen zu | |
| beachten“, begründet eine Sprecherin von Frauenministerin Franziska Giffey | |
| (SPD) die Entscheidung gegenüber der taz. „Der Projektantrag des FSI, der | |
| vorliegt, entspricht nicht den rechtlichen Voraussetzungen.“ | |
| Das Ministerium verweist auf die Vorschriften der Bundeshaushaltsordnung | |
| sowie die hier anzuwendende gleichstellungspolitische Förderrichtlinie. Auf | |
| ihrer Grundlage geförderte Maßnahmen müssen das Ziel haben, die | |
| Gleichstellung von Frauen und Männern voranzubringen und Chancengleichheit | |
| zu ermöglichen. | |
| Ob das FSI dafür ein geeigneter Partner ist, daran hat das Ministerium | |
| Zweifel. „Das BMFSFJ sieht die inhaltliche und politische Ausrichtung des | |
| Vereins kritisch“, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage der taz im | |
| Dezember. | |
| ## Was passiert jetzt mit dem Geld? | |
| Aus gutem Grund: Das FSI gibt sich zwar moderat, ist aber Teil der | |
| Männerrechtsbewegung, [2][die Männer als Opfer betrachtet und gegen | |
| Feminismus mobil macht]. Auf seiner Website behauptet das FSI etwa, dass | |
| Männer mit ihren Bedürfnissen diskriminiert, während Frauen- und Mütter in | |
| der Geschlechter- und Familienpolitik bevorzugt würden. „Die wollen in der | |
| Öffentlichkeit nicht als antifeministisch betrachtet werden. Aber sie sind | |
| es“, resümierte [3][Antifeminismus-Experte Andreas Kemper] gegenüber der | |
| taz. | |
| „Das ist eine typische antifeministische Argumentation: Die Benachteiligung | |
| von Frauen wird negiert und die Bekämpfung von Diskriminierung als | |
| unberechtigte Bevorzugung von Frauen dargestellt“, erklärt auch die | |
| Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und | |
| Gleichstellungsstellen. Man sei „fassungslos“ über die Förderung, schreib… | |
| die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, und fordern in einem offenen | |
| Brief Aufklärung. | |
| Dass die Förderung des FSI im Haushaltsausschuss verabschiedet wurde, hätte | |
| „nicht passieren dürfen“, kritisiert auch die Sprecherin für Frauenpolitik | |
| der Grünen-Fraktion, Ulle Schauws. In der Bereinigungssitzung, der | |
| abschließenden Sitzung eines Haushaltsausschusses, können zwar kurzfristig | |
| noch Anträge eingebracht werden – was ein Unionspolitiker für den | |
| FSI-Antrag nutzte. Allerdings, so Schauws, würden auch diese Anträge im | |
| Vorfeld zwischen den Koalitionsparteien Union und SPD durchgesprochen und | |
| schriftlich formuliert. | |
| „Dass dennoch den Parlamentarier*innen von Union, aber auch der SPD | |
| die antifeministische Ausrichtung des Vereins dabei scheinbar nicht | |
| aufgefallen ist, ist schwer nachvollziehbar“, so die Grünen-Politikerin. | |
| Die antifeministische Haltung des Vereins sei mit der | |
| gleichstellungspolitischen Förderrichtlinie nicht vereinbar, so | |
| Grünen-Politikerin Schauws. Das schließe eine Förderung dauerhaft aus. | |
| Wie es mit dem Geld nun weitergeht, ist ungewiss. Man habe das FSI über die | |
| Anforderungen der Förderrichtlinie und die offenen Punkte im Antrag | |
| unterrichtet, erklärt eine Sprecherin des Frauenministeriums. Das Forum | |
| Soziale Inklusion gibt sich auf seiner Website gekränkt, dass „die oberste | |
| Gleichstellungspolitikerin der Republik“ das Gespräch mit dem Verein | |
| „verweigert“. Auf Nachfrage äußert sich das FSI nicht zu seinem weiteren | |
| Vorgehen. | |
| 22 Feb 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Franziska Schindler | |
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