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# taz.de -- Zeitplan für Corona-Impfungen: Frisch geimpft in den Sommerurlaub
> Die Kampagne zur Corona-Immunisierung wird sich in den nächsten Wochen
> stark beschleunigen. Man kann schon ausrechnen, wann das Ziel erreicht
> ist.
Bild: Ein Hausärztin im Landkreis Hof führt in einem Pilotprojekt eine Corona…
Berlin taz | Lange Zeit dominierten beim Thema Impfen die schlechten
Nachrichten: Weil die EU-Kommission zu zögernd bestellt hatte, war der
Impfstoff zu Beginn [1][extrem knapp]. Überlastete Hotlines und fehlende
Termine sorgten für Frust bei vielen, die für eine frühe Impfung berechtigt
waren. Ende Februar tauchte dann plötzlich ein neues Problem auf: Mehrere
Millionen Impfstoffdosen, die längst ausgeliefert waren, wurden nicht
verwendett – vor allem wegen schlechter Organisation durch die zuständigen
Bundesländer.
Dass die Impfkampagne durchaus schon Erfolge zeigt, ist dabei ein wenig
untergegangen: So sind die Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen
der Alten- und Pflegeheime mittlerweile fast komplett geimpft – und das
schlägt sich bereits deutlich in den Zahlen nieder: So ist [2][die Inzidenz
bei den Menschen über 80] seit Jahresbeginn weitaus stärker zurückgegangen
als im Gesamtschnitt der Bevölkerung. Und auch der weiterhin deutliche
Rückgang der täglichen Zahl der Coronatoten dürfte bereits teilweise auf
die Impfungen zurückzuführen sein.
Noch mehr Anlass zum Optimismus bietet aber der Blick nach vorn. Denn es
wird immer klarer, dass die Impfstoffmengen in den nächsten Wochen und
Monaten stark ansteigen. In der letzten Woche wurden in Deutschland rund
1,5 Millionen Impfdosen verabreicht – schon das ist eine deutliche
Steigerung gegenüber den Werten vom Februar. Doch schon Ende März kann
dieser Wert doppelt so hoch liegen, im Laufe des Aprils kann er auf 5
Millionen Impfungen pro Woche steigen, bis Ende Juni könnten 10 Millionen
erreicht werden.
So hoch sind zumindest die angekündigten Liefermengen der bisher
zugelassenen Hersteller Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca sowie von
Johnson & Johnson, für den die EU-Zulassung in Kürze erwartet wird. Wenn
noch weitere Impfstoffe dazukommen – etwa von Curevac oder der russische
Impfstoff Sputnik V –, kann die Zahl weiter steigen.
## Impfen auch in Arztpraxen
In den Mittelpunkt rückt darum immer stärker die Frage, wie die Impfstoffe
schnell genug genutzt werden können. Die bestehenden Impfzentren, in denen
er bisher überwiegend gespritzt wird, haben zwar vielerorts noch freie
Kapazitäten. Doch von April an könnten sie überlastet sein.
Spätestens ab diesem Zeitpunkt soll darum – wie von Anfang an geplant –
auch in Arztpraxen geimpft werden. Im Grundsatz hatten sich Bund und Länder
darauf schon bei ihrem letzten Gespräch in der vergangenen Woche geeinigt.
Details zum geneuen Starttermin und zur Impfstoffmenge, die den Praxen zur
Verfügung gestellt werden, wollten die Gesundheitsminister*innen aus
Bund und Ländern an diesem Mittwoch diskutieren. Es ist absehbar, dass die
Hausärzt*innen schon bald eine zentrale Rolle spielen werden.
Denn nur auf diese Weise wird es gelingen, die großen Impfstoffmengen
zeitnah zu nutzen. Die Impfzentren haben derzeit nur eine Kapazität von 2,4
Millionen Impfungen pro Woche. Selbst wenn diese, wie in den Szenarien der
Bundesregierung vorgesehen, bis zum Sommer auf 5 Millionen verdoppelt wird,
decken die Zentren höchstens die Hälfte des Bedarfs.
Die andere Hälfte [3][müssten Ärzte übernehmen] – und das ist durchaus
realistisch: Wenn in etwa 50.000 Haus- und Facharztpraxen jeweils 20
Impfungen am Tag durchgeführt werden, sind das genau 5 Millionen Impfungen
pro Woche; wenn wie vorgesehen auch Betriebsärzte impfen, würden die
Impfzentren noch stärker entlastet.
## Welche Reihenfolge gilt, ist offen
Doch auch wenn ab April die Arztpraxen eingebunden werden, kann sich dort
nicht sofort jeder impfen lassen. Wie genau künftig mit der Reihenfolge
verfahren wird, ist noch offen; auch darüber wollten Bund und Länder am
Mittwoch beraten. Bisher gibt es gemäß der Impfverordnung vier Gruppen, die
nacheinander geimpft werden sollen; sie orientieren sich vor allem an
Alter, Vorerkrankungen und Beruf.
Dabei solle es auch bleiben, forderte der Vorsitzende der Deutschen
Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. „Bundesregierung und Bundestag
haben versprochen, alte und kranke Menschen zuerst durch eine Impfung zu
schützen“, sagte er der Agentur AFP. „Schließlich sind sie am stärksten
bedroht.“ Wenn die Ärzte selbt entscheiden dürften, wer geimpft wird, drohe
Willkür.
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, forderte
dagegen mehr Flexiblität für die Ärzte. „Wir sollten nicht alles bis ins
Kleinste regeln wollen“, sagte er der Welt. Um schnell so viele Bürger wie
möglich zu impfen, müsse die strenge Priorisierung der Ständigen
Impfkommission schrittweise zurückgezogen werden, sagte Gassen.
Sicher aufgehoben wird die Priorisierung zunächst nur in Grenzregionen zu
Tschechien, in denen es besonders viele Infektionen gibt. Dort sollen schon
bald alle Menschen geimpft werden dürfen; weil die EU-Kommission dafür
zusätzlichen Impfstoff zur Verfügung stellt, sollte es dadurch nicht an
anderer Stelle zu Knappheiten kommen. Ansonsten will
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zunächst an der bestehenden
Impfreihenfolge festhalten. „Grundsätzlich ist es noch wichtig, die
Priorität einzuhalten“, sagte er am Mittwoch im ZDF.
Doch egal wie die genaue Reihenfolge aussieht – zumindest der Endpunkt der
Impfkampagne bleibt gleich: Selbst wenn nur die bisher zugelassenen
Impfstoffe genutzt und nur 90 Prozent der bestellten Menge geliefert
werden, kann bis Mitte August in Deutschland jede*r über 18 die erste
Impfung erhalten. Und wenn komplett geliefert wird, auch Johnson & Johnson
zugelassen wird und nur 80 Prozent geimpft werden wollen, ist das schon
Ende Juni der Fall. In den Sommerurlaub kann es es also – wenn ab jetzt
alles nach Plan läuft – bereits frisch geimpft gehen.
10 Mar 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
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