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# taz.de -- Impfgerechtigkeit und Priorisierung: Pragmatisch und ungerecht
> Einfach alle ohne Reihenfolge zu impfen, klingt verheißungsvoll. Aber
> dabei bleiben die Schwächeren auf der Strecke.
Bild: Streng nach der Priorisierung: Impfung einer Lehrerin in Hannover am 10. …
Sachsen will an der Grenze zu Tschechien, wo die Coronazahlen kaum
kontrollierbar sind, die festgelegte Impfreihenfolge aufheben. Alle ab 18
aufwärts sollen so schnell wie möglich geimpft werden. Warum nicht gleich
so, rufen jetzt viele – und warum nicht überall? Wir haben jetzt doch
gemerkt, dass die deutsche Impfbürokratie dem Virus nicht gewachsen ist.
Können wir jetzt nicht einfach alles in die Oberarme drücken, was geht –
statt darauf zu warten, dass auch die letzte Greisin ihren Weg zum
Impfzentrum gefunden hat?
Nein, nicht ganz. Es bleibt richtig, die am stärksten Gefährdeten zuerst zu
impfen. Jede andere Lösung – etwa eine Priorisierung nach
Verbreitungswahrscheinlichkeit – ist nicht nur ethisch schwer zu vertreten.
Es steckt auch eine andere Form der Gerechtigkeit in der Priorisierung: Sie
soll gewährleisten, dass sich nicht die Stärksten vordrängeln. [1][Die
vielen Beispiele von Kommunalpolitikern und anderen] ehrenwerten
Sich-wichtig-Nehmern zeigen, dass diese Gefahr sehr groß ist.
Und sie wird wachsen, wenn die HausärztInnen das Impfen übernehmen. Es mag
pragmatisch und angebracht klingen, das Impfen in die Praxen zu verlegen.
Aber wer kontrolliert eigentlich, ob dort tatsächlich das größte Risiko
entscheidet – und nicht etwa eine Privatversicherung oder andere
Virus-fremde Erwägungen?
Das bisschen Impfstoff, das Deutschland sich gesichert hat, findet seinen
Weg quälend langsam zu den Berechtigten – die neuen Mutanten sind schnell.
Der Druck, die Impfreihenfolge zu realitätsfernem Gedöns zu erklären,
wächst. Die Notmaßnahme in Sachsen wird kein Einzelfall bleiben.
Wenn aber die Priorisierung massenhaft unterlaufen wird, muss niemand lange
raten, wen das treffen wird: die schlecht Artikulierten mit
Vorerkrankungen. Das sind meist die Ärmeren, oft MigrantInnen, ohne
institutionelle Zugänge. Sie bekommen den rettenden Stoff dann als Letzte
oder Vorletzte. Wenn Covid-19 sie nicht vorher erwischt hat.
10 Mar 2021
## LINKS
[1] /Skandal-in-Sachsen-Anhalt/!5749699
## AUTOREN
Ulrike Winkelmann
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