# taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Grünes Licht für weitere… | |
> Die europäische Arzneimittelbehörde empfiehlt, den Corona-Impfstoff von | |
> Johnson & Johnson zuzulassen – nun eine Formsache. Deutschland meldet | |
> viele Neuinfizierte. | |
Bild: Johnson & Johnson-Vakzin: die EU steht kurz vor der Zulassung eines viert… | |
## Johnson & Johnson-Vakzin vor der Zulassung | |
Die Europäische Union steht kurz vor der Zulassung eines vierten | |
Covid-19-Impfstoffs. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA gab am | |
Donnerstag grünes Licht für den Einsatz des Vakzins von Johnson & Johnson | |
(J&J). Der zuständige Ausschuss der EMA empfahl eine bedingte Zulassung des | |
Impfstoffs für Personen ab 18 Jahren. | |
Die finale Entscheidung liegt bei der Europäischen Kommission, deren | |
Zustimmung aber als Formsache gilt. Bereits in der EU zugelassen sind die | |
Covid-19-Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca. Im | |
Gegensatz zu diesen bietet das Vakzin von J&J den Vorteil, dass eine | |
einmalige Impfdosis ausreichen soll statt zwei Dosen. | |
Die Staatengemeinschaft hat sich bei dem Unternehmen für dieses Jahr | |
insgesamt 200 Millionen Dosen gesichert. J&J hatte kürzlich erklärt, der | |
Konzern erwarte, im zweiten Quartal mit der Lieferung der zugesagten | |
Impfdosen beginnen zu können. Reuters hatte aber am Dienstag von einem | |
EU-Vertreter erfahren, dass J&J mit Problemen kämpft, die die geplante | |
Auslieferung von 55 Millionen Impfdosen im zweiten Quartal erschweren | |
könnte. | |
In der vergangenen Woche habe J&J mitgeteilt, dass das Unternehmen wegen | |
Problemen bei der Versorgung mit Impfstoff-Inhaltsstoffen und Ausrüstung | |
„unter Stress“ steht, das vereinbarte Lieferziel bis Ende Juni zu erfüllen, | |
sagte der Insider. | |
J&J hatte Ende Januar für das Mittel eine Wirksamkeit von 66 Prozent beim | |
Schutz vor mittelschweren bis schweren Covid-19-Verläufen in seiner | |
weltweiten Untersuchung mit rund 44.000 Teilnehmer:innen gemeldet. Bei | |
der Vorbeugung einer Krankenhauseinweisung war das Vakzin 14 Tage nach der | |
Impfung zu 85 Prozent wirksam und nach 28 Tagen zu 100 Prozent. Der | |
Impfstoff ist bereits in den USA, Kanada und Bahrain zugelassen. | |
## Dänemark setzt AstraZeneca-Impfungen aus | |
Dänemark setzt die Impfungen mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca wegen | |
möglicher Nebenwirkungen vorerst aus. Wie die dänische Gesundheitsbehörde | |
am Donnerstag mitteilte, liegen ihr Berichte über „schwere Fälle der | |
Bildung von Blutgerinnseln“ bei Geimpften vor. | |
Bisher sei laut der Behörde allerdings noch nicht abschließend geklärt, ob | |
es einen Zusammenhang zwischen den Impfungen und den Gerinnungsstörungen | |
gibt. Der Impfstoff von AstraZeneca soll auch in Deutschland eine wichtige | |
Rolle dabei spielen, bis zum Herbst möglichst viele Bürger:innen gegen | |
Covid-19 zu immunisieren. | |
## 14.356 Neuinfektionen gemeldet | |
Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) | |
binnen eines Tages 14.356 Neuinfektionen mit dem [1][Coronavirus] gemeldet | |
– und damit 2.444 mehr als vor genau einer Woche. Das geht aus Zahlen des | |
RKI vom Donnerstag hervor. | |
Auch die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 | |
Einwohner:innen (Sieben-Tage-Inzidenz) stieg mit 69,1 im Vergleich zum | |
Vortag (65,4) an. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 04.50 | |
Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen sind möglich. | |
Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 321 weitere Todesfälle verzeichnet. | |
Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 11.912 | |
Neuinfektionen und 359 neue Todesfälle registriert. | |
Mit dem Wert von 69,1 am Donnerstagmorgen stieg die Sieben-Tage-Inzidenz | |
auch wieder über den Wert von vor genau vier Wochen: Am 11. Februar hatte | |
die Inzidenz noch bei 64,2 gelegen. Die Zahl der neuen Ansteckungen in | |
Deutschland war im Januar und Februar über Wochen deutlich zurückgegangen. | |
Zuletzt stagnierte sie allerdings, was auch an der Verbreitung | |
ansteckenderer Varianten liegen könnte. | |
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2.532.947 nachgewiesene Infektionen | |
mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich | |
höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Gesamtzahl der | |
Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit | |
Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 72.810. | |
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom | |
Mittwochabend bei 0,96 (Vortag 0,97). Das bedeutet, dass 100 Infizierte | |
rechnerisch 96 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das | |
Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter | |
1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen | |
die Fallzahlen. (dpa) | |
## Wieler warnt vor nächster Welle | |
Ein Jahr nach der Erklärung einer Pandemie durch die | |
Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in Deutschland nach Überzeugung des | |
Robert-Koch-Instituts die dritte Coronawelle begonnen. „Wir haben ganz | |
klare Anzeichen dafür: In Deutschland hat die dritte Welle schon begonnen“, | |
sagte RKI-Präsident Lothar Wieler im Gespräch mit der | |
UN-Journalistenvereinigung (ACANU) in Genf. „Ich bin sehr besorgt.“ | |
Die strikte Anwendung von Schutzmaßnahmen wie Maske tragen und Abstand | |
halten sei trotz Impfungen weiter dringend nötig. | |
[2][Die Impfkampagne] sei ein Wettlauf gegen das mutierende Virus. Die | |
Ziellinie sei aber in Sicht: Wenn es keine Unterbrechungen wegen | |
Produktionsausfällen oder aus anderen Gründen gebe, könnten bis Herbst 80 | |
Prozent der Bevölkerung immun gegen das Virus sein. „Wenn das der Fall ist, | |
können alle Maßnahmen aufgehoben werden“, sagte Wieler. Er geht davon aus, | |
dass nach den ersten Impfrunden Auffrischungen nötig sind – in welchen | |
Abständen, sei bislang unklar. (dpa) | |
## Streit um Impfungen bei Hausärzt:innen | |
Der Chef des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, hat die Verzögerung beim | |
Start der Corona-Impfungen in den Hausärzt:innenpraxen kritisiert. | |
„Wir sind nicht nur bereit, wir scharren schon seit Wochen ungeduldig mit | |
den Hufen“, sagte Weigeldt dem Deutschlandfunk am Donnerstag. Er könne | |
nicht nachvollziehen, dass „man das Volk sozusagen im Lockdown hält“, statt | |
es zu impfen. Die Impfzentren seien am Anfang sicher notwendig gewesen. In | |
den Praxen könne aber schneller und besser geimpft werden. | |
Die Gesundheitsminister:innen von Bund und Ländern hatten sich am | |
Mittwoch auf die Empfehlung geeinigt, mit den Corona-Impfungen in den | |
Hausärzt:innenpraxen routinemäßig Mitte April zu beginnen. Begründet | |
wurde dies damit, dass noch nicht genügend Impfstoff für einen früheren | |
Start zur Verfügung stehe. Zuvor war ein Impfstart in den Praxen Anfang | |
April anvisiert worden. Die endgültige Entscheidung treffen Bundeskanzlerin | |
Angela Merkel (CDU) und die Länderchef:innen auf Grundlage der | |
Empfehlung der Gesundheitsminister:innen. | |
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), | |
Andreas Gassen, erwartet den Impfstart in Arztpraxen dagegen frühestens im | |
Mai – und nicht wie von der Bundesregierung geplant spätestens ab dem 19. | |
April. | |
Bei der Gesundheitsminister:innenkonferenz am Mittwoch sei | |
entschieden worden, dass der Impfstoff zunächst weiter an die Impfzentren | |
gehe, „sodass ich die Haus- und Fachärzte im April eher nicht im | |
Impfgeschehen sehe, weil sie schlicht und ergreifend nicht genug Impfstoff | |
bekommen werden“, sagte Gassen am Donnerstag im ZDF-“Morgenmagazin“. Er | |
gehe davon aus, dass „wir auf diese Ressourcen wohl dann erst im Mai | |
zurückgreifen können und es bei dem bisherigen Impftempo bleiben dürfte“. | |
Gassen zufolge habe die KBV angesichts des schleppenden Impfstarts damit | |
gerechnet, dass die Ärzt:innen schon „sehr viel früher“ in die | |
Impfstrategie eingebunden würden. Fünf Millionen Impfungen könnten in den | |
Praxen „ohne größere Anstrengungen“ pro Woche geleistet werden. Die | |
Hausärzt:innen könnten „das Impfen in hoher Frequenz und in großer Menge | |
leisten – wenn sie den Impfstoff bekommen“, so Gassen. | |
## Giffey warnt vor Aufweichung der Impfpriorisierung | |
Bundesfamilien- und Seniorenministerin Franziska Giffey (SPD) warnt derweil | |
vor einer Aufweichung der Prioritätenlisten für die Corona-Impfungen | |
zulasten älterer Menschen und anderer Risikogruppen. „Ältere Menschen | |
müssen bei der Impfung ganz besonders im Blick bleiben, weil sie die am | |
stärksten gefährdete Gruppe sind – so sieht es auch die Impfverordnung | |
vor“, sagte Giffey der „Augsburger Allgemeinen“ (Donnerstag). Diese | |
Priorisierung habe sich bereits jetzt bewährt: Die schnelle Impfung in | |
Pflegeeinrichtungen zeige Wirkung. | |
„Stand heute haben über 90 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner in den | |
Einrichtungen die erste Impfung erhalten, was die Situation enorm | |
verbessert hat“, betonte die Ministerin. Die Impf-Fortschritte öffneten | |
dort sehr konkrete Perspektiven auf ein Stück Normalität durch mehr | |
Kontakte und Besuche. Dass der Impfstoff von AstraZeneca nun auch für über | |
65-Jährige freigegeben werden solle, bringe „noch mehr Dynamik in den | |
Impfprozess“. Giffey appellierte an alle älteren Menschen, die Möglichkeit | |
der Impfung zu nutzen. | |
Zuvor hatten mehrere Ärzt:innenvertreter gefordert, | |
Ärzt:innenpraxen sollten bei Beteiligung an den Massenimpfungen selbst | |
über die Impfreihenfolge entscheiden dürfen, da sie am besten über die | |
Patient:innen Bescheid wüssten. | |
11 Mar 2021 | |
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