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# taz.de -- Kein Olympia in NRW: Kontinuität des Scheiterns
> Armin Laschet, Fan von Olympia-Rhein-Ruhr, ist verärgert. Nach der
> Fast-Vergabe der Spiele 2032 rechnet er ab: mit IOC und dem Deutschen
> Sportbund.
Bild: Nichtsdestotrotz-Olympionike: Ministerpräsident Armin Laschet in der Are…
Armin Laschet hatte schon bessere Laune. Die Pressekonferenz, die der
Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen am Freitagmittag in der
Arena Düsseldorf veranstaltete, könnte man als verhunzt bezeichnen, als
wirklich unerquicklichen Termin. Denn der Parteichef der CDU und Kandidat
für den Posten des Kanzlers musste vor aller Öffentlichkeit eine bittere
Niederlage verkünden. Die Olympischen Spiele im Jahr 2032 werden nicht in
der sogenannten [1][Metropolenregion Rhein-Ruhr] stattfinden, sondern mit
sehr hoher Wahrscheinlichkeit in Brisbane, an der australischen Goldküste.
Das Internationale Olympische Komitee hat unter der Woche Laschet und
seinen Mitstreiter Michael Mronz, ehedem Lebenspartner von Guido
Westerwelle, die unschöne Nachricht vom wiederholten deutschen Scheitern
überbracht. Die deutschen Olympiaplaner wurden kalt erwischt von der zu
einem sehr frühen Zeitpunkt erfolgten Entscheidung der Sportfunktionäre aus
Lausanne.
Entsprechend angesäuert sagte Laschet: „Keine Frage, die Entscheidung des
IOC hat uns überrascht und getroffen.“ Der Präsident des Olympischen
Komitees, Thomas Bach, habe ihm dargelegt, Brisbane sei ein guter Kandidat
in unsicheren Zeiten. „Ich teile diese Ansicht nicht“, sagte Laschet,
leicht pikiert. Natürlich sei die Initiative aus seiner Region viel besser,
versuchte er klarzumachen, ja geradezu vorbildlich sei der Wille, den Weg
von der fossilen zur klimaschonenden Gesellschaft zu gehen – sowie jenen
von der analogen zur digitalen. Aber was hat das mit Sport zu tun?
Überzeugt so etwas das IOC? Egal.
## „Fehlende Rückendeckung“
Laschet setzte nun zu einer persönlichen Abrechnung an. Zwei Adressaten
drängten sich ihm auf. Zuerst einmal wurde der Deutsche Olympische
Sportbund (DOSB) zum Ziel seines kaum verhehlten Grolls; später sollte er
sich noch über die „Intransparenz“ des IOC aufregen. „Der DOSB hat sich
nicht in der Lage gesehen, in einen intensiven Dialog einzutreten.“ Laschet
bemängelte eine „fehlende formale Rückendeckung“.
Fakt ist, dass sowohl der DOSB als auch die privatwirtschaftlich
organisierte Olympia-Initiative von Mronz mit 14 NRW-Städten nicht aus der
Knete gekommen sind. Sie haben die neuen, [2][beschleunigten
Entscheidungsprozesse im IOC] fast schon amateurhaft unterschätzt. Das
Olympiakomitee hatte sich nach Verabschiedung der Reformagenda 2020 mehr
„Flexibilität“ bei der Vergabe der Spiele ausbedungen.
Bisher wurde das zum Teil recht teure Kandidatenrennen sieben Jahre vor
Olympia mit einer nicht unspannenden Show beendet, jetzt scheint das IOC so
ein bisschen nach Gutdünken und im Geheimen seine Lieblinge auf den Olymp
zu schicken. Paris 2024 und Los Angeles 2028 benannte es im Doppelpack,
Brisbane 11 Jahre vorher. Aus einem berechenbaren Prozess ist ein
zeitliches Vabanque-Spiel geworden. „Der DOSB hat kein Gespür, was sich im
IOC tut“, ätzte Laschet folglich.
## Unbedarftheit deutscher Funktionäre
Mit dieser Einschätzung dürfte der Politiker recht haben, denn während die
Australier bei Thomas Bach sehr früh gut Wetter machten und mit dem
Ministerpräsidenten Scott Morrison, Annastacia Palaszczuk
(Premierministerin von Queensland) und Adrian Schrinner (Bürgermeister von
Brisbane) dem IOC verdeutlichten, dass Sport, Politik und Bürgerwille eine
Einheit in Down Under bilden, und dies bei Kristin Kloster Aasen, der
Vorsitzenden der Future Host Commission des IOC, offensichtlich sehr gut
ankam, versemmelte Sportdeutschland in gewohnter Manier ein
Sportgroßprojekt.
Die Reaktion von DOSB-Chef Alfons Hörmann auf die unliebsame Nachricht vom
Mittwoch spricht für sich. Auf der Eröffnungsfeier der nordischen Ski-WM in
Oberstdorf sagte er: „Dass das IOC die Entscheidung über die Olympischen
Spiele 2032 nicht 2025 trifft, sondern bereits vier Jahre früher eine
Weichenstellung vornimmt, kommt überraschend.“ Nicht nur der Vorsitzenden
des Sportausschusses, Dagmar Freitag (SPD), blieb angesichts dieser
Unbedarftheit die Spucke weg. Der Nachrichtenagentur dpa sagte sie:
„Langjährige Beobachter der Szene haben genau dies schon seit geraumer Zeit
prognostiziert.“
So blieb Armin Laschet nur die undankbare Rolle, der
Nichtsdestotrotz-Olympionike zu sein. Die Bewerbung soll weitergehen, 2036
in den Fokus rücken. Eine Bürgerbefragung soll stattfinden. „Wir wollen
weiter kämpfen.“ Was man halt so sagt in misslicher Lage.
26 Feb 2021
## LINKS
[1] https://www.rheinruhrcity.com/de
[2] https://www.olympic.org/future-host-election
## AUTOREN
Markus Völker
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